AsaneRedakteur
#1Dieser Kurzfilm ist, wie beispielsweise auch »Climber«, als Abschlussarbeit an der Tokioter Universität der schönen Künste entstanden und beherbergt so ziemlich alles, was man mit Arbeiten dieser Art verbindet. Natürlich die Beschränkung auf schwarz-weiß, weil das so schön bedeutungsschwanger daherkommt, der Verzicht auf Sprache wie nicht zuletzt die Zelebrierung des Zitterstrichs als Ausdruckssurrogat, wohl um dem Eindruck von Stillstand entgegenzuwirken, denn das wäre ja wahrhaftig fatal.
"Sad Girl in Snow" ist ja ein beliebter Tropus, der hier wiederkehrt als "Sad Girl in den eigenen Fußspuren". Barfuß natürlich und im bewährten, ärmlich abgerissenen Sterntaler-Kostüm. Selbstverständlich alles ohne Worte, um die Message und den Impact noch zu vertiefen. Daher müssen minimalistische Klavierklänge dafür herhalten, die schwermütige Stimmung angemessen zu unterstreichen.
Dieses ziellose Umherwandern endet an einem Ort, der eine Wand darstellen könnte. Denn wo ein Schatten ist, weilt auch jemand, der diesen Schatten wirft. Wie eine zweite Fußspur sich im Nichts verliert, so erscheint aus ebendiesem Nichts ein Schatten an der Wand, eine Silhouette zeichnet sich ab, und bevor er Gestalt annimmt, zerfließt sie und verschwindet.
Soweit die technische Bestandsaufnahme. Greift dieses Werk auch allerlei Gestaltungsmerkmale eines ordentlichen Kleinkunstzeichentrickfilms auf, schafft er es doch, sich auf die Stärke japanischer Animes zu besinnen: Ausdruck und Emotionalität. Das gelingt auch deshalb, weil der dahinterstehende Künstler sich nicht dazu verleiten lässt, allzu formalistisch resp. akademisch vorzugehen, so daß der Film nicht von technischen Sperenzchen und symbolischer Überfrachtung überlagert und alles dem Ringen um Botschaft unterworfen wird.
Es bleibt auch lange ungewiss, in welche Richtung das gehen und was damit ausgedrückt werden soll. Natürlich bedient er sich bewährter Bilder und Ausdrucksmittel wie auch subtilem Sprechen in Symbolen; dennoch steht der Ausdruck selber im Vordergrund, trotz aller Zitterlinien erlebt man ausgesprochen sauber animierte Gestalten, näher an menschlicher Physiognomie als bei so manchen normalen Animes. Der Look von Kohlezeichnung scheint die Detailtreue eher zu befördern als zu behindern. So schafft es dieses Werk, einen wesentlichen Aspekt, fern jeglicher Didaktik, dem Zuschauer nahezubringen: dem Verlust ein Gesicht zu geben.
Wer Gefallen an dieser Art der Darstellung gefunden hat und vielleicht auf der Suche ist nach etwas Heiterem, wiewohl nicht frei von Melancholie, dem sei beispielsweise G-9 empfohlen. Aber auch das vergleichsweise traditionell gezeichnete Mitsuami no Kamisama oder Nishi-Ogikubo-eki könnte, was das Atmosphärische angeht, in diese Reihe passen.
"Sad Girl in Snow" ist ja ein beliebter Tropus, der hier wiederkehrt als "Sad Girl in den eigenen Fußspuren". Barfuß natürlich und im bewährten, ärmlich abgerissenen Sterntaler-Kostüm. Selbstverständlich alles ohne Worte, um die Message und den Impact noch zu vertiefen. Daher müssen minimalistische Klavierklänge dafür herhalten, die schwermütige Stimmung angemessen zu unterstreichen.
Dieses ziellose Umherwandern endet an einem Ort, der eine Wand darstellen könnte. Denn wo ein Schatten ist, weilt auch jemand, der diesen Schatten wirft. Wie eine zweite Fußspur sich im Nichts verliert, so erscheint aus ebendiesem Nichts ein Schatten an der Wand, eine Silhouette zeichnet sich ab, und bevor er Gestalt annimmt, zerfließt sie und verschwindet.
Soweit die technische Bestandsaufnahme. Greift dieses Werk auch allerlei Gestaltungsmerkmale eines ordentlichen Kleinkunstzeichentrickfilms auf, schafft er es doch, sich auf die Stärke japanischer Animes zu besinnen: Ausdruck und Emotionalität. Das gelingt auch deshalb, weil der dahinterstehende Künstler sich nicht dazu verleiten lässt, allzu formalistisch resp. akademisch vorzugehen, so daß der Film nicht von technischen Sperenzchen und symbolischer Überfrachtung überlagert und alles dem Ringen um Botschaft unterworfen wird.
Es bleibt auch lange ungewiss, in welche Richtung das gehen und was damit ausgedrückt werden soll. Natürlich bedient er sich bewährter Bilder und Ausdrucksmittel wie auch subtilem Sprechen in Symbolen; dennoch steht der Ausdruck selber im Vordergrund, trotz aller Zitterlinien erlebt man ausgesprochen sauber animierte Gestalten, näher an menschlicher Physiognomie als bei so manchen normalen Animes. Der Look von Kohlezeichnung scheint die Detailtreue eher zu befördern als zu behindern. So schafft es dieses Werk, einen wesentlichen Aspekt, fern jeglicher Didaktik, dem Zuschauer nahezubringen: dem Verlust ein Gesicht zu geben.
Wer Gefallen an dieser Art der Darstellung gefunden hat und vielleicht auf der Suche ist nach etwas Heiterem, wiewohl nicht frei von Melancholie, dem sei beispielsweise G-9 empfohlen. Aber auch das vergleichsweise traditionell gezeichnete Mitsuami no Kamisama oder Nishi-Ogikubo-eki könnte, was das Atmosphärische angeht, in diese Reihe passen.
Disclaimer
Dieser Beitrag ist nicht aus freien Stücken entstanden, er war gewissermaßen Teil einer Auftragsarbeit.
Beitrag wurde zuletzt am 30.07.2023 03:51 geändert.
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