Die Meldung kam überraschend, aber während die meisten Überraschungen in der Medienwelt eher erheblichen Ärger hochkochen lassen, sorgte diese Nachricht für feuchte Augen und laute Jubelschreie: Ende 2006 wurden die Archive des Shueisha Weekly Playboy durchsucht. Eine auf Erotik ausgerichtete Zeitschrift, bei der es sich aber trotz des Namens nicht um die japanische Ausgabe des berühmten Playboy-Magazins handelt. Doch seit ihrer ersten Auflage 1966 werden in Shueisha Weekly Playboy auch Manga abgedruckt. Mal von schlechterer, mal von besserer Qualität. Mal waren echte Rohrkrepierer darunter, aber zum Teil auch echt geniale Dauerbrenner. Doch den absoluten Höhepunkt stellte wohl der Kultmanga Lady Snowblood von Texter KAZUO KOIKE (Crying Freeman, Kozure Okami) und Zeichner KAZUO KAMIMURA (Shinanogawa, Furious Love) dar, der 1972 als fortlaufende Serie abgedruckt wurde. Ein spannendes, dramatisches, düsteres Meisterwerk, das vor Sex und Gewalt nur so strotzte, aber gleichzeitig mit sehr viel Anspruch glänzte und sich dabei auf sehr hohem zeichnerischen Niveau befand. Der Manga erreichte im Nu Kultstatus, wurde schon 1973 von TOSHIYA FUJITA ; wobei Hauptdarstellerin MEIKO KAJI allein schon optisch ihrem Vorbild Yuki sehr nahe kam. Die Krönung der Verehrung ist QUENTIN TARANTINOs Metzel-Meisterwerk KILL BILL, der in der Tat zu circa 80% aus Lady Snowblood besteht.
Als man nun aber 2006 die Archive des Shueisha Weekly Playboy durchsuchte, stieß man auf einen wahren Schatz: die Original-Fortsetzung von Lady Snowblood!!! Aufgrund des immensen Erfolges den das Werk damals schon hatte, taten sich KAZUO KOIKE und KAZUO KAMIMURA kurze Zeit nach Fertigstellung von Lady Snowblood erneut zusammen schon schufen dieses direkte Sequel, dass aber erst in den Jahren 1976 und 1977 in Shueisha Weekly Playboy abgedruckt wurde und seitdem als verschollen galt. Nun aber reagierte man schnell und veröffentlichte das Sequel in Japan schon im Sommer 2007. Gut ein Jahr später kam das Werk unter Carlsen Comics auch zu uns und wurde unter dem Titel Lady Snowblood - Volume 3: Auferstehung veröffentlicht.
Schon bei der Atmosphäre fällt Eines auf: während der erste Teil gewaltmäßig schon ganz schön abging, doch dort ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Sex und Gewalt existierte, so wird hier fast pausenlos durchgemetzelt. Die dargestellte Gewalt ist dabei noch weit blutiger und splatterlastiger. Sex und Nacktheit wurde fast gänzlich getilgt und beschränkt sich auf einige Vergewaltigungs- und Folterszenen. Man kann also durchaus sagen, dass sprichwörtlich jede nackte Weibesbrust durch einen Blutspritzer ersetzt wurde. Auf eine nackte Yuki muss der Leser also größtenteils verzichten. Auch der Anspruch wurde um ein gutes Stück zurück geschraubt, denn während in Lady Snowblood Volume 1 und 2 auf viele Aspekte des damaligen japanischen Lebens eingegangen wurde, um im Vergleich mit der heutigen Zeit so Einige gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme zu kritisieren, so pickten sich KAZUO KOIKE und KAZUO KAMIMURA nur einen historischen Aspekt heraus. Was zur Folge hat, dass der Leser wesentlich mehr Action zu sehen bekommt. Erst in den letzten Kapiteln kehren die beiden Manga-Macher auf die alte Schiene zurück; dann allerdings mit umso mehr Anspruch und einem flammenden Plädoyer gegen Konservatismus, Nationalismus, Machtmissbrauch und Militarismus. Im Gegenzug für den vermissenden Anspruch bekommt der Leser aber dafür eine Geschichte, die ehrlichweise auch wesentlich unterhaltsamer und spannender gestaltet ist. Denn durch das scheinbar allmächtige Militär, dass hier als Yukis Gegenspieler fungiert, entsteht das Gefühl der ständigen Bedrohung und Gefahr. Klar, Rache ist auch ein hier Thema, jedoch weit weniger persönlich als noch in Volume 1 oder 2.
