20th Century Boys (1999)

20 Seiki Shounen / 20世紀少年

Informationen

  • Manga: 20th Century Boys
    © 2000 Naoki Urasawa, Shougakukan Inc.
    • Japanisch 20 Seiki Shounen
      20 Seiki Shōnen
      20世紀少年
      Typ: Manga
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 27.09.1999 ‑ 24.04.2006
      Bände / Kapitel: 22 / 249
      Publisher: Shougakukan Inc.
      Mangaka: Autor & Illustrator
      Adaptiert von: Originalwerk
    • Englisch 20th Century Boys
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 17.02.2009 ‑ 18.09.2012
      Bände / Kapitel: 22 / 249
      Publisher: VIZ Media, LLC
    • Deutsch 20th Century Boys
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 02.2002 ‑ 17.07.2009
      Bände / Kapitel: 22 / 249

Beschreibung

Klappentext
Am Ende des 20. Jahrhunderts steht die Menschheit vor dem Abgrund, doch nur eine Handvoll Erwachsener sieht die Vorzeichen der nahenden Katastrophe rechtzeitig … Diese Erwachsenen verbindet ihre gemeinsame Kindheit, in der sie zusammenhielten wie Pech und Schwefel, und zum Zeichen ihrer Freundschaft sogar ein Symbol kreierten. Und als Kenji, einer der Freunde von damals, der heute Betreiber eines Convenience Stores ist, fast 30 Jahre später auf eben genau jenes Symbol aus längst vergangenen Tagen in äußerst mysteriösem Zusammenhang stößt, ahnt er noch nicht, dass er der ultimativen Bedrohung auf die Spur gekommen ist …
Blurb:
Humanity, having faced extinction at the end of the 20th century, would not have entered the new millennium if it weren’t for them. In 1969, during their youth, they created a symbol. In 1997, as the coming disaster slowly starts to unfold, that symbol returns. This is the story of a group of boys who try to save the world.
Texto de presentación:
Kenji, cuya hermana acaba de desaparecer, se ve ligado a un asunto de misteriosas muertes, aparentemente orquestadas por una secta dirigida por un tal «Amigo» y que busca el dominio del mundo. Lo más curioso es que el símbolo de la secta lo crearon Kenji y sus amigos cuando eran niños …
Testo della bandella:
È la fatica più recente di Naoki Urasawa, uno degli autori più famosi del panorama nipponico. Protagonista principale della storia è Kenji Endo, che amministra un piccolo spaccio aperto 24 ore. La sua è una vita da single è scombussolata alla notizia della morte di un compagno d’infanzia, Donkey, che sembra essersi suicidato gettandosi dal tetto della scuola dove insegnava. Una morte sospetta, che spinge Kenji a cercarne i motivi, iniziando un viaggio temporale che conduce a una misteriosa setta guidata dall’«Amico», il cui fine è la distruzione del genere umano, da attuare entro il dicembre del 2000. Una storia affascinate e complessa, in cui Urasawa analizza gli ultimi anni di un millennio fitto di eventi.
Hauptgenres / Nebengenres / Tags

Neuerscheinungen

Charaktere

Zitate

  • Kanna ENDOU

    All the people I loved are dead!! I don’t feel anything anymore.

  • Kanna ENDOU

    If the Genji party still existed … Yoshitsune Jisan’s party harbored political criminals and helped people unfairly imprisoned escape one by one, but … it’s like finding a grain of rice in the desert. Everytime I got them back, it was like a tearfilled family reunion drama. I don’t have the time to cry uncontrollably like i did then. I can’t cry anymore.

  • Kanna ENDOU

    Alle Menschen, die ich geliebt habe, sind tot! Ich spüre nichts mehr! In mir ist nur Leere! Diesmal bin ich an der Reihe!

  • Kanna ENDOU

    Genjis Gruppe ist viel zu weich. Yoshitsune und seine Leute verstecken als politische Verbrecher Gebrandmarkte bei sich. Sie befreien zu Unrecht Verhaftete, einen nach dem anderen. Aber das ist, als würden sie die Wüste Sandkorn für Sandkorn abtragen. Und nach jeder geglückten Rettung gibt es eine tränenreiche Familienwiedervereinigung. Für so etwas fehlt mir die Zeit! Ich habe keine Tränen mehr, die ich vergießen könnte.

  • Kenji ENDOU

    Ich singe ein Lied. Ich singe ein Lied. Auf jemanden, der ein Lied singt … schießt man nicht.

Relationen

Forum

Rezensionen

Avatar: Kuro-Okami
V.I.P.
#1
20th Century Boys ist ein Manga, der zunächst wie ein durchschnittlicher Manga erscheint, der wiedermal eine Geschichte über eine Sekte erzählt, welche die Welt erobern möchte. Doch je mehr ich gelesen habe, desto faszinierter war ich von dem zunächst doch etwas trägen Manga.
Der Manga erzählt die Geschichte über die "Freundschaftspartei", welche die Welt unterwerfen möchte und, wie sie es sagen, "zu einem besseren Ort machen wollen". Ihre Mittel zur Verwirklichung ihres Planes, sind allerdins mehr als fragwürdig, weshalb sich eine Gruppe aus alten Freunden zusammenfindet, die diesen Plan stoppen wollen. Angeführt wird diese Gruppe von Kenji....

