Sport in Anime heißt in der Regel Geschichten der ganz großen Träume: Angetrieben von einer intrinsischen Motivation und einem nie versiegenden Ehrgeiz kämpfen sich junge Menschen durch nie enden wollende Trainingseinheiten, schaffen durch Zusammenhalt und Freundschaft vorher Unvorstellbares, bis aus den blutigen Anfängern gereifte Athleten werden, die allen Widerständen zum Trotz immer weiter voran in Richtung Erfüllung ihrer Träume streben. Wie gestaltet sich jedoch das wahre Sportlerleben abseits dieser idealisierten Vorstellung? Gurazeni versucht sich an einer realistischen Darstellung des Alltags, wenn der Sport nicht Berufung, sondern Beruf ist. Deswegen ist die Serie nicht für Suchende eine mitreißender Geschichte geeignet, aber bietet Sport- und Gesellschaftsinteressierten einen Einblick in das Leben im Umfeld des japanischen Profibaseballs.
Dem Leitsatz folgend entpuppt sich die Hauptfigur Bonda Natsunosuke nicht als Mannschaftskapitän oder talentierter Rookie, sondern hat mit 26 Jahren bereits einige Jahre in einem mittelklassigen Teams der ersten japanischen Baseballliga verbracht, ist als Relief-Pitcher - grob erklärt ein Ersatzspieler für den Startpitcher, sei es aus physischen oder taktischen Gründen - jedoch sportlich kein Leistungsträger. Dementsprechend versucht er häufiger und besser zu spielen, um zum einen nicht an Bedeutung für sein Team und möglicherweise seinen Arbeitsplatz zu verlieren, zum anderen einen profitableren Vertrag auszuhandeln. Zwar verdient er aus der Perspektive eines Außenstehenden sehr gut, aber weit weniger als andere in der Branche. Diese riesige Verdienstspannweite im Sport spiegelt sich auch in einer Besonderheit Bondas wieder. Er kennt die Gehälter aller Spieler der Liga auswendig und fixiert sich derart darauf, dass beim Pitchen je nachdem, ob er mehr oder weniger als sein Gegenspieler verdient, seine Leistung davon beeinflusst wird.
Mit der Charaktereigenschaft sollte dem Hauptcharakter und somit der Serie vermutlich ein markantes, Aufmerksamkeit erzeugendes Alleinstellungsmerkmal verliehen werden, weswegen sich Bezüge hierauf sowohl im Titel als auch in den üblichen Beschreibungen wiederfinden und vor allem in den ersten Episoden vermehrt auftritt. Ob sich die Entscheidung marketingtechnisch gelohnt hat, kann ich nicht beurteilen, inhaltlich schadet sie der Serie allerdings in vielerlei Hinsicht. Zunächst widerspricht sie gesellschaftlichen Standards, wodurch Bonda von Beginn an einen unsympathischen Eindruck hinterlässt und der Zuschauer wenig Anreiz hat, Empathie für ihn zu entwickeln. Außerdem passt sie in der übertrieben ausgeprägten Form weder zum ansonsten vorherrschenden Realismus der Serie noch zu Bondas eigentlicher Persönlichkeit, denn abseits davon zeichnet er sich durch eine ruhige, manchmal unbeholfene, freundliche Art aus, welche ihn ansonsten eher unscheinbar wirken lässt. Glücklicherweise rückt jener Charakterzug recht schnell in den Hintergrund und gibt anderen durchdachteren Elementen Raum. Bonda ist eigentlich eine Allerweltsperson, was für die Prämisse der Serie vollkommen ausreicht.
So erlebt der Zuschauer den Alltag eines japanischen Baseball-Profis aus seiner Perspektive. Im Mittelpunkt steht dabei zu keinem Zeitpunkt das Erzählen einer spannenden Handlung, vielmehr konzentriert sich die Serie darauf, auf unterhaltsame Weise möglichst viele Facetten des Lebens in der Baseballindustrie zu vermitteln und zieht seinen Reiz hauptsächlich aus den regelmäßig auftauchenden neuen Einblicken und Informationen. Dies sollte einem vorm Ansehen der Serie bewusst sein, ansonsten könnte man angesichts blasser Charaktere sowie fehlendem Storyfortschritts stark enttäuscht werden.
