SlaughtertripV.I.P.
#1Bekommt ihr Anfang Oktober auch immer dieses seltsame Gefühl? Ihr wisst schon … das Gefühl, Angst und Schrecken erfahren und das Gruseln gelehrt bekommen zu wollen. Oder einfach nur wieder diesen kalten Schauer spüren zu wollen, der einem über den Rücken läuft. Ich spreche natürlich über die Vorfreude auf Halloween. In diesem Monat möchte ich jeden Sonntag eine Rezension zu einem Horrorfilm veröffentlichen – mit dem 31. Oktober als Höhepunkt des Gruselns und mit einem meiner Lieblingshorrorfilme aus dem asiatischen Raum.
Den Anfang machen möchte ich mit einem lustigen Film: »The Crone«. Ja, auch Horrorfilme können spaßig sein. Das ist nichts Neues. Manche von ihnen wollen sogar lustig sein. Meistens lacht man sich gerade deshalb einen Ast ab, weil die Produktionsqualität so niedrig ist, dass zwischen ihr und dem Boden kein Löschblatt mehr passt, oder weil der Level der Absurdität so hoch ist, dass er in der Stratosphäre verschwindet. Ein japanischer »Sharknado« ist dieser Film aber nicht. Was diesen Film so lustig macht, liegt einzig und alleine an der titelgebenden alten Frau, die den armen Menschen Furcht und Schrecken lehrt. Es ist doch sehr lustig mit anzusehen, wie sie mit schnellen, kleinen Tapseschritten auf ihre Opfer zurennt, dabei Geräusche macht, als würden Holzstäbchen aneinanderschlagen, und mit schriller Stimme »Hiiiiiiiiiii« ruft. Wenn man sich die japanischen Wikipedia-Seiten zu diesem Film ansieht, bekommt man so lustige Übersetzungen wie »High Speed Aunt« oder »Turbo Grandmother«. Ich erhebe keinen Einspruch gegen diese Namen. Während Freddy Krueger seine Opfer in ihren Träumen attackiert, Jason Voorhees eine Machete, Leatherface eine Kettensäge und Michael Myers ein Messer benutzen, um aus den Opfern Schaschlik zu machen, greift das alte Weib mit Rheuma, Alzheimer und einer Wutrede auf die junge Generation an. Nein, natürlich macht sie das nicht, aber Spaß darf – wie dieser Film beweist – auch in dieser Zeit des Gruselns sein. Abgetrennte Extremitäten und fliegende Köpfe nach feinster Splatterfilm-Manier gibt es hier (fast) nicht. Stattdessen passieren »merkwürdige Dinge« mit den Opfern.
Die Opfer in diesem Film sind die Jersey Girls aus der gleichnamigen TV-Show. Sie stammen nicht aus New Jersey, sondern aus Japan. Wahrscheinlich hat man sich bei dem Namen an irgendwelche Realityshows orientiert, die ich meide wie ein Vampir eine Knoblauchzehe. Ayane ist ein 16-jähriges Idol, das anfangs aus noch unerfindlichen Gründen vom ebenfalls 16-jährigen Idol Nanami gemobbt wird. Die beiden sind erst 16 … kann es sein, dass das einfach nur Zickenkrieg ist? Die beiden kann man übrigens gut auseinanderhalten, weil die eine immer Blau, die andere immer Grün trägt. Die dritte im Bunde ist die 17-jährige Mayuko. Mit ihren stolzen 17 Jahren am Buckel fühlt sie sich natürlich wie der Greis der Gruppe. Wenn sie wüsste, dass ihr bald ein richtiger Greis ganz gewaltige Probleme bereiten wird … Auf eine steile Karriere können die Mädchen wohl nur mit viel Optimismus hoffen, werden ihre Auftritte doch sehr spärlich besucht. Es kann aber natürlich auch sein, dass sich nicht mehr als drei oder vier Komparsen für diesen Film hergeben wollten. Besonders professionell wirken die drei Wannabe-Stars ohnehin nicht – ob gewollt oder nicht, sei mal dahingestellt. Ihre Bewegungen sind jedenfalls so wenig synchron wie die Turmsprünge von Stefan Raab und Elton. Viel Personal konnte sich die Jersey-Girls-Show wohl auch nicht leisten, denn man sieht – abgesehen von den zwei Produzenten – höchstens zwei Angestellte, die mit den Mädchen zusammenarbeiten und deren Blicke sagen: »Oooh Mann, auf was hab ich mich denn hier eingelassen …« Ihnen wurde die Ehre zuteil, Sprecherrollen für diesen Film zu ergattern. Glückwunsch!