Dieser Manga präsentiert eine Vielzahl an Charakteren, was dazu führt, dass es sehr viele Hauptcharaktere gibt. Zunächst wird einem der Protagonist Kenji nähergebracht, der einen sehr normalen Eindruck macht. Er betreibt zusammen mit seiner Mutter einen Convenience Store und passt auf seine Nichte Kanna auf, da die Mutter, also Kenjis Schwester, spurlos verschwunden ist, nachdem sie ihre Tochter zur Obhut an ihren kleinen Bruder weitergab. Kanna selber, die im Laufe der Geschichte auch selbst noch eine wichtige Rolle spielen wird, hängt sehr stark an ihrem Onkel, da dieser der einzige Halt war, den sie hatte. Aus diesem Grund neigt sie auch dazu Leute anzugreifen, die ihren Onkel schlecht machen.

An dieser Geschichte war wohl Kenji der beste Charakter. Er wirkt nicht überdreht, überschätzt seine Fähigkeiten nicht und ist somit für den Leser ein eingänglicher Charaketer, dessen Handlungen stets nachvollziehbar sind. Aber auch die anderen Charaktere dieser Geschichte müssen sich nicht verstecken, da sie genug Aufmerksamkeit bekommen haben und somit als eigenständige Person auftreten können. Jeder noch so kleine Nebencharakter wird in der Geschichte häufiger vorkommen und verschafft dem Manga einen Eindruck, als ob die Welt größer sei, obwohl sich die gesamte Geschichte nur in Japan abspielt. Aber am meisten konnte mich an den Charakteren die Unterschedlichkeit in den Persönlichkeiten faszinieren. Wenn man bedenkt, dass dieser Manga einige verschiedene Hauptcharaktere hat und zudem noch sehr oft Nebencharaktere präsentiert, ist es doch schön zu sehen, dass man jedem Charakter gewisse Unterschiede in der Persönlichkeit verpasst hat.

Beim Erzählen der Geschichte, berichtet der Autor aus verschiedenen Jahren und somit aus den Perspetiven von verschiedenen Charakteren. Er hat sich dazu entschieden beim Erzählen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu wecheln und berichtet somit über die Erlebnisse in Kenjis Kindheit, um dem Leser ein besseres Verständnis über die Gesamtsituationen vermitteln zu können, da die Entstehung der Geschichte bereits Jahre zurückliegt. Dabei hat man als Leser aber nie das Gefühl, dass die Zeitsprünge zu einer unpassenden Zeit kommen, da man ohne diese Sprünge dem Handlungsstrang nicht folgen könnte. Das ist auch der Grund, weshalb der Manga anfangs noch nicht so unterhaltsam war, da man zunächst nur Informationen vermittelt bekommt und viele Fragen offen hat. Später bemerkt man aber, dass diese Methode einen Sinn hat, denn dadurch kann der Autor dem Leser Informationen geben und gleichzeitig den Spannungsbogen aufbauen. Bei den Erzählungen aus der gegenwärtigen Perspektive, wird somit über die Zerstörung des Landes durch die "Freundschaftspartei" erzählt.

Zunächst hat man als Leser das Gefühl, dass man eine bereits schon mehrfach gelesene Geschichte neu erzählt bekommt, denn die Anfänge des Mangas erzählen über den Aufstieg der "Freundschaftspartei" und somit des Präsidenten der Partei, den alle den "Freund" nennen. Liest man aber weiter, so wird man schnell feststellen, dass die Geschichte sehr spannend ist und die anfänglchen Bänder dazu dienten, um dem Leser ein besseres Bild der Gesamtsituation zu vermitteln. Der Manga lebt durch seine große Spannung, da der Autor geschickt Fragen eingebracht hat, die der Leser unbedingt beantwortet haben wollte. Vor allem der "Freund" weckt das größte Interesse, der durch sein mysteriöses Auftreten und der Tatsache, dass er sein Gesicht nie zeigt zu einem der interessantesten Charaketre der Geschichte wird.

Erzählt wird eine Geschichte, die man zunächst für surreal und sehr unglaubwürdig hält, doch beschränkt sich der Autor nicht nur auf seinen Fiktionen, sondern lässt die Handlungen durch seine erfundenen Charaktere sehr glaubhaft rüberkommen. Das eine einzige Partei die gesamte Menschheit unterwerfen kann, ist für den Leser zunächst recht unglaubhaft, schafft es aber durch die Charaktere, die entsprechend ihren Charaktereigenschaften diese unglaubwürdig erscheinende Geschichte doch realstisch zu machen. Der Autor beschränkt sich nämlich nicht nur auf seinen Charakteren, sondern bringt glaubhafte Verbindungen aus der modernen Menschheit, die er zudem mit seinem Werk kritisieren möchte.

