Auch in dieser kleine Serie pflegt
Takashi Taniguchi seinen ganz speziellen Humor. Insbesondere seine sehr eigene Art, mit parodistischen Versatzstücken zu jonglieren. Damit kommt nicht jeder klar, man liebt es oder man hasst es. Dazwischen gibt es nur wenig. Und auch die Wertung verlagert sich dann weit weg von den sonst so üblichen Kriterien und nimmt sich mehr der Stilmittel an, die aus Prinzip gegen alle Regeln verstoßen, die man normalerweise an ernsthafte Animes anzulegen gewohnt ist. Daher wird auch in dieser Besprechung keine Rücksicht auf ästhetische Ansprüche jedweder Art genommen. Soviel mal vorweg.
Das, was
Doggy Poo für Kinder ist, das ist
Onara Gorou für Erwachsene.
Erwachsene Kindsköpfe, um genau zu sein. So zielführend und konzise, wie der sprechende Furz lehrreiche Inhalte auf den Punkt bringt, scheint er in diesen Dingen eine größere Expertise zu besitzen als so mancher Lehrer. Lehrer beispielsweise, die auf dem Schuldach stehen und verzweifelt versuchen, eine Bande Jugendlicher in den Griff zu bekommen, die verzweifelt versuchen, sich aufmüpfig zu geben.
Die Screenshots mögen zwar einen ungefähren Begriff davon geben, wie irre daneben das alles ist, aber in Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer. Man muss sich das so vorstellen, dass die Figuren
(Charaktere kann man beim besten Willen nicht dazu sagen) z.B. im Halbprofil gruppiert sind und als Gruppe
en bloc "animiert" werden, d.h. nicht animiert, sie werden, ähnlich wie im Kamishibai, auf dem Hintergrund rumgeschoben und nur der Mund ist dabei animert. Ach, was heißt schon animiert, er geht halt im Sekundentakt auf und zu. Das muss denn auch reichen.
Durch holzschnittartige, enorm grobe Tuscheschraffur wird so was ähnliches wie räumliche Tiefe suggeriert, was auch völlig ausreicht. Denn alles, was darüber hinaus ginge, würde bedeuten, dass man sich auf einmal mit Niveau und künstlerischem Anspruch konfrontiert sieht. Und das künstlerische Konzept von Taniguchi gibt vor, sowas unter allen Umständen zu vermeiden!
Ein wesentlicher Teil des Humors speist sich aus der skizzierten Darstellung des üblichen Alltagsversagens alltäglicher Figuren in Konfrontation mit einer perplexen Null-Reaktion. Wie man das vielleicht schon aus
Great Teacher Onizuka kennt oder teilweise auch aus
Nichijou. Und hier wie dort fühlt man sich, was die Gestalten angeht, gleich mal ein halbes Jahrhundert zurückversetzt. Speziell bei den Typen mit der eminent ausladenden Schmalztolle.
Einen weiteren Teil des Humors bezieht dieses Werk aus der wunderbar arrangierten "kognitiven Dissonanz" zwischen dem in jeder Hinsicht unsagbar miesen Geschehen auf dem Bildschirm und der entspannenden, romantischen Schwerelosigkeit der Hintergrundmusik, wie sie speziell von dem kurzen Intro vorgegeben wird.
Dass eine völlig überdrehte
live action Idol Group zum würdigen Beschluss dann die Sau rauslässt, setzt dem ganzen natürlich noch die Krone auf. Und selbstverständlich ist auch in diesem Fall der Text standesgemäß bescheuert.
Auf diese Art werden eine Reihe typischer Anime-Topoi auf die Schippe genommen (Mobbing, Liebesgeständnis, Onsen), aber das weitet sich recht schnell aus auf gewisse Genres und man erlebt z.B. eine zuckersüße Liebesgeschichte, einen turbulenten Tag in der Notaufnahme, eine Schulhorrorfolge und natürlich die obligatorische Abschlussfeier.
Wie gesagt, man mag es für ultimativ bescheuert halten oder für grenzgenial; auf welche Seite man sich letztlich schlägt, ist vorher nicht unbedingt abzusehen.
Allerdings muss auch gesagt werden, dass dies hier eher die sedierte Form des Wahnsinns ist; wer's härter braucht und mehr so auf Speed ist, gibt sich natürlich "
Otaku na English" oder gleich "
Gesundheit mit dem kleinen Rotkäppchen".
Wer Tod und Teufel nicht scheut und/oder wer sich vor ahnungslosen Freunden mal so richtig ordentlich blamieren will, findet hier unter Umständen eine glänzende Gelegenheit dazu.
Beitrag wurde zuletzt am 31.10.2020 16:07 geändert.