SlaughtertripV.I.P.
#1Historie:
Halloween-Special 2021 #1: »The Crone«
Halloween-Special 2021 #2: »Cult«
Halloween-Special 2021 #3: »Talk to the Dead«
Halloween-Special 2021 #4: »The Doll Master«
Heute ist Halloween, und mit »Hansel und Gretel« endet hier und jetzt mein Halloween-Special. (Vielleicht geht es ja nächstes Jahr weiter.) Von einem Film mit einem solchen Titel erwartet man vermutlich eine etwas blutigere und verstörendere Version des gleichnamigen Märchens der Brüder Grimm. Zumindest ich hatte das. Doch ich wurde positiv überrascht, denn so einfach wollten die Produzenten sich es nun doch nicht machen. So ganz originell ist diese Geschichte aber auch nicht, denn man zog Inspiration aus einem ganz großen Klassiker des Horror-Genres …
Am Anfang des Films fährt der Protagonist Lee Eun-Soo in seinem Auto und hat per Handy ein Streitgespräch mit seiner schwangeren Freundin Hae-Young. Das riecht doch schon meilenweit nach einem Unfall! Und so kommt es auch. Charaktere in Horrorfilmen sollten endlich mal lernen, gar nicht erst ins Auto zu steigen, denn daraus folgt ohnehin immer ein Unfall … oder man wird mitten in der Karosserie von einem Monster gemeuchelt. Der schwer verletzte* Eun-Soo wurde von dem 12-jährigen Mädchen Kim Young-Hee gefunden und zu ihr nach Hause gebracht. Ihr großer Bruder ist der 13-jährige Kim Man-Bok und ihre kleine Schwester die 7-jährige Kim Jung-soon. Die Eltern besitzen keine Namen. Mysteriös! Das »Haus der glücklichen Kinder« ist eingerichtet wie ein Kinderspielplatz. Damit der vom Autounfall mitgenommene Eun-Soo wieder zu Kräften kommt, bekommt er ein nahrhaftes, gesundes und stärkendes Frühstück bestehend aus … Süßigkeiten! Langsam bekommt man den Eindruck, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Man stellt erste Vermutungen an. Hecken die Eltern, deren Blicke eine relativ deutliche Sprache sprechen, etwas aus? Oder sind die kleinen Racker in Wirklichkeit kleine Teufel? Allmählich deutet sich an, von welchem Klassiker des Horror-Genres man sich hier bedient hat: »Kinder des Zorns«.
*Seine Wunde an der Stirn heilte nach einem Tag … vollständig … ohne sichtbare Rückstände … und nur dank der Heilkraft eines Pflasters …
Die Charaktere handeln nachvollziehbar und sind sympathisch – außer jene, die sich als die Antagonisten herausstellen. Diese sind auf sympathische Weise unsympathisch. Eun-Soo macht den Eindruck, ein etwas ungewöhnlicher Protagonist eines Horror-Streifens zu sein. Er ist überaus verständnisvoll und einfühlsam, was den Szenen zusammen mit den Kindern zugutekommt, die für einen Horrorfilm überraschend herzig sind. Die Kinder machen ihre Sache sehr gut und spielen erwachsene Schauspieler, die nur in B-Movies ihr Talent unter Beweis stellen können, an die Wand. Eun Won-Jae, der den 13-jährigen Man-Bok spielt, zeigt durch seine Mimik sehr gut, dass er etwas vorsichtiger ist als seine Geschwister und dass er die Erwachsenen auch mit etwas Skepsis betrachtet. Shim Eun-Kyung, welche die 12-jährige Young-Hee spielt, umhüllt sich fortwährend mit einer mysteriösen Aura, die es dem Zuseher nicht einfach macht, hinter ihr wahres Wesen zu kommen. Jin Ji-Hee war zu der Zeit, als dieser Film gedreht wurde, zwar noch ein kleines Kind, aber ihre Palette an verschiedenen Ausdrücken verdient Respekt. Von patzig und abweisend über glücklich bis hin zu traurig war ihr Spiel mit Mimik und Gestik immer überzeugend.