Der Zeichenstil des Mangas scheint zuerst etwas veraltet zu sein, da viele Gesichter doch stark an ältere Mangas erinnern. Man wird aber schnell feststellen, dass dieser Zeichenstil sehr gut zu diesem Manga passt. Die grobe Strichführung, die hier verwendet wurde, vermittelt dem Leser den Eindruck einer düsteren Serie und verstärkt somit den mysteriösen Teil der Geschichte. Man will einem Charakter somit nicht glauben und hinterfragt als Leser stets dessen Handlungen und erwartet gewisse Wendungen durch einen Charakteren. Auch die Hintergründe sind sehr gut mit anzusehen, denn da sich der Manga nicht nur an einem Ort abspielt, müssen die Hintergründe entsprechend abwechlungsreich sein, was sie auch sind.

Fazit:
20th Century Boys ist ein Manga, der zunächst nicht wie ein Meisterwerk aussieht, da man als Leser zunächst viele Fragen offen hat und durch einen langsameren Erzählstil auch recht langsam die notwendigen Informationen bekommt. Allerdings weckt der Autor damit nur das Interesse des Lesers und will ihm nur einen besseren Überblick über die Geschichte vermitteln. Weil der Leser dadurch sehr neugierig wird, wird die Geschichte sehr spannend. Das schöne daran war, dass zu jeder aufgedeckten Frage immer wieder neue dazukamen, wodurch der Manga seine Spannung zu jederzeit halten konnte. Vor allem aber verdankt es die Geschichte den glaubwürdigen Charakteren, dass man sich als Leser gut in die Geschichte hineinversetzen kann. Der Zeichenstli tut sein übriges und verstärkt durch einen groben Zeichenstil den mysteriösen Faktor, den dieser Manga hat. Ich kann den Manga somit jedem Empfehlen, der eine spannende Geschichte lesen will und zudem realistische Charaktere präsentiert bekommen will, dieser Geschichte aber Zeit geben kann, damit sie sich auch entwickelt.
    • ×26
    • ×0
    • ×1
    • ×0
    • ×0
    • ×0
1× Empfehlungen erhalten
Avatar: Akeem#2
Anspruch:viel
Action:mittel
Humor:wenig
Spannung:sehr viel
Erotik:nichts
"20th Century Boys" ist ein Meisterwerk vom ebenso genialen Mangaka Naoki Urasawa. "20th Century Boys" ist ein anspruchsvoller Mystery/SciFi - Thriller, der vorallem durch die Vielzahl an Charakteren und durch die starke Handlungsdichte hervorsticht. Der Manga wurde durch die Fortsetzung "21st Centuys Boys" in 2 Bänden abgeschlossen.


Idee:
1969 entwerfen Kenji und seine Freunde ein Endzeitszenario, nach dem die Welt im Jahr 2000 vernichtet werden sollte.
1997 erscheint ein geheimnissvoller Anführer einer Sekte, der sich selbst als "Der Freund" bezeichnet.
Im selben Jahr kommt es plötzlich zu Anschlägen auf der ganzen Welt. Kenji erinneren diese Anschläge stark an sein , von ihm als Kind erdachtes, Szenario. Als er dann das Symbol der Sekte zu sehen bekommt, erkennt er, dass es das seiner Freunde war, die mit ihm zusammen das Szenario entworfen hatten. Kenji erkennt die Gefahr und versucht daraufhin "Den Freund" zu stoppen.

"20th Century Boys" spielt auf mehreren Zeitebenen, zwischen denen immmer hin und her gesprungen wird. Hauptthema bei diesen Zeitsprüngen sind die Kindheitserinnerungen der Charaktere und deren Bezug auf die Gegenwart. Dieser Manga kann man als eine Art Puzzle sehen.Jedes Stück aus der Vergangenheit trägt dazu bei das Gesamtbild in der Gegenwart zu vervollständigen. Darin liegt auch meiner Meinung nach der besondere Reiz dieses Mangas .

Ähnlich wie bei Urasawas Werk "Monster" ist auch bei "20th Century Boys" die Erzählweise das eigentliche besondere. Die Geschichte wird nicht "linear", also aus der Perspektive von einem Charakter erzählt, sondern springt auch hier von Person zu Person. So entstehen neue Handlungsstränge, die dann wieder miteinander verknüpft werden und schließlich ein Gesamtbild ergeben. Dabei wird der Manga aber zu keiner Zeit unübersichtlich oder konfus.

Im Großen und Ganzen kann ich "20th Century Boys" nur empfehlen. Wem der Anime bzw. der Manga zu "Monster" schon gefallen hat wird hier aufkeinen Fall enttäuscht werden. Aber auch alle anderen, die mal eine etwas andere Mangareihe suchen sollten hier einmal reinschauen, denn ich kann mich immer nur wieder Wiederholen:
Lesen lohnt sich.
    • ×12
    • ×0
    • ×1
    • ×0
    • ×0
    • ×1
Avatar: Mr.Columbo#3
Als großer Fan von Urasawas anderen Werken, Pluto und Monster, kam ich an dieses natürlich nicht vorbei, auch wenn ich mich aufgrund der Länge zunächst geweigert hatte, es zu lesen. Da der Manga den Ruf eines absolut raffinierten Plots und genialer Charaktere hat, waren meine Erwartungen ziemlich hoch, und ich kann mit Sicherheit sagen: Ich wurde nicht enttäuscht!