Von der Trainingsgestaltung über die Gedankengänge während des Aufwärmens vor einem Spiel bis hin zur Vorsorge gegen Verletzungen werden eine Vielzahl beruflicher Abläufe detailliert gezeigt. In dem Zusammenhang werden ebenfalls einige Eigenheiten der Sportart teils erklärt, was je nach Wissensstand des Zuschauers als interessante Neuigkeiten unterhält oder als Wiederholung bekannter Tatsachen langweilt. Darüber hinaus erhält man einen Einblick in das Privatleben von Bonda und welche Auswirkungen sein besonderer Beruf hat, wobei dies von gesellschaftlichen Aspekten bis zu kleinen Anekdoten, warum Spieler in teuren Restaurants essen gehen und wer letztendlich die Rechnung bezahlen muss, ein breites Spektrum abdeckt. Anhand offensichtlicher Gedankengänge wird stets verdeutlicht, wie er die jeweiligen Dinge beurteilt, was seine Sorgen und Nöten sind und verschafft ihm so Persönlichkeit, ohne dass er besondere Tiefe erhält. Sie verschafft ihm aber genügend Glaubwürdigkeit, damit man ihn und folgend sein Leben ernst nehmen kann. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass trotz seiner geringen Rolle für den Verein sowie seines unscheinbaren Aussehens die für einen Profi typische herausragende Athletik dank der vielen in den Alltag integrierten Trainingsszenen deutlich betont wird.
Schließlich trifft Bonda im Serienverlauf einige Bekannte, die der Serie Möglichkeit geben, weitere Aspekte zu beleuchten. Diese Figuren besitzen weder besonderes Charisma noch durchdachte Hintergründe, da sie aber in der Regel ehe lediglich für eine Folge größere Bedeutung haben, erfüllen sie ihren Zweck, indem sie neue Blickwinkel auf die Baseballwelt geben und so neue Impulse setzen, nur nicht in der selben Ausführlichkeit, wie es bei Bonda der Fall ist.
Neben naheliegenden Personen, beispielsweise ein Spieler der zweiten Mannschaft, richten andere den Fokus auf andere mit dem Sport verknüpfte Bereiche. Vor allem die Probleme eines ehemaligen Teammitglieds, sich als Kommentator zu etablieren, oder auch die leicht sozialkritischen Untertöne des Zurechtfindens eines ausländischen Spielers sind erwähnenswert, weil sie zum einen Abwechslung schaffen, zum anderen die Dimensionen des Sports verdeutlichen. Ähnlich zu Bonda gelingt es, den auf ihnen lastende Druck auf direkte Weise anschaulich und realistisch zu vermitteln. Somit erhält der Zuschauer den Eindruck einer umfassenden Abbildung des japanischen Profibaseballs. Inwieweit er sich positiv auswirkt, wird ebenso nachvollziehbar behandelt wie seine Schattenseiten und vermittelt so ein Gefühl, wie es ist in seinem Umfeld zu arbeiten.
Abschließend muss ein Wort zur unterirdischen Optik verloren werden. Angefangen bei dem unoriginellen Durchschnittsartstil, über das Character Design mit fehlender Plastizität sowie Detailgrad bis hinzu den spärlichen Animationen und das grobe, in späteren Folgen etwas verbesserte CGI während der Baseballszenen wird deutlich, dass der Budgetgürtel sehr eng geschnallt war. In seinen besten Momenten sieht Gurazeni mittelmäßig aus, häufig reicht es jedoch nicht dafür und die Optik fällt störend auf, wobei ein eintretender Gewöhnungseffekt einen nach einer Weile darüber hinwegsehen lässt. Über die Akustik lässt sich dagegen abgesehen von einer gewissen Ohrwurmtendenz des Openings weder positiv noch negativ Erwähnenswertes sagen, sodass sie im Vergleich immerhin etwas besser dasteht. Insgesamt ist die technische Seite leider der schwächste Teil des Werkes und stellt die Umsetzung als Anime in Frage.
Gurazeni ist kein geheimer Animehit, aber die schlechte Gesamtbewertung auf der Seite spiegelt weniger seine Qualität wieder, als seine Ausrichtung abseits des Sportgenremainstreams. Anstelle einer dramatischen Geschichte oder ausgearbeiteten Charakteren wird einem hier ein mittelmäßiger Profibaseballspieler in seinem Alltag anhand episodischer Erlebnisse präsentiert, was viele langweilen dürfte. Mich hat das Konzept allerdings mit seiner realistischen Betrachtung des Sports angesprochen. Durch die detaillierten Abläufe und Gedankengänge erhält man ein umfassendes Bild vom Leben der im Profibaseball arbeitenden Menschen, nicht nur bezüglich ihrer Tätigkeit im Umfeld des Sports, sondern auch ihrer Einstellung dazu. Als Durchschnittseuropäer, dessen Wissen über Baseball trotz einer generellen Begeisterung für Sport sehr beschränkt ist, hat es mir professionellen Baseball, insbesondere die japanische, näher gebracht und einige neue Perspektiven auf die Sportindustrie allgemein ermöglicht. Dafür und für seinen erwachsenen Ansatz schätze ich Gurazeni, ungeachtet der durchwachsenen Optik und wenig motivierenden Charakteren.
