Fantasy-Ecchi-Harem, die siebenhunderdreiundvierzigste? So ähnlich war mein erster Gedanke, als ich die Beschreibung von
Rakudai Kishi no Cavalry das erste mal las. Mein zweiter war: ich brauch eh noch einen Ecchi ohne viel Tiefgang für diese Season, warum also nicht der hier. Wie man sieht, meine Erwartungen waren nicht allzu hoch. Am Ende wurden es doch vier Sterne. Die Gründe:
Zu aller erst: ja, der Anime läuft nach Schema F ab. Ein Schüler, den alle für schwach halten, will das Gegenteil beweisen. Dazu stellt man ihm einen Harem an die Seite und mixt das mit Action und Fantasy. Wenn man das ganze Setting weiter fast, erinnerte mich diese Serie an andere Vertreter wie den zeitgleich laufenden
Gakusen Toshi Asterisk (als ich jeweils die ersten beiden Folgen direkt hintereinander geguckt hatte, dachte ich für einen kurzen Moment, ich schau den selben Anime...). Ansonsten waren Parallelen erkennbar zu
Seirei Tsukai no Blade Dance,
Mahouka Koukou no Rettousei,
Absolute Duo und
Mahou Sensou. Von diesen vier hab ich nur ersteren überhaupt zu Ende geschaut, zweiteren hab ich derzeit unterbrochen, die letzten beiden gar nach 10 bzw. 2 Episoden abgebrochen. Was macht Rakudai Kishi no Cavalry dann so anders, dass es für vier Sterne gereicht hat?
Nun, zum einem waren hier mit die symapthischsten Charaktere vertreten. Deren Eigenschaften sind alles andere als innovativ. Allerdings war die Umsetzung doch etwas besser als bei vielen anderen Vertretern. Ikki Kurogane, als männlicher Hauptcharakter, kam mir von Anfang an nicht wie ein typischer, asexueller Harem-King vor. Er wird zwar anfangs als ein Loser porträtiert, im selber passt diese Rolle aber scheinbar weniger, auch wenn er sich da nicht wirklich drum kümmert und gerne mal zeigt, dass er besser ist, als es viele von ihm erwarten.
Und bei der ersten Begegnung mit Stella Vermillion, erwischt er sie - wer hätts geahnt? - gleich mal in Unterwäsche. Sehr amüsant fand ich dabei aber, dass er nicht versucht so zu tun als wär nichts gewesen - nein, er gibt sofort zu, dass er alles gesehen hat und zieht sich am Ende gar noch selbst aus, man will sich ja auf gleicher Ebene begegnen. Das fand ich so viel besser, als diese typischen "Waah, hab nichts gesehen!" Situationen.
Weiterhin entscheidet er sich recht schnell für eine Person aus dem (zugegebenermaßen nichtmal wirklich großen) Harem - eben Stella. Und da wird auch nicht lange drum rum getuschelt, der erste Kuss und die "offizielle" Verkündung, kommen da doch recht schnell zu Stande. Mit fortlaufender Dauer der Serie wird die Beziehung auch immer intensiver.
Stella Vermillion als weiblicher Hauptcharakter, ist auf den ersten Blick wohl auch als typische Tsundere zu kennzeichnen. Das Verhältnis zwischen Tsun- und Dere-Zustand würde ich hier allerdings auf etwa 20-80 setzen (bei vielen anderen ists gefühlt genau andersherum). Das macht es deutlich angenehmer einen Tsundere-Charakter zu ertragen und gibt dem ganzen eine romantische Zusatznote, die auch halbwegs glaubwürdig erscheint.
Sie fängt, trotz anfänglicher Antipathie (Grund siehe Spoiler oben), recht schnell die besagte Beziehung mit Ikki an und lässt es sich im Nachhinein auch nicht nehmen, diese zu untermauern. Besonders wenn Ikkis kleine Schwester da gerne dazwischen funkt, ist sich Stella nie zu schade, sich weiter an Ikki zu halten und der merkt das sogar selbst, dass sie schnell eifersüchtig wird.