Auch in der Story gibt es Unterschiede. Hier werden wie noch im Vorgänger keine einzelnen Episoden erzählt, sondern eine einzige zusammenhängende Geschichte, die in 10 Akte aufgeteilt ist, die sich dann auch wieder in mehrere Kapitel spalten. Aufgrund dessen ist das Volume auch keine 500 Seiten mehr lang, sondern nur knapp 380 Seiten. Es gibt lediglich einen kleineren Flashback zu Beginn des zweiten Aktes. Ansonsten wird durchgehend ein ziemlich hohes Erzähltempo eingeschlagen, dass Yuki sowie dem Leser kaum Zeit zum Atmen lässt. Der Gewalt- und Actionanteil ist dabei nicht auf bestimmte Kapitel fixiert und von verteilt sich gleichmäßig alle 10 Akte.
Auf charakterlicher Ebene hat sich jedoch viel getan und Yukis Charakter hat sich gegenüber anderen, vergleichbaren Manga deutlich weiterentwickelt. Konnte man in Lady Snowblood Yukis Gewissenbisse nur erahnen, so spricht sie hier ganz offen davon, wie sie ihre Taten bereut. Sie scheint in ihrer Arbeit als Lehrerin aufzugehen und genießt ihr Leben. Sie zeigt sogar Gefühle und weigert sich vehement wieder ihr altes blutrünstiges Leben wieder aufzunehmen. Ist dieser Wandel erst einmal vollzogen, ist Yuki jedoch wieder die alte gnadenlose Mörderin, die man in Lady Snowblood kennen gelernt hat. Auch wenn sie hier nicht für einen Auftraggeber, sondern für eine größere Sache kämpft.
Den Nebencharakteren wird auch deutlich mehr Raum gewährt, um sich zu entfalten. Täuscht aber auch nicht über die Tatsache hinweg, dass sie im Endeffekt auch wieder nur Statisten für Yukis Ein-Frau-Feldzug sind. Dennoch schaffen es Einige von ihnen eine Verbindung mit dem Leser aufzubauen.
Zeichnerisch ist es für einen Meister wie KAZUO KAMIMURA natürlich ein Leichtes, sein hohen Niveau zu halten. Und so besticht auch Lady Snowblood - Volume 3: Auferstehung mit grandiosen Tusche-Zeichnungen in Schwarz/Weiß. Leider verzichtete KAMIMURA hier auf den Einsatz von Metamorphosen fast komplett, doch dafür setzt der Ausnahme-Zeichner hier weit mehr auf Detaildichte, die jetzt den ganzen Manga hindurch spürbar ist. Und natürlich gibt es auch hier realistische Bilder anstatt klischeehafter Mandelaugen oder schräge Proportionen.
Auch die Übersetzung setzt auf explizite Genauigkeit zum Original. Nützlichen Ergänzungen und Erklärungen findet man auch hier zur Genüge. Zweck des Ganzen ist die vollständige Verständlichkeit durch westliche Leser, die ansonsten an einige Stellen auf dem Schlauch treten würden. So aber immer voll im Bild sind und wissen was los ist oder um was es sich genau dreht.
Fazit: Viel weniger Sex, viel mehr Gewalt . . . so lautet die Devise. Und auch wenn Lady Snowblood - Volume 3: Auferstehung bei weitem weniger anspruchsvoll ist als die ersten Erzählungen von Lady Snowblood, so ist der Manga dadurch auch sehr unterhaltsam und darüber hinaus teilweise sogar noch spannender. Auf diese Weise ist der Werk durchaus zu empfehlen und besonders für Fans harter, bluttriefender Schwertkampfaction geeignet.
Als man nun aber 2006 die Archive des Shueisha Weekly Playboy durchsuchte, stieß man auf einen wahren Schatz: die Original-Fortsetzung von Lady Snowblood!!! Aufgrund des immensen Erfolges den das Werk damals schon hatte, taten sich KAZUO KOIKE und KAZUO KAMIMURA kurze Zeit nach Fertigstellung von Lady Snowblood erneut zusammen schon schufen dieses direkte Sequel, dass aber erst in den Jahren 1976 und 1977 in Shueisha Weekly Playboy abgedruckt wurde und seitdem als verschollen galt. Nun aber reagierte man schnell und veröffentlichte das Sequel in Japan schon im Sommer 2007. Gut ein Jahr später kam das Werk unter Carlsen Comics auch zu uns und wurde unter dem Titel Lady Snowblood - Volume 3: Auferstehung veröffentlicht.
