Eins vorweg: ich bin seit über einem Jahrzehnt Besucher auf Anisearch und doch ist das hier mein erstes Kommentar. Warum hat mich ausgerechnet diese Serie dazu gebracht? Um etwas richtig zu stellen und um eine Warnung auszusprechen. Den ich wusste nicht worauf ich mich an diesem schönen Sonntagnachmittag einlasse.
Netflix hatte mir die Serie erfolglos aufdrängen wollen. Erst ein 9GAG Post und mein Vorredner „ ACoolKnight“, im Kontrast zu der eher durchwachsenen Bewertung, haben mich dazu bewegt, Devilman Crybaby zu schauen, am Stück.
Zunächst einmal möchte ich auf den Animationsstil eingehen.
Ist es ein Indikator für niedriges Budget? Nein.
Es kann natürlich sein, dass die Produktionskosten in der Tat gering waren. Aber den Animationsstil mit niedrigem Budget gleichzusetzen bedeutet, ihn als minderwertig zu bezeichnen. Damit würden viele eigensinnige Werke wie z.B. Tatami Galaxy, Mononoke oder auch Mob Psycho 100 in derselben Schublade landen. Das kann nicht richtig sein.
Auch wenn die Animationen teils grob, skizzenhaft oder karikaturistisch verzehrt ausfallen, sind sie nicht minder Ausdrucksstark. Im richtigen Moment detailliert oder überraschend dynamisch werden hier starke Bilder vermittelt.
Grundsätzliches zum Inhalt: Devilman Crybaby ist exzessiv, in vielerlei Hinsicht. Ich persönlich würde der Serie ein FSK 18 geben, nicht nur wegen der sexuellen Darstellungen. Gleich die erste Folge bietet ganz unerwartet die volle Palette an grenzwertigen Darstellungen und es wird im Späteren umso mehr. Passt also auf wo, wann oder mit wem Ihr die Serie schaut.
Wer hier eine Superheldengeschichte erwartet, einen Kamen Rider, der irrt sich. Hier gibt es keine typischen Positionen (Held, seine Zukünftige, Freunde, Bösewicht, etc.) und auch keine typische Entwicklung. Das Happy End könnt ihr euch auch abschminken. Ist das ein Spoiler? Nein.
Es ist wie mit den Sturmwarnungen in Deutschland. Die gibt’s wegen jedem Lüftchen und wenn dann aber tatsächlich ein Sturm tobt sind alle entsetzt. Hier haben wir, wie so oft, den Tag „Endzeit“ stehen. Und der will diesmal ernstgenommen werden.
Devilman Crybaby sticht aus der Masse hervor, indem er sich resolut und kompromisslos in eine unschöne Richtung entwickelt und dabei zunehmend eskaliert, ob es dem Zuschauer nun gefällt oder nicht. Man sollte davon absehen, Sympathie gegenüber einzelnen Charakteren aufzubauen.
Ich musste feststellen, dass die meisten tragischen Szenen, mit Ausnahme einer einzigen, mich relativ kalt gelassen haben. Normalerweise ein großer Nachteil. Ist das erzählerische Schwäche? Nein. Angesichts des letztendlichen Ausmaßes wirken einzelne Verluste unbedeutend und es war vielleicht genauso beabsichtigt.
Die Erzählung hat zunächst ein stabiles, angemessenes Tempo. Zum Ende hin wirkt die Handlung aber zunehmend schnell und bruchstückhaft. Auch das kann man, wie üblich, als Nachteil sehen. Mir kam es aber dieses Mal, ausnahmsweise, richtig vor.
Während das Finale immer näher rückt, sind immer weniger Details von Bedeutung und es bleibt nur noch die grobe Essenz, das Ende des Roten Fadens.
Fazit:
Es mag an dieser Stelle seltsam klingen, aber mir hat der Anime nicht gefallen. Er ist optisch eine Herausforderung und er hinterlässt einen widerlich bitteren Nachgeschmack. Und trotzdem, ungeachtet dessen und aller scheinbaren Schwächen, ist er sehenswert!
Ich bin der Meinung, dass eine Geschichte dazu da ist, erzählt zu werden und nicht verzweifelt versuchen muss, den Zuschauer glücklich zu machen.
Devilman Crybaby macht es richtig. Er ist kontrovers, resolut und kompromisslos. Er hat euch eine kräftige Geschichte zu erzählen. Schmeckt nicht? Tja, nicht sein Problem.