Kaname o (2015)

Kaname o ist ein kurzer Film über die Freundschaft/Liebe einer jungen Frau zu ihrer imaginären Freundin. Das ganze wird sehr dramatisch präsentiert, manch einer wird hier sicherlich Kritik am naturfeindlichen Städtebau hinein interpretieren. Doch wie gesagt, letztendlich ist es nur ein optisch eher sparsam inszenierter Drama-Kitsch über eine junge Frau, die dringend nen Therapeuten sehen sollte.

Ein Anime ohne Worte, dafür mit Musik. Leider.

Eine junge Frau, die in einem Ein-Zimmer-Apartment haust, findet eine Art Baumkind verwahrlost im Regen, das seine Heimat verloren hat. (Besser: dessen Heimat höheren Interessen geopfert worden ist.) Nachdem sie es zur Pflege mit nach Hause genommen hat, stellt sich vorübergehend Besserung ein.
Mit ihr fährt sie ein einen schönen Ort (damit sie wohl die Aussicht genießen kann), der ironischerweise ebenfalls stark durch Eingriffe menschlicher Kultur geprägt ist.

Ist hier "kaname" (das "linchpin") zu suchen, das inzwischen gefehlt hat?

Im ganzen wirkt der Anime, der eher ein fünfminütiges Musikvideo ist, wie flüchtig hingeworfen, dann und wann mit spürbar didaktischem Ansatz und durchgängig nervenzerfetzender Geräuschkulisse, die ich kaum Musik nennen möchte.

Manches ist hervorragend umgesetzt, manches sorgt eher für Kopfschütteln.
In seiner Plötzlichkeit verstörend ist beispielsweise die Yuri-Einlage, deren Sinn nicht so ganz klar wird; erstaunlich dagegen die Dichte der Erzählung, viele Details über die Lebensumstände in beiläufig vorüberfliegende Kameraeinstellungen gepackt (wofür "erwachsene" Anime gern mal drei Folgen brauchen).

„Kaname o“ ist eine Kurzfilm der ohne Dialoge auskommt. Man könnte diesen Anime als kurzen Sozialkommentar zum Glaubensverlust der Gesellschaft oder auch zur Urbanisierung betrachten.

Der Kurzfilm handelt von einer jungen, namenlosen Frau, die von der Arbeit nach Hause kommt und auf eine geschwächte Baumgöttin trifft, deren Schrein von Bauarbeitern abgerissen wurde. Die Frau rettet die Baumgöttin und nimmt sie mit nach Hause. Die beiden knüpfen eine Beziehung zueinander, aber was wird mit der Baumgöttin geschehen, wenn der Bau fortschreitet?

Die „Romanze“ zwischen der namenlosen Protagonistin und der Baumgöttin ist vorhersehbar, aber dennoch ziemlich süß. Einzig das die Baumgöttin sehr jung dargestellt wird, ist etwas störend im Anbetracht der „Romanze“. Vermutlich ist die Baumgöttin viel älter als die namenlose Frau.

Die rudimentäre Animation ist scheinbar die Arbeit einer einzelnen Person und darüber hinaus wenig bekannt, daher ist sie wirklich nicht schlecht, auch wenn sie etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Musik ist allerdings etwas eigenartig. Sie beginnt relativ normal, nimmt dann an Klangintensität langsam zu und wird dann zu einer Kakophonie.

Wer 5 Minuten Zeit hat, sollte sich ruhig mal diesen Kurzfilm ansehen. Es sind nur 5 Minuten, also kann man nicht viel Zeit verschwenden. Wer etwas ungewöhnliches sehen möchte, wird hier auf jeden Fall nicht enttäuscht werden. Es ist ein netter kleiner Kurzfilm, der möglicherweise den Zuschauer auf der Gefühlsebene anspricht.