Weiterhin vorhanden: die Quoten-Imouto-Loli Shizuku, die gleich bei ihrem ersten Auftritt klar macht, in welche Richtung die Bruder-Schwester-Beziehung zwischen ihr und Ikku gehen soll (if you know what I mean), die Lehrerin Yuri Oriki mit einem amüsanten Running Gag oder Alice, der zwar immer einen guten Rat hat, bei dem ich mir allerdings bis heute nicht ganz sicher ob er im falschen Körper geboren wurde oder einfach nur metrosexuell ist. Jedenfalls haben mir auch die meisten Nebencharas sehr gut gefallen und haben sich perfekt in das Gesamtbild um Ikki und Stella eingepasst. Dadurch war immer für Comedy oder Drama gesorgt. Ob glaubhaft oder nicht, das muss am Ende jeder für sich entscheiden, aber die meisten Handlungen und Emotionen waren für mich größtenteils nachvollziehbar.
Die Story wiederum ist - wie oben schon angedeutet - Standard: in einer Schule für ritterliche Schwertkämpfe mit Zauberkräften treten die Schüler gegeneinander an um sich nach oben zu kämpfen. Alles nichts besonderes, aber die Kämpfe und die Verwicklungen vor und danach zwischen den jeweiligen Personen haben mir recht gut gefallen, da doch immer wieder interessante Vorkommnisse die Serie interessant gehalten haben. Zwar weiß man meistens sowieso schon, worauf es hinaus läuft, aber bei welcher Serie ist das heutzutage denn nicht so? Man bekommt irgendwann ein Gefühl für den möglichen Verlauf der Story, so ist das auch hier. Größere Plottwists sucht man vergebens. Das Highlight sind da dann eher die Kämpfe. Diese haben natürlich auch optisch ordentlich zu bieten: Schwerter, Feuer, Eis, Explosionen, Blut, alles vorhanden und klasse animiert mit schönen Effekten und ein wenig Spannung kommt auch ab und zu auf. Und wo wir gerade bei Optik sind: Ecchi-mäßig gibts auch immer mal wieder hübsche Einblicke, wobei diese in den meisten Fällen relativ harmlos bleiben (Unterwäsche und bisschen Pantyshots sind da so das äußerste). Ob man sich mehr für die Bluray-Fassung aufgehoben hat oder der Ecchi-Tag hier doch ein klein wenig zu viel verspricht, kann ich aber nicht beurteilen.
Manch einer mag jetzt denken "so positiv klang das jetzt garnicht, klingt wie schon 100 Mal dagewesen!". Nun, eigentlich ist es auch so. Daher kann ich auch verstehen, warum z.B.
Lpark in seinem
Kommentar von "
kaum vorhandene[r] Qualität der Vorlage" spricht. Innovativ ist was anderes, fesselnd auch. Trotzdem hat mir dieser Anime insgesamt deutlich mehr Spaß gemacht, als andere Genrevertreter der letzten Jahre. Speziell die Charaktere haben einfach was und waren für mich in diesem Umfeld deutlich angenehmer als sonst. Und unterhalten hat der Anime auf jeden Fall ziemlich gut, so das ich die vier Sterne auch für angebracht halte.
P.S.: Erwähnenswert sind im übrigen auch sowohl das Opening Identity von Mikio Sakai (u.A. Songwirter für den Code Geass OST), als auch das Ending Haramitsu Renka von Ali Project (u.A. OPs/EDs für Rozen Maiden, Code Geass 2, Another). Beide sind wirklich klasse Stücke, die eine perfekte Auswahl für den Anime darstellen. Nochmal ein Faktor, der die Bewertung ein wenig nach oben schiebt, besonders da ich inzwischen Ali Project wirklich sehr gerne höre.