In den ersten Bänden stellt sich der Leser hauptsächlich Fragen über das Geschehen und die Hintergründe, doch versprüht der Manga schon von Beginn an starken Realismus, sehr gutes Mystery und einen tollen Sinn für Nostalgie. Mit der Zeit werden in der Geschichte quasi „Zeitebenen“ etabliert, zwischen denen immer hin und her gesprungen wird. Und eine besondere Sache am Manga ist genau diese Erzählweise. Gerade zusammen mit den Zeichnungen, die übrigens sehr gut aussehen und einen brillanten Lesefluss erzeugen, spürt man hier dieses Geschick und diese Finesse, was einer solchen textlastigen Mystery-Geschichte mehr als zugute kommt. Alles passt genau, die Landschaften, die Emotionen der Charaktere und auch, was dem Leser an Informationen gezeigt werden soll und was nicht.

Die Geschichte um die junge Freundesgruppe, die später die Welt vor der Zerstörung bewahren will, wirkt zunächst recht klischeehaft, aber die Umsetzung macht das allemal wieder wett. Weiter möchte ich im Plot auch gar nicht vorweg greifen, denn insgesamt ist dieser wirklich sehr, sehr gut. Wie man es u.a. von Monster kennt, gibt es auch hier wieder unzählige Subplots, die gegen Ende zum „großen Gebilde“ führen. Nachdem man in den ersten Bänden die nötigen Informationen erst nach und nach bekam, gibt es im späteren Verlauf einige Plottwists, die einen wirklich umhauen. Das Besondere dabei ist aber, dass man viele davon auch etwas erahnen kann, denn der Manga ist nur so gefüllt mit Foreshadowings. Das macht das Ganze nicht nur um einiges spannender, sondern lässt es auch viel echter und nachvollziehbarer wirken. Und wo wir schon beim Thema Spannung sind: Wow, bei Kaiji könnte man vllt. noch drüber reden, aber sonst habe ich nie ein so spannenden Manga gelesen/Anime gesehen. Gerade bei den Momenten, in denen der Leser drauf und dran ist, eine weitere wichtige Information zu bekommen, der Manga diese aber einfach nicht hergeben will, hätte ich öfters ausrasten können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass mit jeder beantworteten Frage sich weitere aufwerfen, sodass die Spannung mit der Entwicklung des Plots gewahrt bleibt.
Die größte, wenn auch einzige Schwäche des Mangas ist so etwa das letzte Drittel, in welchem er etwas vom rechten Weg abkommt, da manche Momente ein wenig naiv und übertrieben erscheinen. Ein ernsthaftes Problem wird dies meiner Meinung nach jedoch nicht, denn die großen Stärken der Geschichte bleiben weiterhin so markant wie vorher und am Ende sind die meisten, wichtigsten Fragen dazu beantwortet – nicht ganz alle, denn zum einen muss man sich manches selber zusammensetzen und zum anderen paar, kleine Dinge offen bleiben, so wie es sich meines Erachtens für eine Mystery-Geschichte gehört.

Der Charakter-Cast in 20th Century Boys ist großartig, hauptsächlich weil er einerseits so verrückt, andererseits aber so echt wirkt. Zumal nicht nur ihre Rolle im Plot genau ausgearbeitet wird, sondern man auch sieht, welche Lebensziele und Träume sie haben, und auf einige Charaktere sehr ausführlich eingegangen wird. So gibt es welche, die Musiker, und andere, die Mangazeichner werden wollen, + unzählige Rock- und Mangaanspielungen, wobei letztes manchmal ein wenig seltsam wirkte. Ich hab ja schon die einzelnen Zeitebenen angesprochen, und diese werden perfekt von den Charakteren getragen. Sie entwickeln sich von Zeit zu Zeit weiter, sie erinnern sich an Geschehnisse aus alter Zeit zurück und ihre späteren Handlungen fußen darauf, was sie als Kind gemacht haben, ob allein oder zusammen in ihrer Gruppe. Das meine ich auch mit Sinn für Nostalgie. Grundsätzlich muss man klarstellen: Die Hauptcharaktere sind Kinder, und sie sind dumm. Und genau darauf fußt der Manga seinen eigentlichen Plot, was das Ganze so genial, verrückt, aber wiederum realistisch macht. Auf der anderen Seite hat man dann den Antagonisten, der ein einziges Mysterium für sich ist, was an Johann Liebert aus Monster erinnern mag, doch unterscheiden sich 20th Century Boys und Monster sehr stark voneinander. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war, dass sich der Manga nicht so ernst nimmt, denn es geht zwar zum Großteil um das Ende der Welt etc., aber auch um Spaß, seltsames Spiel und Freude am Leben.