Dem Leitsatz folgend entpuppt sich die Hauptfigur Bonda Natsunosuke nicht als Mannschaftskapitän oder talentierter Rookie, sondern hat mit 26 Jahren bereits einige Jahre in einem mittelklassigen Teams der ersten japanischen Baseballliga verbracht, ist als Relief-Pitcher - grob erklärt ein Ersatzspieler für den Startpitcher, sei es aus physischen oder taktischen Gründen - jedoch sportlich kein Leistungsträger. Dementsprechend versucht er häufiger und besser zu spielen, um zum einen nicht an Bedeutung für sein Team und möglicherweise seinen Arbeitsplatz zu verlieren, zum anderen einen profitableren Vertrag auszuhandeln. Zwar verdient er aus der Perspektive eines Außenstehenden sehr gut, aber weit weniger als andere in der Branche. Diese riesige Verdienstspannweite im Sport spiegelt sich auch in einer Besonderheit Bondas wieder. Er kennt die Gehälter aller Spieler der Liga auswendig und fixiert sich derart darauf, dass beim Pitchen je nachdem, ob er mehr oder weniger als sein Gegenspieler verdient, seine Leistung davon beeinflusst wird.
Mit der Charaktereigenschaft sollte dem Hauptcharakter und somit der Serie vermutlich ein markantes, Aufmerksamkeit erzeugendes Alleinstellungsmerkmal verliehen werden, weswegen sich Bezüge hierauf sowohl im Titel als auch in den üblichen Beschreibungen wiederfinden und vor allem in den ersten Episoden vermehrt auftritt. Ob sich die Entscheidung marketingtechnisch gelohnt hat, kann ich nicht beurteilen, inhaltlich schadet sie der Serie allerdings in vielerlei Hinsicht. Zunächst widerspricht sie gesellschaftlichen Standards, wodurch Bonda von Beginn an einen unsympathischen Eindruck hinterlässt und der Zuschauer wenig Anreiz hat, Empathie für ihn zu entwickeln. Außerdem passt sie in der übertrieben ausgeprägten Form weder zum ansonsten vorherrschenden Realismus der Serie noch zu Bondas eigentlicher Persönlichkeit, denn abseits davon zeichnet er sich durch eine ruhige, manchmal unbeholfene, freundliche Art aus, welche ihn ansonsten eher unscheinbar wirken lässt. Glücklicherweise rückt jener Charakterzug recht schnell in den Hintergrund und gibt anderen durchdachteren Elementen Raum. Bonda ist eigentlich eine Allerweltsperson, was für die Prämisse der Serie vollkommen ausreicht.
So erlebt der Zuschauer den Alltag eines japanischen Baseball-Profis aus seiner Perspektive. Im Mittelpunkt steht dabei zu keinem Zeitpunkt das Erzählen einer spannenden Handlung, vielmehr konzentriert sich die Serie darauf, auf unterhaltsame Weise möglichst viele Facetten des Lebens in der Baseballindustrie zu vermitteln und zieht seinen Reiz hauptsächlich aus den regelmäßig auftauchenden neuen Einblicken und Informationen. Dies sollte einem vorm Ansehen der Serie bewusst sein, ansonsten könnte man angesichts blasser Charaktere sowie fehlendem Storyfortschritts stark enttäuscht werden.
Von der Trainingsgestaltung über die Gedankengänge während des Aufwärmens vor einem Spiel bis hin zur Vorsorge gegen Verletzungen werden eine Vielzahl beruflicher Abläufe detailliert gezeigt. In dem Zusammenhang werden ebenfalls einige Eigenheiten der Sportart teils erklärt, was je nach Wissensstand des Zuschauers als interessante Neuigkeiten unterhält oder als Wiederholung bekannter Tatsachen langweilt. Darüber hinaus erhält man einen Einblick in das Privatleben von Bonda und welche Auswirkungen sein besonderer Beruf hat, wobei dies von gesellschaftlichen Aspekten bis zu kleinen Anekdoten, warum Spieler in teuren Restaurants essen gehen und wer letztendlich die Rechnung bezahlen muss, ein breites Spektrum abdeckt. Anhand offensichtlicher Gedankengänge wird stets verdeutlicht, wie er die jeweiligen Dinge beurteilt, was seine Sorgen und Nöten sind und verschafft ihm so Persönlichkeit, ohne dass er besondere Tiefe erhält. Sie verschafft ihm aber genügend Glaubwürdigkeit, damit man ihn und folgend sein Leben ernst nehmen kann. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass trotz seiner geringen Rolle für den Verein sowie seines unscheinbaren Aussehens die für einen Profi typische herausragende Athletik dank der vielen in den Alltag integrierten Trainingsszenen deutlich betont wird.