Jetzt haben wir also das Monster und die Opfer. Durch welchen schrecklichen Faden des Schicksals werden diese miteinander verbunden? Bei einer neuen Ausgabe der »Jersey Girls« betritt Ayane ein verlassenes, verwahrlostes Pflegeheim und filmt sowohl die Umgebung als auch sich selbst mit ihrer Handykamera. Der Zuseher soll sich genauso sehr gruseln wie das minderjährige Mädchen und das Grauen im »verfluchten Pflegeheim« kennenlernen. Hier erkennt man die Orientierungslosigkeit von entweder dem Produktionsteam von »Jersey Girls« oder vom Film selbst, denn jede Realityshow, die etwas auf sich hält, lügt ihre Zuseher von vorne bis hinten an und hält sich strikt nach einem Drehbuch. Man rechnet mit gefakten Schockmomenten, die das Produktionsteam sich bei ein paar Bier überlegt hat, sich in weiterer Folge jedoch als real herausstellen. Nichts da – gar nix wurde im Vorhinein geplant. Was, wenn sich im Pflegeheim kein übernatürliches Wesen befunden hätte? Dann hätte man lediglich ein Mädchen gesehen, das durch ein leeres Gebäude watschelt. Kein Wunder, dass die Jersey Girls nur fünf Fans haben, die sich ihre Konzerte ansehen. Abgesehen von der miesen Qualität der Realityshow zeigt sich deutlich, worum es in diesem Film geht: Ruhestörung eines verfluchten Gebäudes. Und das gefällt dem Geister-Greis natürlich nicht, weshalb er dem gesamten Produktionsteam eins auswischen möchte. Das Geheimnis des Pflegeheims muss ergründet werden, um den Fluch zu brechen, damit die Alte einem wieder von der Pelle rückt. Die Auflösung ist so lala und fällt in die Kategorie »Hätte man sich denken können«.
Dieser Film beinhaltet sehr viel Ekelhorror. Ayane bekommt eine blutige Warze, aus Nanamis Ohr tropft Eiter, Mayuko hustet einen Haarballen mit Gesicht aus (das ist ja mal originell) und der Arm der Produzentin Mochizuki sieht aus, als hätte sie eine Hauttransplantation von einem Zombie bekommen. Essen sollte man nicht unbedingt bei diesem Film. Die Effekte sind gerade noch gut genug, dass ich den Film nicht komplett als Trash bezeichnen würde. Es ist vielmehr die Umsetzung des Films, weshalb ich das gerne tun würde.
Dieser Film wandelt auf einem sehr schmalen Pfad. Bewegt er sich zu sehr in die eine Richtung, könnte er Gefahr laufen, nicht trashig genug für Trash-Fans zu sein. Bewegt er sich zu sehr in die andere Richtung, könnte er Gefahr laufen, den Ansprüchen jener Fans, die auf hochwertiges Material hoffen, nicht zu genügen. Für mich macht der Greis den Großteil von dem aus, weshalb ich Horrorfilme paradoxerweise so sehr mag: wegen des Spaßes!
»The Crone« ist übrigens einer der insgesamt drei Filme, die von der Firma W Field Inc. für eine Horror-Trilogie produziert wurden. Ich will nicht spoilern, aber es könnte sein, dass ich die anderen zwei Filme ebenfalls noch rezensieren werde …
Den Anfang machen möchte ich mit einem lustigen Film: »The Crone«. Ja, auch Horrorfilme können spaßig sein. Das ist nichts Neues. Manche von ihnen wollen sogar lustig sein. Meistens lacht man sich gerade deshalb einen Ast ab, weil die Produktionsqualität so niedrig ist, dass zwischen ihr und dem Boden kein Löschblatt mehr passt, oder weil der Level der Absurdität so hoch ist, dass er in der Stratosphäre verschwindet. Ein japanischer »Sharknado« ist dieser Film aber nicht. Was diesen Film so lustig macht, liegt einzig und alleine an der titelgebenden alten Frau, die den armen Menschen Furcht und Schrecken lehrt. Es ist doch sehr lustig mit anzusehen, wie sie mit schnellen, kleinen Tapseschritten auf ihre Opfer zurennt, dabei Geräusche macht, als würden Holzstäbchen aneinanderschlagen, und mit schriller Stimme »Hiiiiiiiiiii« ruft. Wenn man sich die japanischen Wikipedia-Seiten zu diesem Film ansieht, bekommt man so lustige Übersetzungen wie »High Speed Aunt« oder »Turbo Grandmother«. Ich erhebe keinen Einspruch gegen diese Namen. Während Freddy Krueger seine Opfer in ihren Träumen attackiert, Jason Voorhees eine Machete, Leatherface eine Kettensäge und Michael Myers ein Messer benutzen, um aus den Opfern Schaschlik zu machen, greift das alte Weib mit Rheuma, Alzheimer und einer Wutrede auf die junge Generation an. Nein, natürlich macht sie das nicht, aber Spaß darf – wie dieser Film beweist – auch in dieser Zeit des Gruselns sein. Abgetrennte Extremitäten und fliegende Köpfe nach feinster Splatterfilm-Manier gibt es hier (fast) nicht. Stattdessen passieren »merkwürdige Dinge« mit den Opfern.