Insgesamt hat mich der Manga wirklich sehr beeindruckt und ist locker in meinen hohen Plätzen, was Anime und Manga angeht. Abgesehen davon hat er in meinen Augen die beste Erzählgeschwindigkeit der Urasawa-Werke, während sie mir in Monster teils zu langsam und in Pluto teils zu hoch war. Man könnte auch meinen, der Manga sei wie eine große, verworrene und bizarre Fahrt durch die Geschichte kleiner Kinder, die ihre eigenen Fantasien haben, welche später Realität werden.
    • ×10
    • ×0
    • ×1
    • ×0
    • ×0
    • ×0
1× Empfehlungen erhalten
Avatar: Nasenaffe#4
20th Century Boys

Der Autor:
Bevor ich meine Meinung zum eigentlichen Werk niederschreibe, möchte ich noch kurz etwas zum Autor sagen. Naoki Urasawa wird von vielen als Gott gefeiert – zurecht, wie ich finde! Das Storytelling dieses Mannes hat ein unglaubliches Niveau. Außerdem meistert Urasawa etwas, dass nur wenigen gelingt: Konstanz! Vielen Mangakas gelingt nur eine komerziell erfolgreiche Manga-Reihe. Andere wiederum ziehen ihren Manga mit allen Mitteln künstlich in die Länge (Bastard!!, Berserk, ...). Urasawa hingegen verlässt den sicheren Hafen und traut sicher immer wieder an neue Projekte herran – mit unfassbaren Erfolg (vor allem in den vergangenen Jahren). Er hat dreimal (!) den Shogakukan-Manga-Preis gewonnen für Yawara, Monster und 20th Century Boys. Auch den Kōdansha-Manga-Preis konnte er mit 20th Century Boys abräumen. Pluto erhielt außerdem den Osamu-Tezuka-Kulturpreis. Auch die Leser lieben seine Werke. Man muss nur einen flüchtigen Blick in diverse Bestenlisten im Bereich "Manga" riskieren. Oft ist Urasawa gleich mit drei Titeln in einer Top 10 vertreten.

Zum Werk selbst:
Mit 20th Century Boys ist Urasawa ein weiterer absoluter Top-Titel gelungen. Sein Storytelling ist herausragend. Er vermischt, fast schon spielerisch, einzelne Zeitebenen ohne hierbei den Lesefluss zu stören. Außerdem wird jedem der vielfältigen Charaktere die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Alle bekommen eine Hintergrundgeschichte und werden perfekt in die Story eingebunden. Es wimmelt gradezu vor tollen Charakeren. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle meine Lieblingscharaktere aus 20th CB aufzählen. Ehe ich mich versehen hatte, hatte ich bereits den halben Cast aufgezählt^^. Daher beschränke ich mich an dieser Stelle auf Kenji und Kanna, da mich das Verhältnis der beiden untereinander und ihre jeweilige Entwicklung sehr interessierte. Zwar etwas kitschig, aber doch rührend wie die kleine Kanna ihren Onkel Kenji bewundert. Ja, hinter der Fassade des Splatter-Fans steckt eine emotinale Seele^^. Sehr gut ist außerdem der Wiedererkennungswert seiner Charaktere. Naherzu jeden Charakter konnte man trotz Zeitsprüngen von teilweise mehreren Jahrzehnten ohne Probleme wiedererkennen. Dies ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Bei Anderen Manga-Reihen hatte ich kleinere Probleme mit dem wiedererkennen bzw. auseinanderhalten von Charakteren.

Nachdem ich 20th Century Boys und Urasawa zu genüg mit Lob überschüttet habe, möchte ich noch einen kleinen Kritikpunkt anbringen. Ich hatte, rein subjektiv betrachtet, das Gefühl, dass dem Manga die großen Höhepunkte gefehlt haben. Der denkwürdigste Moment war für mich bereits das Comeback von Kenji als Yakubi Joe. Die Story verläuft war zwar auf sehr starkem und konstantem Niveau, den (extreme) Ausreißer nach oben hat es aber nicht wirklich gegeben. Ich denke, dass Urasawa an dieser Stelle seinem besonderen und genialen Erzählstil Tribut zollen musste. Im ersten Drittel des Mangas läuft alles auf den großen Höhepunkt zwischen "Kenjis Terroristen" und "Friend" bzw. seinem Robotor hinaus. Kurz vor dem großen Ereignis – welches später als Bloody New Year’s Eve bekannt sein sollte – entschließt sich Urasawa allerdings für einen Timeskip. Dadurch überspringt er einen der spannensten Momente im Manga. Der "Wow-Effekt", welcher für einen Manga durchaus wichtig sein kann, bleibt bei dieser Erzählart natürlich aus.
Um Missverständnisse vorzubeugen, betone ich nocheinmal, dass ich den Timeskip an dieser Stelle für genial erachte. Auf diese Weise wird der Leser aufgefordert Stück für Stück einzelne Teile des Puzzels zusammenzusetzen. Im letzten Absatz wollte ich lediglich den – aus meiner subjetiven Sicht vorhandenen - Nachteil dieser Erzählart darstellen.

