Mary und die Blume der Hexen (2017)

Mary to Majo no Hana / メアリと魔女の花

Rezensionen – Mary und die Blume der Hexen

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Mary und die Blume der Hexen“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#1
Und wieder ein englisches Kinderbuch als Vorlage.

Yonebayashi hat einen unverkennbaren Stil, auch wenn die Nähe zu Hayao Miyazaki augenfällig ist. Und wieder spielt ein kleines, rothaariges Mädchen die Hauptrolle. Das alles ist wunderschön anzusehen und sehr unterhaltsam, wenngleich man auch oft schon vorher weiß, wie der Hase läuft.

Augenfällig sind auch die zahlreichen Referenzen an andere Ghibli-Filme. Angefangen von den seltsamen Robotern (Schloss im Himmel) über die fliegenden Wasserfische (Ponyo) bis hin zu dem Protagonisten, der auf einem Hirsch dahergaloppiert (Prinzessin Mononoke). Und die zwei älteren Damen Charlotte und Banks erinnern auch irgendwie an die Oma und ihre Haushaltshilfe aus "Kiki". (Möglicherweise ist auch der technische Baukomplex der Endor-Universität von einem gewissen Badehaus inspiriert.)

Dann aber zerfällt der Film (mal wieder!) in zwei Teile: dem "Uchi"-Part, rund um Mary und ihr (vorübergehend) neues Heim, der bestes Slice of Life bietet mit Wohlfühlgarantie; sowie dem "Soto"-Part, wo es rasant Richtung Adventure-Kino geht. Denn ab da zeigt sich mal wieder eine typische Gegenläufigkeit (die jedoch keineswegs Anime-typisch ist): je mehr Wumms, desto weniger Logik. Klar, können auch hier die Explosionen nicht laut und bunt genug sein, müssen die alchemistisch-magischen Ingredienzen in möglichst bizarr geformten gläsernen Gerätschaften violett und giftgrün schimmern (die einzigen zulässigen Farben in alchemistischen Animes) , und wie es der Zufall will, ist auch immer Flanagan mit seinem Ordnungssinn zur Stelle und hilft ungewollt aus der Patsche - und das riecht, alles in allem, doch ein wenig zu sehr nach Deus ex Machina.

Das alles aber ist, wie an der Bewertung zu ersehen, Jammern auf hohem Niveau. Der Humor-Part ist subtil und dezent, die Charaktere sind durchweg glaubwürdig (das magische Personal allerdings teilweise überzogen grotesk, aber das mag dem comic relief geschuldet sein), die musikalische Untermalung passend und doch irgendwie unauffällig.
Bleibt noch die deutsche Fassung: im wesentlichen recht anständig. Wenn doch nur die Sprecherin der Mary sich dazu hätte durchringen können, halbwegs klaa un deutlech zu aatekulian. Man möchte mit Prof. Henry Higgins einstimmen: "Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht?"

Ach ja, und am Ende des Films gibt's natürlich noch eine Botschaft, die man aber schon 10 Meter gegen den Wind riechen kann. Macht aber nix.


[Edit: Typos eliminiert]
Beitrag wurde zuletzt am 16.09.2020 01:14 geändert.
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Avatar: TheWeirdOne#2
  • Handlung
  • Animation
  • Charaktere
  • Musik
  • Anspruch
Mary und die Blume der Hexen ist ein etwas kontroverser Film, was eine Rezession nicht ganz einfach macht. Es handelt sich hierbei um den allerersten Film von Studio Ponoc, welches von Yoshiaki Nishimura gegründet wurde, der über lange Zeit Hauptproduzent von Studio GHIBLI war. Daher denke ich, wollen die Leute weniger wissen, wie gut oder schlecht der Film ist, sondern vielmehr stellt sich uns allen die Frage, in wieweit der Film noch GHIBLI ist, als dessen Nachfolger er vielerorts gehandelt wird. Und um diese Frage zu beantworten muss ich ein wenig weiter ausholen.

Die Klassiker von GHIBLI, wie „Das Schloss im Himmel“, „Mein Nachbar Totoro“ oder „Kikis kleiner Lieferservice“, mit denen die breite Masse das Studio verbindet und die dessen Image geprägt haben, stammen bis auf ein paar Ausnahmen alle aus der Hand von Hayao Miyazaki. Dessen Stil ist in meinen Augen unverkennbar gezeichnet durch seine Hingabe zu dem was er tut. Das lässt sich sehr leicht an den enorm aufwendigen und kostspieligen Animationen erkennen, sowie an der Liebe zum Detail und seinen vielen kleinen Ideen, die er regelmäßig in seine Werke einbaut.

