Re:Zero oder
wenn der Tod mehr ans Herz geht als Waifu. Das verantwortliche Studio
White Fox bewies bereits mit
Steins;Gate, dass man dem tückischen Drama-Genre gewachsen ist und glaubt man der breiten Schar lobrednerischer Animefans wurde mit
Re:Zero kara Hajimeru Isekai Seikatsu der nächste Volltreffer gelandet. Schauen wir uns diesen Treffer mal genauer an. Um es vorwegzunehmen, schmerzfrei bleibt er nicht. Er tut weh. Auf eine gute Weise.
Visuell weiß
Re:Zero durchaus zu glänzen. Die Güte der Animationen macht sich vornehmlich in den kleinen, zwischenmenschlichen Momenten bemerkbar, wenn Mimik auf Mimik, Gestik auf Gestik wie aus einem Guss folgt. Wunderbar fließend sind diese Szenen mitanzusehen, Grenzen werden erst in den nicht allzu zahlreichen Kampfszenen, dem Ritterschlag jeder Animation, aufgewiesen. Diese sind immer noch befriedigend, heben sich choreographisch wie animationstechnisch aber nicht weiter ab, der Fokus liegt in dieser Art Anime allerdings auch nicht auf den Kämpfen. Was bleibt ist ein weitgehend positiver Eindruck, der sich für eine Wertung im oberen Drittel bewirbt.
Animation: 7.5/10 (5x gewichtet)Wo die Animation anfängt, macht die zeichnerische Qualität weiter. Hintergründe, Objekte und Charaktere sind mit beachtlicher Konstanz gezeichnet. Details, von einigen verwascheneren Hintergründen abgesehen, so gut wie in jedem Frame vorhanden. Qualitative Ausreißer, z.B. in Form disproportionaler Gesichter, nicht auffindbar. Es geht zwar noch besser, siehe
Youjo Senki, aber alles in allem eine stattliche Präsentation.
Zeichnungsqualität: 8/10 (4x)Fantasyserien fällt es aufgrund der kreativen Freiheit selbstredend leichter einprägsame Charakterdesigns zu kreieren, ein Vorteil, der auch hier gut genutzt wurde. Trotz des großen Cast strotzen die Charaktere vor visueller Individualität und sind toll mit anzusehen: Elsa, Felt, Roswaal und Aldebaran, um einige zu nennen. Ein endlos meisterhaftes Design ist jedoch nicht dabei und schade ist auch etwas, dass gerade die oben genannten Beispiele relativ wenig Screentime abbekommen. Stattdessen ist ausgerechnet das Design des MC relativ schlicht, auch wenn man fairerweise erwähnen sollte, dass dies genauso beabsichtigt war, um die "Normalität" des MCs zu betonen und eine höhere Identifikation des angestrebten Publikums mit dem MC zu erreichen.
Charakterdesign: 7/10 (2x)Beim Zeichenstil ging man auf Nummer Sicher und wählte ein leicht bekömmliches, nicht weiter aufregendes, massentaugliches Format wie man es auch in hochwertigen Hentais bewundern kann. Tut nicht weiter weh, holt aber auch keine Extrapunkte.
Stilprägnanz: 3/10Eher wenig Abwechslung in den Settings, sowie das stetige Wiedertreffen mit denselben CG-Statisten verdienen ebenfalls keine Lorbeeren.
Variation: 4/10---
Visuell (21 von 30)Der OST von
Kenichiro Suehiro weiß zwar nicht mit instrumenteller Diversität oder Originalität zu punkten, legt sich jedoch stets angenehm und unterstützend unter das Geschehen ohne nun grandios aufzuspielen und sich ins Gedächtnis zu zwingen... Und dann wäre da
Requiem of Silence, das heimliche Main Theme des Animes, bei dessem Einsatz wahrlich nicht geknausert wurde, so unterstreicht es jede dramatische Szene von Gewicht und spielt einem das Bildschirmleid auf direktem Wege ins Herz. Folge 16 lässt grüßen. Grandioser Titel, der den Rest des Soundtracks beschämend in die Ecke verweist.
Soundtrack: 6.5/10 (4x)Das erste Opening
Redo geht solide ins Ohr, Text und Bild machen bereits mit dem vertraut, was auf den Betrachter zukommt, ohne dabei raffinierte, visuelle oder metaphorische Kniffe zu verwenden, die einem nach Abschluss der Serie rückblickend ein Schmunzeln abgewinnen könnten.
Opening 2 wurde anfänglich noch mit demselben Urteil abgestempelt, entwickelte sich aber im Gegensatz zu OP1 bei mir zum Ohrwurm, der immer besser gefiel. Unterm Strich jedoch nichts weltbewegendes, eher gehobenes Mittelmaß. Gut, dass es noch den kleinen Bruder Ending gibt.
Ending 2 ist schon nicht schlecht, welches die leid- und wehmutvolle Stimmung der vorangehenden Episoden sanft nachhallen lässt.
Ending 1 legt da aber noch einen drauf. Ich behaupte mal ein für diesen Anime perfekteres Ending ist nicht zu finden.
Opening/Ending: 7.5/10 (3x)Die Seiyū liefern allesamt auf hohem Niveau ab. Einzig Subarus Sprecher, der für mich weit in die Serie hinein als tadellos galt, kommt mMn irgendwann an einen Punkt, an dem er leicht über die Stränge schlägt und Subaru fast schon ins Nervige verkehrt.