Fazit:
Alles in allem ist Uraswa mit 20th Century Boys der nächste Geniestreich geglückt. Ein geniales Storytelling, hervorragend ausgearbeitete Charaktere und ein detailiertes Artwork machen diesen Manga zu einem absoluten Top Titel.
    • ×6
    • ×0
    • ×1
    • ×0
    • ×0
    • ×0
Avatar: Slaughtertrip#5
Aufgrund der Ausführlichkeit dieser Rezension könnten sich hier und in den Charakterverlinkungen eventuelle Spoiler befinden.

Lange habe ich damit gehadert, eine Rezension zu diesem Manga zu schreiben. Nach dem ersten Lesen habe ich mich nicht getraut, nach dem zweiten Mal hatte ich die Hosen voll, doch jetzt, beim dritten Anlauf und nach einem weiteren Re-Read aufgrund meines Charakterprojekts, versuche ich nun endlich, etwas auf Papier zu bringen, das diesem Werk gerecht wird, und mit diesen Worten sollte klar sein, dass der Rezensent das Schaffen von Naoki Urasawa so sehr verehrt, dass er glücklich und sorgenfrei ins Jenseits fahren kann, wenn er weiß, dass er mit einem von seinen Mangas in den langsam zu Knochen verwesenden Händen begraben wird. Wer Fanboy-Gebrabbel nichts abgewinnen kann: Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen.

Die Geschichten von Herrn Urasawa sind komplex, vielschichtig, werden erzählt aus der Sicht von mehreren Personen, die für teils mehr, teils weniger Chapter die Rolle des Protagonisten einnehmen, und decken oft eine Zeitspanne von mehreren Generationen oder sogar Jahrhunderten ab. Bei Letzterem hat Herr Urasawa sich bei diesem Werk ordentlich zurückgehalten, denn die Hauptstory spielt sich »nur« zwischen 1969 und 2018 ab, und bei der am weitesten zurückgehenden Szene sieht man eine kurze Rückblende aus dem Jahr 1959 – im Grunde also die Zeitspanne eines Menschenlebens. So ungefähr kann man die Reise, auf die dieser Manga einen mitnimmt, auch beschreiben. Die Auswirkungen einer harmlosen Fantasy-Story, die sich die »20th Century Boys« im Kindesalter zusammengereimt und im Buch der Prophezeiungen niedergeschrieben haben, zeigt sich erst im Erwachsenenalter, wenn der Freund den Inhalt dieser Geschichte zur Realität werden lässt. Was sich dazwischen zugetragen hat, erfährt man in etlichen Rückblenden, die teilweise ganz eigene Haupthandlungsstränge darstellen.

Grundsätzlich tauchen die wichtigsten Charaktere in drei Altersstufen auf: in ihrer Kindheit (1969 – 1971), im Erwachsenenalter (1997 – 2000) und im etwas reiferen Erwachsenenalter (ab 2014).