Der Film ist weniger gruslig, als es ein Horrorfilm vielleicht sein sollte, besticht aber durch seine düster-märchenhafte Atmosphäre, erschaffen durch die Mischung aus Gruselmomenten und dem Setting, das in der Fantasie eines Kindes kreiert worden sein könnte. Calum Waddell vom Horrorfilm-Magazin »Fangoria« fasst es gut zusammen: »[…]its presentation of a bold and beautiful, but still downright terrifying, adult nightmare.«
Das Haus hat so einige Überraschungen auf Lager, z. B. dieser erstaunlich lange Gang, und auch außerhalb des Gebäudes sollte man seine Augen offen halten, denn irgendwo im dichten Wald befindet sich eine mysteriöse Tür. Der Film spielt räumlich und zeitlich mit der Wahrnehmung des Zusehers. Bei einer Szene, bei der man das gesamte Haus von oben überblicken kann und bei der die Kamera immer weiter in die Ferne schweift, bekommt man das Gefühl, sich mitten im Nirgendwo zu befinden, während der plötzliche Wechsel zwischen herbstlich und winterlich dem Zuseher glauben macht, dass Eun-Soo bereits derart viel Zeit im Haus verbracht hat, dass eine Kapitulation seinerseits nicht mehr allzu fern sein kann – und das, obwohl in Wirklichkeit nur wenige Tage vergangen sind.
Die Effekte erzielen allesamt ihren … Effekt. Kleinere computergenerierte Schocker sind ebenso gut umgesetzt worden wie ein paar ambitioniertere praktische Effekte, die vielleicht gerade deshalb so gut – und vor allem natürlich positiv – in Erinnerung geblieben sind. Südkoreanische Kinoproduktionen brauchen sich vor niemandem zu verstecken, auch nicht vor Hollywood.
Manche Fazite schließen mit ein paar wenigen, zusammenfassenden Worten ab. Andere wiederum geben eine Empfehlung ab. Ich versuche mal beides in einem Satz: »Hansel und Gretel« ist eine moderne und schaurig-schöne Aufbereitung eines bekannten Märchens, die sich erfreulicherweise nicht allzu sehr an die Vorlage hält, und kann all jenen empfohlen werden, die sich gerne verzaubern und gleichzeitig gruseln lassen möchten.
Halloween-Special 2021 #1: »The Crone«
Halloween-Special 2021 #2: »Cult«
Halloween-Special 2021 #3: »Talk to the Dead«
Halloween-Special 2021 #4: »The Doll Master«
Heute ist Halloween, und mit »Hansel und Gretel« endet hier und jetzt mein Halloween-Special. (Vielleicht geht es ja nächstes Jahr weiter.) Von einem Film mit einem solchen Titel erwartet man vermutlich eine etwas blutigere und verstörendere Version des gleichnamigen Märchens der Brüder Grimm. Zumindest ich hatte das. Doch ich wurde positiv überrascht, denn so einfach wollten die Produzenten sich es nun doch nicht machen. So ganz originell ist diese Geschichte aber auch nicht, denn man zog Inspiration aus einem ganz großen Klassiker des Horror-Genres …
Am Anfang des Films fährt der Protagonist Lee Eun-Soo in seinem Auto und hat per Handy ein Streitgespräch mit seiner schwangeren Freundin Hae-Young. Das riecht doch schon meilenweit nach einem Unfall! Und so kommt es auch. Charaktere in Horrorfilmen sollten endlich mal lernen, gar nicht erst ins Auto zu steigen, denn daraus folgt ohnehin immer ein Unfall … oder man wird mitten in der Karosserie von einem Monster gemeuchelt. Der schwer verletzte* Eun-Soo wurde von dem 12-jährigen Mädchen Kim Young-Hee gefunden und zu ihr nach Hause gebracht. Ihr großer Bruder ist der 13-jährige Kim Man-Bok und ihre kleine Schwester die 7-jährige Kim Jung-soon. Die Eltern besitzen keine Namen. Mysteriös! Das »Haus der glücklichen Kinder« ist eingerichtet wie ein Kinderspielplatz. Damit der vom Autounfall mitgenommene Eun-Soo wieder zu Kräften kommt, bekommt er ein nahrhaftes, gesundes und stärkendes Frühstück bestehend aus … Süßigkeiten! Langsam bekommt man den Eindruck, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Man stellt erste Vermutungen an. Hecken die Eltern, deren Blicke eine relativ deutliche Sprache sprechen, etwas aus? Oder sind die kleinen Racker in Wirklichkeit kleine Teufel? Allmählich deutet sich an, von welchem Klassiker des Horror-Genres man sich hier bedient hat: »Kinder des Zorns«.
