Bewertungsbasis: Band 1-6
Handlung
Handlung
Japan in der nahen Zukunft. Um die Bevölkerung den Wert des Lebens zu Lehren und sie zu guten Bürgern zu erziehen führte die Regierung das Gesetz für Fortschritt und Wohlstand, kurz GFW, ein. Dieses Gesetz sieht vor, dass jedes Kind zur Einschulung eine spezielle Impfung erhält. Doch diese Impfung hat einen Haken: In jeder 1000sten Spritze befindet sich eine Kapsel, die den Träger zwischen seinem 18. Und 24. Lebensjahr töten wird. So sollen die Menschen dazu gebracht werden jeden Tag auszukosten und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden da sie jederzeit sterben könnten. Natürlich gibt es auch gewisse Anreize sich diesem System zu beugen.
24 Stunden vor Eintreten des Todes erhalten die Betroffenen jungen Erwachsenen schließlich ihren Todesbescheid, den Ikigami. Dieser wird durch einen Vollzugsbeamten wie den jungen Fujimoto zugestellt. Dieser ist noch unerfahren und für die Betreuung der Betroffenen und ihrer Familien zuständig. Die Schicksale mit denen er bei seiner Arbeit konfrontiert wird lassen den jungen Mann am System zweifeln. Wissen darf dies jedoch niemand, denn sogenannte Geistesverbrecher werden hart bestraft…
Kurzreview
Eines vorweg: Man muss sich als westlicher Leser auf diese Manga-Reihe einlassen. Denn das hypothetische Konzept hinter der Serie ist stark auf die japanische Gesellschaft mit ihrem Konformitätsdruck, der Wichtigkeit der sozialen Stellung, ihren Gruppenzwängen und ihren politischen Problemen ausgerichtet. Aus westlicher Sicht in das Konzept so vielleicht nicht zu 100% schlüssig und nachvollziehbar.
Überwindet man jedoch diese kulturelle Hemmschwelle und lässt sich auf die Geschichten ein offenbaren sich dem Leser viele kleine und größere Dramen um Leben und Tod. Die Rahmenhandlung um den jungen Fujimoto, der in seinen neuen Beruf hineinfindet und erste Zweifel entwickelt, schreitet in den ersten Bänden sehr gemächlich voran. Das stört jedoch nicht weiter, denn das Herzstück der Reihe sind bisher die einzelnen Handlungsbögen. Diese wiederum sind in drei Kapitel beziehungsweise drei Akte aufgeteilt und nehmen immer die Hälfte eines Bandes ein. Mit etwa einer halben Stunde Lesezeit pro Arc eignet sich die Serie also hervorragend als Abendlektüre, wenn man vor dem Schlafengehen noch mal eine halbe Stunde lesen möchte.
Zu den in der Handlungsangabe erwähnten Zusatzanreizen und -Lesitungen zählen beispielsweise hohe Hinterbliebenenrenten. So haben die Angehörigen ausgesorgt, wenn ihnen zum Wohle Aller ein Kind genommen wird. Vorausgesetzt das Betroffene Familienmitglied verstößt nicht gegen das Gesetz oder beschließt sich in Anbetracht des ohnehin nahenden Endes in einem ultimativen Akt der Kontrolle selbst das Leben zu nehmen. Um sich und seinen Lieben den letzten Tag auf Erden zu versüßen gilt ein Ikigami außerdem als Zahlungsmittel.
Autor und Zeichner Motoro Mase versteht es auf Basis der immer gleichen Ausgangssituation – ein junger Erwachsener soll sterben und erhält seinen Ikigami – die verschiedensten Geschichten zu erzählen. Diese Extremsituation bringt nämlich entweder das beste oder das schlimmste in den Menschen zum Vorschein. Während der eine Junge sich vielleicht an Schulraudies rächen will und etwas Dummes tut, wodurch seine Eltern leer ausgehen, strebt der andere eine Aussöhnung mit seinen Eltern an, die er seit Jahren nicht gesehen hat. Vielleicht beschließt er aber auch seinen Ikigami zu kopieren und zu verkaufen. Und was richtet die Todesbotschaft bei strikten Befürwortern des Systems an, wenn sie selbst Opfer des Systems werden? Solchen Was-wäre-Wenn-Fragen nehmen sich alle Handlungsbögen des Manga an. Hin und wieder kann die Qualität der einzelnen Episoden dabei etwas schwanken, doch im Großen und Ganzen fand ich die bisherigen Geschichten alle nachvollziehbar und mitunter auch häufiger mal überraschend. Für etwas anspruchsvollere Unterhaltung ist also gesorgt.
Passend zum eher an erwachsenere Leser gerichtete Setting präsentieren sich auch die Zeichnungen. Das Charakterdesign ist eigenständig und eher schlicht und zweckmäßig. Die Stärke des Stils ist jedoch die Bandbreite an Emotionen die sich vor allem an den Gesichtern vorzüglich ablesen lässt. Mangatypisch sind die Panels sehr aufgeräumt um nicht zu sagen eher spartanisch. Häufig gibt es nur einfarbig weiße, graue oder schwarze Hintergründe. Grade bei Headshots und Close-Ups. Werden Hintergründe gezeigt sind diese jedoch sehr realistisch und detailliert. Grade Stadt- oder Umweltpanoramen scheinen sogar umgewandelte Fotos zu sein.
Fazit
Kann man sich mit dem eher anspruchsvollen Konzept der Serie und der Ausrichtung auf die japanische Gesellschaft anfreunden bietet Ikigami in den ersten 6 Bänden solide Drama-Kost mit einem sehr interessanten Was-wäre-Wenn-Setting der nahen Zukunft.
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