Kinder besitzen einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Dieser wird ihnen durch die vielen Superhelden-Serien vermittelt. Die Trennung zwischen Schwarz und Weiß ist meistens sehr klar zu erkennen. In ihrer Kindheit haben Kenji Endou und seine Freunde ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Sie haben eine »Geheimbasis« gebaut, diese mit allerlei Kram zur Unterhaltung (Mangas, Radio …) ausgestattet und ringsherum »Fallen« aufgebaut, um »Unbefugte« fernzuhalten. Wie es für Kinder üblich ist, sind sie den lieben langen Tag herumgetollt … doch sie wurden auch kreativ! Inspiriert durch den Manga »Tetsujin 28 Gou«, der sich damals – 1969 – großer Beliebtheit erfreut hat, tüftelten sie ihre eigene Heldengeschichte aus. Die Ideen der Kinder waren unrealistisch und vorhersehbar, und der Roboter in dieser Geschichte besaß nicht durch bloßen Zufall eine frappierende Ähnlichkeit mit jenem aus »Tetsujin 28 Gou«. Wo Kinder anderswo den Wissensstand und die Intelligenz eines Erwachsenen aufweisen, ist hier die Darstellung der Kinder sehr realitätsnah. Dreht man bei den Flashbacks die Uhr nicht ganz so weit zurück – z. B. in die für die Story relevanten Jahre 1970 und 1971 – bemerkt man eine deutliche und nachvollziehbare Charakterentwicklung. Im Erwachsenenalter erkennt man ihre angeborenen Persönlichkeitsmerkmale wieder, auch wenn diese von Figur zu Figur unterschiedlich ausgeprägt sind. So behält beispielsweise Yoshitsune auch als Erwachsener seine introvertierte und etwas schüchterne Art, auch wenn man immer wieder erkennt, dass in ihm mehr Mut steckt, als er sich selbst zutraut. Besonders interessant ist die Entwicklung der beiden dicken Unruhestifter Mabou und Yanbou, die sich als schlanke Erwachsene keiner Schuld bewusst sind, das Mobbing von damals nur für ein Spiel halten und ihre Opfer als Freunde bezeichnen. Sie strahlen eine überraschende Gemütsruhe und inneren Frieden aus, doch ein paar Jahre später und wieder einige Kilos mehr auf den Hüften führen sie eine weitere Charakterentwicklung bzw. –rückentwicklung durch und ihr hinterhältiges, miesgelauntes, aggressives und gehässiges Ich, das vor ein paar Jahren aufgrund ihres perfekten Lebens friedlich geschlummert hat, tritt nun wieder zum Vorschein. Otcho ist ein weiterer von Kenjis Schulkollegen. Als Alphatierchen und mit einer Menge Selbstvertrauen gesegnet, ist es nur natürlich, dass er in Kenjis Freundeskreis als eine Art Anführer angesehen wurde. Als Erwachsener geht er nach einem Schicksalsschlag auf eine Selbstfindungsreise. Er bekommt zwar nicht die Antworten, die er sich erhofft hat, dennoch geht er aus dieser Reise stärker hervor und lebt danach in einer harten Welt, in der Gewalt, Drogen und Prostitution zum Alltag gehören. Otcho ist für die eher actionreichen Momente zuständig, wenn er sich beispielsweise mit Chaipon, dem Chef der thailändischen Mafia, anlegt oder zusammen mit dem Mangaka Kakuta einen Ausbruch aus der Umihotaru-Gefängnisanlage versucht. Obwohl Herr Urasawa in seinen Mangas nur selten die Gesetze der Physik bricht – mit Ausnahme von Fantasy-Elementen, die ihren eigenen Regeln unterliegen –, wird Otcho in manchen Szenen etwas zu stark dargestellt, was dem Realismus jedoch keinen Abbruch tut. Spätestens dann, wenn er von ein paar Kerlen zusammengeschlagen und danach von Katsuo gefunden wird, erkennt man, dass das Älterwerden auch am größten Badass seine Spuren hinterlässt. So stark er körperlich und mental auch sein mag, wohnt in ihm dennoch eine verletzliche Seele. Wunden heilen zwar, doch die Narben sind immer noch zu sehen. Als sein weibliches Gegenstück könnte man die Zollbeamtin Yukiji bezeichnen. Sie ist auch gleichzeitig Kenjis Love Interest. Romantik ist in diesem Manga jedoch Mangelware, weshalb man nur ein paar kurze, mehr oder weniger romantische Rückblenden zu sehen bekommt, als Kenji es in der Mittelschule verbockt hat, Yukiji ins Kino einzuladen, oder als Yukiji ein paar Jahre später das Konzert von Kenjis Band besucht hat. Eine interessante Entwicklung macht Maruo durch. Mit wenigen auf ihn zutreffenden Stichwörtern – »dick« und »feige« – wirkt er anfangs vielleicht wie jemand, der in puncto Ausarbeitung seiner Persönlichkeit im Schatten der anderen steht; und selbst als Erwachsener scheint er das Kind in seinem Inneren nicht gänzlich unterdrücken zu können oder zu wollen. Doch nach den schrecklichen Ereignissen, die am »Silvester, an dem die Welt blutete« ihren Anfang gefunden haben, entwickelt er eine Würde und gleichzeitig eine Gebrochenheit, wie sie nur jemand ausstrahlt, dem vor Augen geführt wurde, was wirklich wichtig auf dieser Welt ist, und der bereit ist, sein Leben für das Wohl der Allgemeinheit zu opfern. Keroyon ist einer von Kenjis besten Freunden. Trotz seines temperamentvollen Charakters und seiner vielen Auftritte wirkt er als Erwachsener dennoch eher wie ein Side Character jener Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, hinter die merkwürdigen Vorfälle der letzten Zeit zu kommen. Sein wahrer Wert – wenn er dann schon ein paar Fältchen bekommen hat – zeigt sich erst in den letzten Jahren dieser Geschichte, also ab 2014. In dieser Hinsicht teilt er ein ähnliches Schicksal wie Maruo. Während dieser jedoch einen neuen Verbündeten im Showbusiness gefunden hat und an den Freund über Vitamin B sowie für die Öffentlichkeit weniger zugängliche Wege gehen will, taucht Keroyon im Jahr 2014 ganz unerwartet in den USA wieder auf. Nicht nur die große Zeitspanne, die in Herrn Urasawas Werken abgedeckt wird, ist eine seiner Trademarks, sondern auch das Abgrasen praktisch aller Gebiete auf diesem Planeten. Ebenfalls etwas kleinere Rollen spielen Donkey und Konchi. Ersterer gibt den Anstoß dazu, dass Kenji überhaupt erst auf manche merkwürdigen Dinge aufmerksam wird – leider durch seinen Tod. Nein, das ist kein Spoiler, denn Donkey wird erstmals eingeführt, wenn der Leser von seinem Tod erfährt. Dafür darf er bei den Chaptern, welche die Vergangenheit der Charaktere behandeln, so richtig aufblühen. Seinen Tod betrauert man erst, nachdem er aufgrund der vielen Geschichten aus seiner Grundschulzeit zu einem Sympathieträger geworden ist. Bei Konchi wird der umgekehrte Weg genommen. In den Rückblenden erscheint er nur in wenigen Panels, weshalb er vom Leser gar nicht so richtig wahrgenommen wird. Umso erstaunter ist man dann, wenn er als Erwachsener wieder auf der Bildfläche erscheint. Er nimmt eine ganz besondere Rolle ein und ist sich gar nicht darüber im Klaren, welche großen Auswirkungen seine Handlungen haben.

