So, es ist wieder soweit: Onkel Acuros zetert rum, bis ihm die Aorta platzt … oder zumindest erheblich anschwillt.
Die Einstiegsszene wirkt regelrecht bedrohlich: Düsteres Klavierspiel,
Chise fällt bewusstlos zu Boden,
Ruth spuckt als ihr Vertrauter ebenfalls Blut,
Elias ist für seine Verhältnisse regelrecht aufgelöst … und dann zimmert
Oberon – in allerfeinster Slapstick-Manier – dem armen Elias eine, weil er sich mal zusammenreißen soll. Geht’s noch? Unpassender jedenfalls nicht … als Würdigung gab’s von mir einen zünftigen, geräuschvollen Facepalm.
Wie auch immer: Der vor Seriösität strotzende Oberon behauptet natürlich kackdreist, Chise müsse zur Behandlung ins Feenreich, denn ein Menschenkrankenhaus könne ihr ja wohl kaum helfen. Tja, und das, obwohl Chise sich in Folge 1 noch so gegen ein Eintreten gewehrt hat und Elias auch schon zur Prävention bereitstand – nun trägt er sie persönlich dorthin. Der Abstieg sah übrigens ziemlich cool aus, vor allem die Kristalle, bei deren Anblick dann endlich mal der Groschen bei mir fiel: Die Serie setzt sicherlich viel CGI ein (immergibt es auch dafür die »Director«-Rolle). Beim Abstieg klingt Elias mal kurz ziemlich bemerkenswert (weil zornig), denn ein paar kleine Einaugen-Wesen haben nichts Besseres zu tun, als ihn zu beschimpfen.
Chise wird von einer elfenartig aussehenden Frau namens
Shannon behandelt, die ein Wechselbalg ist – vertauscht vor vielen Jahren, hat sie über 50 Jahre unter den Menschen gelebt und kehrte dann zurück ins Feenreich. Sie erklärt Chise auch, dass Oberon ein ziemlicher Blödmann ist, denn ein Krankenhaus für Menschen wäre wirklich die bessere Wahl gewesen – eine Aussage, die bezweifelt werden darf: Kurz nachdem Chise (merklich bandagiert) erwacht ist, bringt die gute Shannon sie zwecks Wundheilung zu einem magischen Teich, was jetzt – soweit mit meiner bescheidene Bildung einschätzbar – nicht zum klassischen Grundrepertoire eines Krankenhauses gehört …
Auf dem Weg dahin darf man sich aber zuerst einmal an ihren Ehemann erfreuen:
Shanahan, der Zentaur; ursprünglich das Menschenkind, das mit Shannon vertaucht wurde und in seiner Zeit im Feenreich gewisse Änderungen durchgemacht hat. Der Typ ist jedoch ein noch größerer (sprich: peinlicherer) Trottel als Oberon und deswegen natürlich folgerichtig Shannons Ehemann, denn so läuft das nun mal im kunterbunten Feenland: Wenn du als Frau keinen Deppen abkriegst, dann bist du nichts.
Ach ja: Wieso wird dort überhaupt geheiratet? Machen da nicht eh alle, was sie wollen? Los, ich will jetzt zügellose Polygamie sehen, ihr selbsternannten Menschenverachter.
Kurze Zeit später, nun im Teich angekommen, wird Chise plötzlich von Shannon unter Wasser gedrückt – gut, sie sagt noch vorher, dass sie Chise zutiefst verabscheut, aber seltsam war’s schon. Letztere, kurz vorm Ableben, erinnert sich erst an ihre Mutter, dann aber an Elias’ Worte, sie solle den Kopf hochhalten und nach vorn schauen. Tja, Augen auf, Shannon ergriffen und ab ins Wasser mit ihr … eine Wendung, die mich restlos irritierte.
Nun, inhaltlich ergibt das dann schon (irgendwie) Sinn, denn Chises Wunden rühren laut Ärztin eben daher, dass ihr Lebenswille sehr zu wünschen übrig lässt und dieser kurz vorm Sterben am größten ist. Aber ach, wie soll ich es sagen … Himmel, Arsch und Zwirn, es ist trotzdem ein Mordversuch! Und wie verhalten sich die beiden? Tante Shannon ist nur milde erstaunt über die Chises Gegenwehr, während die sich nicht mal
ansatzweise aufregt (von ihren initialien Irration mal abgesehen). Also mal ehrlich – wir Zuschauer sitzen nun doch nicht mit der Hose überm Kopf (um mal Anas vor kurzem empfohlene
Rezension zu würdigen) vorm Bildschirm und kichern grenzdebil vor uns hin – oder etwa doch?
Elias trifft in der Zwischenzeit auf
Titania (die Glocken schwingen wieder), die ihn überzeugen will, ins Feenreich umzuziehen – mit Chise, denn das Menschenreich würde ihre Seele vergiften (gut, das ist nicht gerade falsch). Und während mir so auffiel, dass der Zeichenstil bei den Hintergründen hier irgendwie verwaschener war, lehnte Elias ab: Er ist den Spott der Feen leid, Mitleid will er gleich gar nicht; es waren (einige wenige) Menschen, die ihn akzeptierten. »Wer denn bitte, außer Chise?«, fragte ich micht dabei, denn Silky kann es schon mal nicht sein – die ist eine Banshee, wie man kurz Zeit später erfährt.
Die gute
Silky hockt nämlich allein zu Hause und langweilt sich entsetzlich. Was macht man in einem solchen Fall? Richtig: Man dekoriert erbarmungslos um. Silky benutzt dafür Zauberei und schon haben Tapete und Fußboden ein neues Muster. Sie erinnert sich auch daran, wie sie einst als Banshee ihre alte Familie verloren hat, wie
Spriggan sie fand und zu eben dem Haus führte, in demsie nun lebt – allerdings wohnte Elias damals noch nicht dort. Spriggan ist auch derjenige, der ihr ihre jetzige Kleidung und vor allem den Namen »Silky« gab. Eine schön gemachte Szene, bei der ich die Darstellung der Grashügel, die Silky – immer noch aufgelöst – erreicht, irgendwie herrlich, fast schon surreal fand.
Indes sind Elias und Chise auf dem Rückweg und … es ist Winter. Tja, die Zeit im Feenreich verstreicht offenbar schnell. Schön anzusehen war, wie sehr sich Silky über die Rückkehr der beiden gefreut hat, fiel sie der überraschten Chise doch mit Anlauf um den Hals.
Fazit[1]:Insgesamt eine eigentlich solide Folge, aber eben mit ein paar klaren Schwächen: die Slapstick-Grütze mit Oberon, der Dödel vom Dienst namens Shanahan und natürlich die Teichszene. Gerade letztere stößt mir sauer auf, weil Chises Verhalten nicht nachvollziehbar ist. Sie lässt sich ja generell mehr gefallen, als glaubhaft ist, aber das Hinnehmen eines ausgiebigen Erwürgversuchs ist einfach Unfug – und da lasse ich außer Acht, dass von Würgemalen rein gar nichts zu sehen ist (daran dürfte der Halsverband kaum was ändern).
[1] bei der Textlänge kann ich es auch gleich wie eine Rezension aussehen lassen …Beitrag wurde zuletzt am 20.02.2021 01:10 geändert.
Kommentare (1)
Aber gut, dass ich nicht die Einzige bin, der es mit der OVA so ging.