Die Opfer in diesem Film sind die Jersey Girls aus der gleichnamigen TV-Show. Sie stammen nicht aus New Jersey, sondern aus Japan. Wahrscheinlich hat man sich bei dem Namen an irgendwelche Realityshows orientiert, die ich meide wie ein Vampir eine Knoblauchzehe. Ayane ist ein 16-jähriges Idol, das anfangs aus noch unerfindlichen Gründen vom ebenfalls 16-jährigen Idol Nanami gemobbt wird. Die beiden sind erst 16 … kann es sein, dass das einfach nur Zickenkrieg ist? Die beiden kann man übrigens gut auseinanderhalten, weil die eine immer Blau, die andere immer Grün trägt. Die dritte im Bunde ist die 17-jährige Mayuko. Mit ihren stolzen 17 Jahren am Buckel fühlt sie sich natürlich wie der Greis der Gruppe. Wenn sie wüsste, dass ihr bald ein richtiger Greis ganz gewaltige Probleme bereiten wird … Auf eine steile Karriere können die Mädchen wohl nur mit viel Optimismus hoffen, werden ihre Auftritte doch sehr spärlich besucht. Es kann aber natürlich auch sein, dass sich nicht mehr als drei oder vier Komparsen für diesen Film hergeben wollten. Besonders professionell wirken die drei Wannabe-Stars ohnehin nicht – ob gewollt oder nicht, sei mal dahingestellt. Ihre Bewegungen sind jedenfalls so wenig synchron wie die Turmsprünge von Stefan Raab und Elton. Viel Personal konnte sich die Jersey-Girls-Show wohl auch nicht leisten, denn man sieht – abgesehen von den zwei Produzenten – höchstens zwei Angestellte, die mit den Mädchen zusammenarbeiten und deren Blicke sagen: »Oooh Mann, auf was hab ich mich denn hier eingelassen …« Ihnen wurde die Ehre zuteil, Sprecherrollen für diesen Film zu ergattern. Glückwunsch!
Jetzt haben wir also das Monster und die Opfer. Durch welchen schrecklichen Faden des Schicksals werden diese miteinander verbunden? Bei einer neuen Ausgabe der »Jersey Girls« betritt Ayane ein verlassenes, verwahrlostes Pflegeheim und filmt sowohl die Umgebung als auch sich selbst mit ihrer Handykamera. Der Zuseher soll sich genauso sehr gruseln wie das minderjährige Mädchen und das Grauen im »verfluchten Pflegeheim« kennenlernen. Hier erkennt man die Orientierungslosigkeit von entweder dem Produktionsteam von »Jersey Girls« oder vom Film selbst, denn jede Realityshow, die etwas auf sich hält, lügt ihre Zuseher von vorne bis hinten an und hält sich strikt nach einem Drehbuch. Man rechnet mit gefakten Schockmomenten, die das Produktionsteam sich bei ein paar Bier überlegt hat, sich in weiterer Folge jedoch als real herausstellen. Nichts da – gar nix wurde im Vorhinein geplant. Was, wenn sich im Pflegeheim kein übernatürliches Wesen befunden hätte? Dann hätte man lediglich ein Mädchen gesehen, das durch ein leeres Gebäude watschelt. Kein Wunder, dass die Jersey Girls nur fünf Fans haben, die sich ihre Konzerte ansehen. Abgesehen von der miesen Qualität der Realityshow zeigt sich deutlich, worum es in diesem Film geht: Ruhestörung eines verfluchten Gebäudes. Und das gefällt dem Geister-Greis natürlich nicht, weshalb er dem gesamten Produktionsteam eins auswischen möchte. Das Geheimnis des Pflegeheims muss ergründet werden, um den Fluch zu brechen, damit die Alte einem wieder von der Pelle rückt. Die Auflösung ist so lala und fällt in die Kategorie »Hätte man sich denken können«.
Dieser Film beinhaltet sehr viel Ekelhorror. Ayane bekommt eine blutige Warze, aus Nanamis Ohr tropft Eiter, Mayuko hustet einen Haarballen mit Gesicht aus (das ist ja mal originell) und der Arm der Produzentin Mochizuki sieht aus, als hätte sie eine Hauttransplantation von einem Zombie bekommen. Essen sollte man nicht unbedingt bei diesem Film. Die Effekte sind gerade noch gut genug, dass ich den Film nicht komplett als Trash bezeichnen würde. Es ist vielmehr die Umsetzung des Films, weshalb ich das gerne tun würde.
Dieser Film wandelt auf einem sehr schmalen Pfad. Bewegt er sich zu sehr in die eine Richtung, könnte er Gefahr laufen, nicht trashig genug für Trash-Fans zu sein. Bewegt er sich zu sehr in die andere Richtung, könnte er Gefahr laufen, den Ansprüchen jener Fans, die auf hochwertiges Material hoffen, nicht zu genügen. Für mich macht der Greis den Großteil von dem aus, weshalb ich Horrorfilme paradoxerweise so sehr mag: wegen des Spaßes!
»The Crone« ist übrigens einer der insgesamt drei Filme, die von der Firma W Field Inc. für eine Horror-Trilogie produziert wurden. Ich will nicht spoilern, aber es könnte sein, dass ich die anderen zwei Filme ebenfalls noch rezensieren werde …
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