Schließlich trifft Bonda im Serienverlauf einige Bekannte, die der Serie Möglichkeit geben, weitere Aspekte zu beleuchten. Diese Figuren besitzen weder besonderes Charisma noch durchdachte Hintergründe, da sie aber in der Regel ehe lediglich für eine Folge größere Bedeutung haben, erfüllen sie ihren Zweck, indem sie neue Blickwinkel auf die Baseballwelt geben und so neue Impulse setzen, nur nicht in der selben Ausführlichkeit, wie es bei Bonda der Fall ist.
Neben naheliegenden Personen, beispielsweise ein Spieler der zweiten Mannschaft, richten andere den Fokus auf andere mit dem Sport verknüpfte Bereiche. Vor allem die Probleme eines ehemaligen Teammitglieds, sich als Kommentator zu etablieren, oder auch die leicht sozialkritischen Untertöne des Zurechtfindens eines ausländischen Spielers sind erwähnenswert, weil sie zum einen Abwechslung schaffen, zum anderen die Dimensionen des Sports verdeutlichen. Ähnlich zu Bonda gelingt es, den auf ihnen lastende Druck auf direkte Weise anschaulich und realistisch zu vermitteln. Somit erhält der Zuschauer den Eindruck einer umfassenden Abbildung des japanischen Profibaseballs. Inwieweit er sich positiv auswirkt, wird ebenso nachvollziehbar behandelt wie seine Schattenseiten und vermittelt so ein Gefühl, wie es ist in seinem Umfeld zu arbeiten.
Abschließend muss ein Wort zur unterirdischen Optik verloren werden. Angefangen bei dem unoriginellen Durchschnittsartstil, über das Character Design mit fehlender Plastizität sowie Detailgrad bis hinzu den spärlichen Animationen und das grobe, in späteren Folgen etwas verbesserte CGI während der Baseballszenen wird deutlich, dass der Budgetgürtel sehr eng geschnallt war. In seinen besten Momenten sieht Gurazeni mittelmäßig aus, häufig reicht es jedoch nicht dafür und die Optik fällt störend auf, wobei ein eintretender Gewöhnungseffekt einen nach einer Weile darüber hinwegsehen lässt. Über die Akustik lässt sich dagegen abgesehen von einer gewissen Ohrwurmtendenz des Openings weder positiv noch negativ Erwähnenswertes sagen, sodass sie im Vergleich immerhin etwas besser dasteht. Insgesamt ist die technische Seite leider der schwächste Teil des Werkes und stellt die Umsetzung als Anime in Frage.
Gurazeni ist kein geheimer Animehit, aber die schlechte Gesamtbewertung auf der Seite spiegelt weniger seine Qualität wieder, als seine Ausrichtung abseits des Sportgenremainstreams. Anstelle einer dramatischen Geschichte oder ausgearbeiteten Charakteren wird einem hier ein mittelmäßiger Profibaseballspieler in seinem Alltag anhand episodischer Erlebnisse präsentiert, was viele langweilen dürfte. Mich hat das Konzept allerdings mit seiner realistischen Betrachtung des Sports angesprochen. Durch die detaillierten Abläufe und Gedankengänge erhält man ein umfassendes Bild vom Leben der im Profibaseball arbeitenden Menschen, nicht nur bezüglich ihrer Tätigkeit im Umfeld des Sports, sondern auch ihrer Einstellung dazu. Als Durchschnittseuropäer, dessen Wissen über Baseball trotz einer generellen Begeisterung für Sport sehr beschränkt ist, hat es mir professionellen Baseball, insbesondere die japanische, näher gebracht und einige neue Perspektiven auf die Sportindustrie allgemein ermöglicht. Dafür und für seinen erwachsenen Ansatz schätze ich Gurazeni, ungeachtet der durchwachsenen Optik und wenig motivierenden Charakteren.
Kommentare
Wenn man etwas weg vom mainstream möchte und einen kleinen Seinen Anime für zwischendurch möchte kann Gurazeni für einen das richtige sein. Man sollte es ganz interessant finden einen durchschnittlichen Baseball Profi der vor alem geldorientiert ist, ansonsten aber einen guten Charakter hat, in seinem Alltag und leichten Entwicklung zuzusehen.
Man darf hier aber keinen Ganbatte/ absoluten wettbewerbsorientierten Anime erwarten und keine optische Meisterleistung.
Gerade die Animationen sind nicht sehr hübsch, Zeichenstil ist auch eher unterdurchschnittlich, aber es ist anguckbar und man gewöhnt sich daran.
Auch keine pschologisches Meisterspiel, oder extrem spannendes Drama.
Ich konnte mit der Zeit mit dem Mainchar und seinen Freunden mitfühlen und fand Gurazeni teilweise angenehm oder witzig anzusehen. Aber Gurazeni hat keine große Spannung oder Begeisterung und ist insgesamt zu schlecht inszeniert, als dass man es gesehen haben muss.