AsaneRedakteur
#1Und wieder ein englisches Kinderbuch als Vorlage.
Yonebayashi hat einen unverkennbaren Stil, auch wenn die Nähe zu Hayao Miyazaki augenfällig ist. Und wieder spielt ein kleines, rothaariges Mädchen die Hauptrolle. Das alles ist wunderschön anzusehen und sehr unterhaltsam, wenngleich man auch oft schon vorher weiß, wie der Hase läuft.
Augenfällig sind auch die zahlreichen Referenzen an andere Ghibli-Filme. Angefangen von den seltsamen Robotern (Schloss im Himmel) über die fliegenden Wasserfische (Ponyo) bis hin zu dem Protagonisten, der auf einem Hirsch dahergaloppiert (Prinzessin Mononoke). Und die zwei älteren Damen Charlotte und Banks erinnern auch irgendwie an die Oma und ihre Haushaltshilfe aus "Kiki". (Möglicherweise ist auch der technische Baukomplex der Endor-Universität von einem gewissen Badehaus inspiriert.)
Dann aber zerfällt der Film (mal wieder!) in zwei Teile: dem "Uchi"-Part, rund um Mary und ihr (vorübergehend) neues Heim, der bestes Slice of Life bietet mit Wohlfühlgarantie; sowie dem "Soto"-Part, wo es rasant Richtung Adventure-Kino geht. Denn ab da zeigt sich mal wieder eine typische Gegenläufigkeit (die jedoch keineswegs Anime-typisch ist): je mehr Wumms, desto weniger Logik. Klar, können auch hier die Explosionen nicht laut und bunt genug sein, müssen die alchemistisch-magischen Ingredienzen in möglichst bizarr geformten gläsernen Gerätschaften violett und giftgrün schimmern (die einzigen zulässigen Farben in alchemistischen Animes) , und wie es der Zufall will, ist auch immer Flanagan mit seinem Ordnungssinn zur Stelle und hilft ungewollt aus der Patsche - und das riecht, alles in allem, doch ein wenig zu sehr nach Deus ex Machina.
Das alles aber ist, wie an der Bewertung zu ersehen, Jammern auf hohem Niveau. Der Humor-Part ist subtil und dezent, die Charaktere sind durchweg glaubwürdig (das magische Personal allerdings teilweise überzogen grotesk, aber das mag dem comic relief geschuldet sein), die musikalische Untermalung passend und doch irgendwie unauffällig.
Bleibt noch die deutsche Fassung: im wesentlichen recht anständig. Wenn doch nur die Sprecherin der Mary sich dazu hätte durchringen können, halbwegs klaa un deutlech zu aatekulian. Man möchte mit Prof. Henry Higgins einstimmen: "Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht?"
Ach ja, und am Ende des Films gibt's natürlich noch eine Botschaft, die man aber schon 10 Meter gegen den Wind riechen kann. Macht aber nix.
[Edit: Typos eliminiert]
Yonebayashi hat einen unverkennbaren Stil, auch wenn die Nähe zu Hayao Miyazaki augenfällig ist. Und wieder spielt ein kleines, rothaariges Mädchen die Hauptrolle. Das alles ist wunderschön anzusehen und sehr unterhaltsam, wenngleich man auch oft schon vorher weiß, wie der Hase läuft.
Augenfällig sind auch die zahlreichen Referenzen an andere Ghibli-Filme. Angefangen von den seltsamen Robotern (Schloss im Himmel) über die fliegenden Wasserfische (Ponyo) bis hin zu dem Protagonisten, der auf einem Hirsch dahergaloppiert (Prinzessin Mononoke). Und die zwei älteren Damen Charlotte und Banks erinnern auch irgendwie an die Oma und ihre Haushaltshilfe aus "Kiki". (Möglicherweise ist auch der technische Baukomplex der Endor-Universität von einem gewissen Badehaus inspiriert.)
Dann aber zerfällt der Film (mal wieder!) in zwei Teile: dem "Uchi"-Part, rund um Mary und ihr (vorübergehend) neues Heim, der bestes Slice of Life bietet mit Wohlfühlgarantie; sowie dem "Soto"-Part, wo es rasant Richtung Adventure-Kino geht. Denn ab da zeigt sich mal wieder eine typische Gegenläufigkeit (die jedoch keineswegs Anime-typisch ist): je mehr Wumms, desto weniger Logik. Klar, können auch hier die Explosionen nicht laut und bunt genug sein, müssen die alchemistisch-magischen Ingredienzen in möglichst bizarr geformten gläsernen Gerätschaften violett und giftgrün schimmern (die einzigen zulässigen Farben in alchemistischen Animes) , und wie es der Zufall will, ist auch immer Flanagan mit seinem Ordnungssinn zur Stelle und hilft ungewollt aus der Patsche - und das riecht, alles in allem, doch ein wenig zu sehr nach Deus ex Machina.
Das alles aber ist, wie an der Bewertung zu ersehen, Jammern auf hohem Niveau. Der Humor-Part ist subtil und dezent, die Charaktere sind durchweg glaubwürdig (das magische Personal allerdings teilweise überzogen grotesk, aber das mag dem comic relief geschuldet sein), die musikalische Untermalung passend und doch irgendwie unauffällig.
Bleibt noch die deutsche Fassung: im wesentlichen recht anständig. Wenn doch nur die Sprecherin der Mary sich dazu hätte durchringen können, halbwegs klaa un deutlech zu aatekulian. Man möchte mit Prof. Henry Higgins einstimmen: "Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht?"
Ach ja, und am Ende des Films gibt's natürlich noch eine Botschaft, die man aber schon 10 Meter gegen den Wind riechen kann. Macht aber nix.
[Edit: Typos eliminiert]
Beitrag wurde zuletzt am 16.09.2020 01:14 geändert.