Schon bei der Atmosphäre fällt Eines auf: während der erste Teil gewaltmäßig schon ganz schön abging, doch dort ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Sex und Gewalt existierte, so wird hier fast pausenlos durchgemetzelt. Die dargestellte Gewalt ist dabei noch weit blutiger und splatterlastiger. Sex und Nacktheit wurde fast gänzlich getilgt und beschränkt sich auf einige Vergewaltigungs- und Folterszenen. Man kann also durchaus sagen, dass sprichwörtlich jede nackte Weibesbrust durch einen Blutspritzer ersetzt wurde. Auf eine nackte Yuki muss der Leser also größtenteils verzichten. Auch der Anspruch wurde um ein gutes Stück zurück geschraubt, denn während in Lady Snowblood Volume 1 und 2 auf viele Aspekte des damaligen japanischen Lebens eingegangen wurde, um im Vergleich mit der heutigen Zeit so Einige gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme zu kritisieren, so pickten sich KAZUO KOIKE und KAZUO KAMIMURA nur einen historischen Aspekt heraus. Was zur Folge hat, dass der Leser wesentlich mehr Action zu sehen bekommt. Erst in den letzten Kapiteln kehren die beiden Manga-Macher auf die alte Schiene zurück; dann allerdings mit umso mehr Anspruch und einem flammenden Plädoyer gegen Konservatismus, Nationalismus, Machtmissbrauch und Militarismus. Im Gegenzug für den vermissenden Anspruch bekommt der Leser aber dafür eine Geschichte, die ehrlichweise auch wesentlich unterhaltsamer und spannender gestaltet ist. Denn durch das scheinbar allmächtige Militär, dass hier als Yukis Gegenspieler fungiert, entsteht das Gefühl der ständigen Bedrohung und Gefahr. Klar, Rache ist auch ein hier Thema, jedoch weit weniger persönlich als noch in Volume 1 oder 2.
Auch in der Story gibt es Unterschiede. Hier werden wie noch im Vorgänger keine einzelnen Episoden erzählt, sondern eine einzige zusammenhängende Geschichte, die in 10 Akte aufgeteilt ist, die sich dann auch wieder in mehrere Kapitel spalten. Aufgrund dessen ist das Volume auch keine 500 Seiten mehr lang, sondern nur knapp 380 Seiten. Es gibt lediglich einen kleineren Flashback zu Beginn des zweiten Aktes. Ansonsten wird durchgehend ein ziemlich hohes Erzähltempo eingeschlagen, dass Yuki sowie dem Leser kaum Zeit zum Atmen lässt. Der Gewalt- und Actionanteil ist dabei nicht auf bestimmte Kapitel fixiert und von verteilt sich gleichmäßig alle 10 Akte.
Auf charakterlicher Ebene hat sich jedoch viel getan und Yukis Charakter hat sich gegenüber anderen, vergleichbaren Manga deutlich weiterentwickelt. Konnte man in Lady Snowblood Yukis Gewissenbisse nur erahnen, so spricht sie hier ganz offen davon, wie sie ihre Taten bereut. Sie scheint in ihrer Arbeit als Lehrerin aufzugehen und genießt ihr Leben. Sie zeigt sogar Gefühle und weigert sich vehement wieder ihr altes blutrünstiges Leben wieder aufzunehmen. Ist dieser Wandel erst einmal vollzogen, ist Yuki jedoch wieder die alte gnadenlose Mörderin, die man in Lady Snowblood kennen gelernt hat. Auch wenn sie hier nicht für einen Auftraggeber, sondern für eine größere Sache kämpft.
Den Nebencharakteren wird auch deutlich mehr Raum gewährt, um sich zu entfalten. Täuscht aber auch nicht über die Tatsache hinweg, dass sie im Endeffekt auch wieder nur Statisten für Yukis Ein-Frau-Feldzug sind. Dennoch schaffen es Einige von ihnen eine Verbindung mit dem Leser aufzubauen.
Zeichnerisch ist es für einen Meister wie KAZUO KAMIMURA natürlich ein Leichtes, sein hohen Niveau zu halten. Und so besticht auch Lady Snowblood - Volume 3: Auferstehung mit grandiosen Tusche-Zeichnungen in Schwarz/Weiß. Leider verzichtete KAMIMURA hier auf den Einsatz von Metamorphosen fast komplett, doch dafür setzt der Ausnahme-Zeichner hier weit mehr auf Detaildichte, die jetzt den ganzen Manga hindurch spürbar ist. Und natürlich gibt es auch hier realistische Bilder anstatt klischeehafter Mandelaugen oder schräge Proportionen.
Auch die Übersetzung setzt auf explizite Genauigkeit zum Original. Nützlichen Ergänzungen und Erklärungen findet man auch hier zur Genüge. Zweck des Ganzen ist die vollständige Verständlichkeit durch westliche Leser, die ansonsten an einige Stellen auf dem Schlauch treten würden. So aber immer voll im Bild sind und wissen was los ist oder um was es sich genau dreht.
Fazit: Viel weniger Sex, viel mehr Gewalt . . . so lautet die Devise. Und auch wenn Lady Snowblood - Volume 3: Auferstehung bei weitem weniger anspruchsvoll ist als die ersten Erzählungen von Lady Snowblood, so ist der Manga dadurch auch sehr unterhaltsam und darüber hinaus teilweise sogar noch spannender. Auf diese Weise ist der Werk durchaus zu empfehlen und besonders für Fans harter, bluttriefender Schwertkampfaction geeignet.
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