Synchronsprecher: 8/10 (2x) Dezentes Sounddesign, dass die Szenen angemessen unterstützt ohne dass nun mithilfe von Soundeffekten kunstvoll die Stimmung geführt wird.
Sounddesign: 5/10---
Audio (17.5 von 25)Streng genommen hat
Re:Zero gar keinen richtigen Plot bzw. gilt auch hier die Devise: Die Charaktere sind der Plot. MC
Subaru Natsuki landet unverhofft in einer anderen Dimension, ohne dass die Gründe dieses Umstands jemals aufgeklärt werden, verliebt sich in unsere samaritische Halb-Elfin und verbringt 25 Episoden damit, rein nach dem Trial-and-Error-Prinzip vorbei an allerlei (tödlichen) Hürden - begleitet von einem Dutzend Reinkarnationen - seinen Weg ins holde Herz zu finden. Von Klischees, teils künstlich überzogener Dramatik und einer Hand voll logischer Beulen bleibt man da nicht verschont und dennoch werde ich hier anständig Punkte vergeben. Wieso?
Erstens, wie gesagt, die Charaktere sind der Plot und die sind einfach gut, Klischees hin oder her. Zweitens,
Re:Zero schafft es einen stimmigen Spannungsbogen zu errichten, der stark von den unvorhersehbaren Toten und den Wegen des MCs, diese im nächsten Anlauf zu umgehen, profitiert, sodass man sich trotz objektiv magerem Bildschirmgeschehen lange Zeit unterhalten fühlt. Drittens und letztens zaubert
Re:Zero eine Dramatik sondergleichen aus dem Hut und verabreicht Leidens- und Schmerzensgefühle wie ich sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Kurz: Episode 14-19 wecken den Masochisten in dir. Diese Folgen sind die reinste Folter und gleichzeitig die reinste Faszination, bei der man kaum den Blick abwenden kann, auch wenn ein Teil von einem am liebsten den Strom abstellen würde, um es endlich enden zu lassen. Wäre der Anime nach Folge 16 beendet worden, ich wäre wohl geneigt gewesen das Wort Meisterwerk in den Mund zu nehmen, denn mehr Fragen werden durch die folgenden 9 Folgen auch nicht beantwortet, aber dieses Ende hätte emotional gesessen. Stattdessen wird das Ende zum berechenbaren Abklatsch und erreicht nie den Stellenwert der emotionalen Klimax in der Mitte der Serie, auch weil irgendwann eine emotionale Abstumpfung eintritt, jedes Unglück kann mit dem Tod des MCs schließlich ungeschehen gemacht werden. Der anfängliche Spannungstreiber wird damit letztlich zum Spannungskiller.
Story: 6/10 (3x)Wie oben erwähnt, machen gerade die Charaktere den Anime sehenswert. SubaruxRem war/ist nicht umsonst das neue It-Päärchen. Die Charaktere sind durchweg sympathisch, animieren zur Identifikation und lassen am Geschehen mitfiebern. Weiterer Pluspunkt ist der überwiegend gute Humor, der gerne auch mal die eigenen Genre-Klischees persifliert. Dazu ein Antagonist, der verrückter kaum sein könnte, auch wenn da in meinen Augen mehr auf Schein als auf Substanz gesetzt wurde. Etwas unstimmig fand ich die sonderbare Charakter"entwicklung" von Subaru mit noch sonderbarerer Wunderheilung back in den Ausgangszustand. Nicht vollkommen abwegig, aber... naja, sonderbar. Schade ist ebenfalls, dass einigen hochinteressanten Charakteren kaum Screen-Time vergönnt ist, teils nach einem Intermezzo komplett in der Versenkung verschwinden. Da war der Cast für 25 Folgen doch etwas zu groß.
Charaktere: 7/10 (2x) Die Motive des Animes zeugen nicht gerade von größter Einfalt, dennoch sind die Sujets "Schuld", "Freundschaft", "niemals aufzugeben", "Verstand statt Impulsivität einzusetzen" und, das Kernmotiv, dass man keine außerordentlichen Fähigkeiten benötigt, um etwas erreichen zu können, gelungen umgesetzt. Diese Motive stecken auch gleich das Zielpublikum des aufwachsenden Teenagers ab, für den vor allem diese Motive relevant sind. Ich finde den Anime stellenweise geradezu didaktisch wertvoll, wenn z.B. in Folge 19 in absolut treffender Weise das häufige Innenleben des Zielpublikums beschrieben wird und gleichsam die (didaktische) Handlungsantwort des MCs folgt.
Motivik/Symbolik: 4/10 ---
Semantik (24 von 40)Von den übrigen 5 vergebbaren Punkten ergattert sich Re:Zero 3. Die hat sich der Anime mit seinem Unterhaltungswert, liebenswürdigen Charakteren, einem tollen Ending und dramatischen Höhepunkten redlich verdient. Allerdings lasse ich Plotabstinenz, Logiklöcher und gähnende Abgründe offener Fragen nicht außer Acht, wenngleich fairerweise gesagt sein sollte, dass die Mangavorlage erst jetzt mit der eigentlichen Hauptstory zu beginnen scheint und alles bisherige, in diesem Anime gezeigte, lediglich ein Auftakt gewesen sein soll.
Subjektiv (3 von 5)Gesamt: 65.5 ("Überdurchschnittlich bis gut")