Nun hat Hayao Miyazaki seinen Stift niedergelegt und Platz für andere gemacht. So war er an der Produktion von Mary und die Blume der Hexen nicht direkt beteiligt und wird lediglich in einer Danksagung im Abspann erwähnt. Wohl beteiligt ist dagegen Hiromasa Yonebayashi unter dessen Regieführung dieser Film entstanden ist. Anfangs noch als Animator von GHIBLI tätig war er maßgeblich beteiligt an den meisten großen Filmen wie „Prinzessin Mononoke“, „Chihiros Reise ins Zauberland“ und „Das wandelnde Schloss“ und übernahm später sogar die Regie in „Arietty“ und „Erinnerungen an Marnie“. Man kann daher getrost sagen, dass Yonebayashi durchaus einiges an Einfluss und Stil von Miyazaki geerbt und übernommen hat.
Die Frage, die sich mir hierbei stellt ist, ob das nun gut oder schlecht ist. Denn trotz der Tatsache, dass ich Miyazaki und seinen Stil sehr mag, finde ich nicht, dass er ein guter Regisseur ist. Viele seiner Filme finde ich in der Tat nicht gut, auch wenn sie mir alle irgendwo gefallen. Miyazaki verliert sich viel zu oft in unwichtigen Nebenplots, die zwar schön anzusehen sind, aber nirgendwohin führen. Und ich für meinen Teil fühle mich durch so etwas leider schnell gelangweilt. Auch die Konzeptionierung muss ich bei ihm bemängeln. Seine Filme sind oftmals völlig falsch aufgezogen und ergeben an vielen Stellen wenig bis gar keinen Sinn.

Doch wie viel von Ghibli steckt denn nun in Mary und die Blume der Hexen? Nun der Film basiert auf dem Kinderbuch „Der verhexte Besen“ von Mary Steward, einer britischen Schriftstellerin aus Schottland, liegt aber mit einem Budget von 41,7 Millionen US-Dollar deutlich höher als seine Vorreiter (Chihiros Reise ins Zauberland: 15 Millionen USD, Prinzessin Mononoke: 23 Millionen USD). Wobei unter Berücksichtigung der Währungsentwicklung der Unterschied gar nicht mehr so groß ist. Aber was sagt das tatsächlich über den Film aus?

Letzten Endes kann ich zumindest sagen, dass der Film sich enorm Mühe gibt, den Erwartungen seiner Zuschauer gerecht zu werden. Die Kosten sind wohl genutzt und fließen zu einem großen Teil in die Zeichnungen und Animationen. Diese sind deutlich über dem Standard und auch wenn sie für mein Befinden nicht ganz an altes Ghibli-Niveau heranreichen, so kommt man durchaus auf seine Kosten. Gleiches trifft auf die oben erwähnte Liebe zum Detail und den Ideenreichtum zu. Auch hier hat man versucht Miyazakis Stil zu übernehmen und das will ich dem Produktions-Team hoch anrechnen. Nur heißt Yonebayashi nicht Miyazaki und man kann sehen, dass er irgendwo doch seinen eigenen Stil hat.

Alles in allem ist der Film das was er ist. Nicht mehr und nicht weniger. Die Story ist gewohnt flach mit wenig Tiefgang und der Film legt den Fokus merklich auf junges Publikum. Drehbuch und Editing lassen ergeben an vielen Stellen wenig Sinn und behandeln Dinge mehrfach. Herausstellen möchte ich an dieser Stelle die Anfangssequenz. Hier wird dem Zuschauer binnen 2-3 Minuten alles erklärt, was er wissen muss, von Setting über die Rahmenhandlung bis hin zu wer die Guten und die Bösen sind. Dafür brauchen andere Filme eine halbe Stunde. Danach lässt der Film das alles jedoch fallen nur um es aufwendig nochmal zu erklären. Und solche Szenen ziehen sich durch den ganzen Film durch.
Trotzdem würde ich ihn nicht als schlecht bezeichnen. Dafür hat er eine solide Rahmenhandlung, sympathische Charaktere und bildlich wie klanglich macht er auch einiges her. Das Einzige was ich an dem Film nicht so richtig verstanden habe, war die Message. Ich weiß immer noch nicht, was mir der Film eigentlich sagen will. Das ist vermutlich der Tatsache zu schulden, dass der Film nicht ausreichend durchdacht ist, wie ich finde.
Ich denke, Mary und die Blume der Hexen hat viel von Miyazaki übernommen, sowohl seine positiven, wie auch seine negativen Eigenschaften. Meiner Erfahrung nach hat das die Leute aber noch nie gestört. So oder so könnt ihr euch hier auf ein spaßiges Abenteuer im kleinen Ghibli-Style freuen und ich bin gespannt was Studio Ponac in Zukunft auf die Beine stellen wird.
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Avatar: Slaughtertrip#3
Kann viel schiefgehen, wenn an diesem Film mehrere Mitarbeiter des Studios Ghibli beteiligt waren? Ja, natürlich. In diesem Fall aber glücklicherweise nicht.

