Aus zweierlei Gründen hatte ich mir persönlich von Super Lovers einen zumindest leicht überdurchschnittlichen Anime aus der Kategorie Boys Love erhofft, doch schnell wurde klar, dass es sich bei der Geschichte um das ungleiche Paar um nicht mehr und nicht weniger als die typische Fujoshi-Romanze handelt.
Story
Hinter der Geschichte verbirgt sich nicht mehr als der Abriss schließen lässt. Denn obgleich es Potenzial gab um auch mal ernstere Themen aufzugreifen und authentische Konflikte zu erzeugen, bedient sich die Serie lieber an all den Klischees, welche wir schon mehr als genug gesehen haben. Der Altersunterschied zwischen dem minderjährigen Ren und dem durchaus erfahrenen Haru spielt ebenso wenig Rolle, wie der zumindest moralische Inzest – obgleich letztes Problem wenigstens manchmal thematisiert wird, allerdings nur um es dann in lächerlicher Manier vom Tisch zu fegen.
Person A: „Hey Moment, ihr seid doch Brüder, warum küsst ihr euch?“
Ren / Haru / Person B: „So macht man das in Kanada!“ / „Wir sind nicht blutsverwandt!“
Person A: „Ah okay!“
Dass die beiden sich gegenseitig noch als Brüder bezeichnen, sie auch als solche aufgezogen wurden und man da zumindest einen interessanten Knackpunkt gefunden haben könnte, wird von der Serie stringent ignoriert. Stattdessen dürfen wir uns mit den alltäglichen BL-Problemen aus dem Schema F zufrieden geben. Unnötige Eifersucht, der Seme mit dem extrem anstrengenden Beschützerinstinkt und der süße Uke, der noch keinerlei Ahnung hat…
Charaktere
Vielleicht kann man es aus dem oberen Abschnitt schon herauslesen. Für den Klischee-BL-Anime mag es reichen, dass die Persönlichkeiten so klar strukturiert sind. Wir haben die klassische Uke/Seme-Beziehung, wie die meisten Fujoshi (und natürlich auch Fudanshi) sie aus anderen Werken kennen, weswegen auch viele der persönlichen Problematiken relativ bekannt sind. Lediglich Ren hat hier; meiner Meinung nach; weitaus nachvollziehbare Gedanken gehabt und konnte zumindest im Ansatz authentisch wirken, oftmals kam es aber zu Situationen die; wie man so schön sagt; „cringe-worthy“ waren, weil der Cast einfach aus Pappaufstellern bestand… die meisten Rollen der Nebencharaktere waren so relevant wie der Dreck unter den Fingernägeln der Produzenten, während die potenziellen Love-Interest von Haru gleich komplett dargestellt wurden, wie die unsympathischsten Weiber. Eine gutgeschriebene, sympathische Frau würde ja der homoerotischen Romanze im Wege stehen. Auch hier wurde nicht in neue Wasser aufgebrochen, sondern man hat sich auf das altbekannte Rezept verlassen.
Animationen
Gab es jemals einen Boys Love-Anime in dem die Animationen an sich überdurchschnittlich waren von der Qualität…? Hier kann und sollte man einfach keine Erwartungen haben und die hatte ich auch nicht. Es wird einfach nicht so viel Wert auf konstante hochwertige Produktion gelegt, dafür wird viel mit Chibi-Animationen in lustigen oder diesen blumigen Effekten in romantischen Szenen gearbeitet. Das Design ist durchschnittlich, die Charaktere stechen nicht unbedingt hervor und zeichnen sich nicht sehr durch Individualität aus.
Musik
Musikalisch war der Anime soweit in Ordnung und reiht sich in seine Genre-Vertreter ein. Der OST fällt nicht wirklich positiv, aber auch nicht negativ auf, wobei das Ending den kleinen Bonus hat, dass es von den vier Synchronsprechern der Brüder gesungen wird – ich persönlich mag es, wenn Lieder innerhalb der Anime praktisch von den Charakteren selbst gesungen werden. Viel Weiteres kann man dazu aber auch nicht sagen… es ist durchschnittlich, aber die Serie lässt durch ihre tendenziell generell eher schwache Leistung auch nicht unbedingt zu, dass sich hier etwas entfalten kann.
Fazit
Es ist jedes Mal sehr schade, dass die Fans des Boys Loves-Genre immer wieder den gleichen Brei vorgesetzt bekommen und jeder Anime uns mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Versteht mich nicht falsch: Auf eine sehr niedere Art habe ich an dem Anime schon teilweise Spaß gehabt, aber alles was gezeigt wird ist stumpf. Wer Sekaiichi Hatsukoi oder die Junjō Romantica-Serie mochte, der wird hier aber auch seinen Spaß haben, denn man bekommt in etwa dasselbe. Wer aber mal etwas Neues sucht und das typische Seme-Uke-Würstchenfest satt hat, der hat in diesem Quartal mit dem Film Dōkyūsei definitiv eine weitaus stärkere Alternative. Sehr schade, dass die Thematiken (Inzest, Age-Gap) mit Potenzial nicht genutzt wurden und man es sich hier wieder leicht gemacht hat. Eine zweite Staffel hätte es für mich nicht gebraucht.
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