*Seine Wunde an der Stirn heilte nach einem Tag … vollständig … ohne sichtbare Rückstände … und nur dank der Heilkraft eines Pflasters …
Die Charaktere handeln nachvollziehbar und sind sympathisch – außer jene, die sich als die Antagonisten herausstellen. Diese sind auf sympathische Weise unsympathisch. Eun-Soo macht den Eindruck, ein etwas ungewöhnlicher Protagonist eines Horror-Streifens zu sein. Er ist überaus verständnisvoll und einfühlsam, was den Szenen zusammen mit den Kindern zugutekommt, die für einen Horrorfilm überraschend herzig sind. Die Kinder machen ihre Sache sehr gut und spielen erwachsene Schauspieler, die nur in B-Movies ihr Talent unter Beweis stellen können, an die Wand. Eun Won-Jae, der den 13-jährigen Man-Bok spielt, zeigt durch seine Mimik sehr gut, dass er etwas vorsichtiger ist als seine Geschwister und dass er die Erwachsenen auch mit etwas Skepsis betrachtet. Shim Eun-Kyung, welche die 12-jährige Young-Hee spielt, umhüllt sich fortwährend mit einer mysteriösen Aura, die es dem Zuseher nicht einfach macht, hinter ihr wahres Wesen zu kommen. Jin Ji-Hee war zu der Zeit, als dieser Film gedreht wurde, zwar noch ein kleines Kind, aber ihre Palette an verschiedenen Ausdrücken verdient Respekt. Von patzig und abweisend über glücklich bis hin zu traurig war ihr Spiel mit Mimik und Gestik immer überzeugend.
Der Film ist weniger gruslig, als es ein Horrorfilm vielleicht sein sollte, besticht aber durch seine düster-märchenhafte Atmosphäre, erschaffen durch die Mischung aus Gruselmomenten und dem Setting, das in der Fantasie eines Kindes kreiert worden sein könnte. Calum Waddell vom Horrorfilm-Magazin »Fangoria« fasst es gut zusammen: »[…]its presentation of a bold and beautiful, but still downright terrifying, adult nightmare.«
Das Haus hat so einige Überraschungen auf Lager, z. B. dieser erstaunlich lange Gang, und auch außerhalb des Gebäudes sollte man seine Augen offen halten, denn irgendwo im dichten Wald befindet sich eine mysteriöse Tür. Der Film spielt räumlich und zeitlich mit der Wahrnehmung des Zusehers. Bei einer Szene, bei der man das gesamte Haus von oben überblicken kann und bei der die Kamera immer weiter in die Ferne schweift, bekommt man das Gefühl, sich mitten im Nirgendwo zu befinden, während der plötzliche Wechsel zwischen herbstlich und winterlich dem Zuseher glauben macht, dass Eun-Soo bereits derart viel Zeit im Haus verbracht hat, dass eine Kapitulation seinerseits nicht mehr allzu fern sein kann – und das, obwohl in Wirklichkeit nur wenige Tage vergangen sind.
Die Effekte erzielen allesamt ihren … Effekt. Kleinere computergenerierte Schocker sind ebenso gut umgesetzt worden wie ein paar ambitioniertere praktische Effekte, die vielleicht gerade deshalb so gut – und vor allem natürlich positiv – in Erinnerung geblieben sind. Südkoreanische Kinoproduktionen brauchen sich vor niemandem zu verstecken, auch nicht vor Hollywood.
Manche Fazite schließen mit ein paar wenigen, zusammenfassenden Worten ab. Andere wiederum geben eine Empfehlung ab. Ich versuche mal beides in einem Satz: »Hansel und Gretel« ist eine moderne und schaurig-schöne Aufbereitung eines bekannten Märchens, die sich erfreulicherweise nicht allzu sehr an die Vorlage hält, und kann all jenen empfohlen werden, die sich gerne verzaubern und gleichzeitig gruseln lassen möchten.
Beitrag wurde zuletzt am 31.10.2021 17:01 geändert.
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