Wie bei vielen Ghibli-Produktionen ist auch hier die Protagonistin ein kleines Mädchen. Mutig, tollkühn, ein unbeugsamer Wille … all das findet man bei Mary Smith nicht. Stattdessen wird die bei ihrer Großtante lebende Mary zunächst als gelangweiltes und etwas tollpatschiges Mädchen präsentiert. All ihre Vorhaben, die sie mit ihren beiden linken Händen in die Tat umsetzen möchte, sind zum Scheitern verurteilt, was sie zunehmend deprimiert. Und wenn das nicht schon genug wäre, machen ihr auch noch ihre roten Haare* zu schaffen, welche zudem dem Nachbarsjungen Peter Anlass dazu geben, sie als »rotes Äffchen« zu bezeichnen. Das Abenteuer, welches auf sie wartet, könnte die ungeschickte, vom Pech verfolgte Mary jedoch zu einer kleinen Heldin formen. Zumindest ihre Langeweile wird dadurch gewiss vertrieben.
*sind doch eh hübsch

Mehr durch Zufall als durch Können erlangt Mary eine Kraft, von der man nur träumen kann. Und ebenfalls mehr durch Zufall als durch Können wird sie zur Endor-Universität für Hexen transportiert. Ihre Erlebnisse dort wirken fast wie ein Kammerspiel, sind in der großen und lebhaften Universität doch nur die Direktorin Madam Mumblechuuk, der Dozent Dr. Dee und der – keine Ahnung, wie man seinen Job nennt – »Besenbeauftragte« Flanagan aktiv am Geschehen beteiligt. Die beiden Erstgenannten sind von Mary mehr als nur beeindruckt. Von diesen doch viel zu naiven Magiern wird sie aufgrund mehrerer Missverständnisse als Genie hochgepriesen, was Mary, die bei ihrer Großtante ansonsten mehr für Chaos als für Ordnung sorgt, zu Kopf steigt. Anfangs noch etwas zurückhaltend, fängt Mary an, an der Rolle des Wunderkindes Gefallen zu finden. Auch ihre Haarfarbe, welche sie zuvor noch gehasst hatte, scheint ihr – nach der Erkenntnis, dass diese ein Merkmal einer mächtigen Hexe ist – nun doch zu gefallen. Ein paar altbekannte Redewendungen kommen ab hier zum Tragen: »Hochmut kommt vor dem Fall« wäre hier zutreffend.

Ein weiteres Sprichwort – und zwar »zu schön, um wahr zu sein« – findet hier seine Anwendung, sobald Mary merkt, dass sich der Traum zu einem Albtraum entwickelt. Es wird deutlich, wer die Antagonisten sind. Aber auch diese erinnern an bekannte Redewendungen und »kriegen den Hals nicht voll genug«. Mary lernt die wahre Natur der Endor-Universität kennen und kommt den Geheimnissen, die sich hinter verschlossenen Toren abspielen, auf die Schliche. Besonders Tierfreunde werden hier eine Mischung aus Mitleid den Tieren und Wut den Antagonisten gegenüber verspüren. Ein Unheil jagt das nächste und einem bombastischen Finale steht nichts mehr im Weg.

Wenn sich die Geschichte dem Ende entgegen neigt, muss Mary zeigen, was sie in der Endor-Universität gelernt hat. Weniger das Zaubern, das Reiten auf Besen oder das Mischen von Zaubertränken, sondern vielmehr eine Lektion in Bescheidenheit und in der Akzeptanz ihrer selbst.

Dieser Film weist viele Qualitätsmerkmale des Studios Ghibli auf. Auf der technischen Seite gibt es absolut nichts zu bemängeln. Einen Klassikerstatus, welchen viele Ghibli-Filme innehaben, wird dieser Film jedoch vermutlich nicht erreichen; dazu fehlt ihm noch ein kleines Stückchen. Vielleicht fehlt ihm das Überraschungsmoment, vielleicht eine weniger lineare Erzählweise, die ihm eine gewisse Unberechenbarkeit geben hätte können. Vielleicht fehlt dem Plot rund um die armen Tiere eine gewisse Tragik. Es entbehrt wohl nicht einer gewissen Ironie, wenn ich behaupte, dass diesem Film – so bezaubernd die magische Welt auch dargestellt wird – der letzte Zauber fehlt.
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