Genauso wie Mabou und Yanbou gibt es Kinder, die nicht direkt zu Kenjis Clique gehören, jedoch in seine Klasse gehen und teilweise ebenfalls mit dem Buch der Prophezeiungen in Kontakt kommen. Diese Kinder sind es, die für den Leser zu Beginn die offensichtlichsten Kandidaten sind, wer hinter der Maske des großen Enigma stecken könnte – hinter der Maske des Freundes. Dieser ist es, der den Inhalt des Buches der Prophezeiung auf die Realität übertragen hat. Sehr suspekt ist natürlich Fukubei, der am Tag des Klassentreffens als Erwachsener erstmals in Erscheinung tritt und niemandem so richtig im Gedächtnis geblieben ist. Genauso suspekt ist der etwas schüchterne Sadakiyo, der sich damals immer hinter einer Maske versteckt hat – genauso wie der Freund heute. Als Erwachsener ist Sadakiyo der neue Lehrer von Kyouko Koizumi, auf der in der zweiten Hälfte in vielen Chaptern der Fokus liegt und die dadurch zu einer der vielen Hauptcharaktere dieses Werkes wird. Sadakiyo ist noch immer genauso exzentrisch wie früher, doch diese Charaktereigenschaft hat nun extreme Züge angenommen, die sich durch offensichtliche (?) Geistesgestörtheit erkennbar machen. Ein ganz großes Mysterium ist ein Junge namens Katsumata, über den man eigentlich nur Gerüchte hört. Alle Erwähnungen von Katsumata wirken wie beiläufig eingestreut, weshalb man gar nicht vermutet, dass er im weiteren Verlauf doch noch eine Rolle spielt. Die Aufmerksamkeitsspanne sollte nicht nur aus diesem Grund stets sehr hoch sein, wenn man einen von Herrn Urasawas Mangas in die Hände nimmt.

Diese »20th Century Boys« – im Manga werden sie nur ein einziges Mal so genannt – erleben im Erwachsenenalter ein Endzeitszenario, das sie sich in ihrer Kindheit selbst ausgedacht haben. Viele Dinge, die im Buch der Prophezeiungen niedergeschrieben sind, sind aufgrund ihrer wenig realistischen Umsetzbarkeit als Ideen, die der Fantasie von Kindern entsprungen sind, leicht zu erkennen. Für eine möglichst realitätsnahe Geschichte hat Herr Urasawa Mittel und Wege gesucht, die Idee der Kinder so umzusetzen, dass diese auch im wahren Leben nicht undenkbar sind. So ist beispielsweise das originale Design des Roboters, der die Erde angreift, jenes eines typischen zweibeinigen Roboters, wie er in so ziemlich allen Mecha-Serien zu sehen ist. Dr. Hiroshi Shikishima, der mit der Konstruktion des Roboters beauftragt wird, watscht die größenwahnsinnigen Hirngespinste des Gremiums ab und erklärt den Mitgliedern und somit auch dem Leser, aus welchen Gründen eine solche Konstruktion nicht möglich sei. Seine Ausführung des Roboters, der auf den Namen Gott der Zerstörung getauft wird, ist zwar nicht so schnittig, dafür aber realistisch. Generell wird hier viel Wert auf Realismus gelegt, auch wenn es leichte Fantasy-Anleihen in Form übernatürlicher Fähigkeiten von nur ganz, ganz wenigen Charakteren gibt. Biologische Kriegsführung ist ein realistisches Szenario. Ob die Umsetzung davon ebenfalls realistisch ist … na ja, darüber könnte man diskutieren. Wie die aktuelle Lage, in der wir uns schon seit rund zwei Jahren befinden, zeigt, ist die Sache ohnehin nicht ganz einfach. Meinungen gehen auseinander oder ändern sich, auch die der [(selbst)ernannten] Experten. Seit der realen Pandemie liest man diesen Manga übrigens ganz anders. Man stellt ganz unbewusst Vergleiche an, was diesen Manga zu einem Werk von zeithistorischem Interesse macht. Wie gehen dort die Menschen mit einer Pandemie um? Wie entwickelt sich diese? Wie groß ist die Ansteckungsgefahr? Wie nehmen die Menschen einen neu entwickelten Impfstoff an? Wie gefährlich ist das Virus und wie viele Leute sterben? Interessanterweise sind die Zahlen im Vergleich zur Realität lächerlich gering. Auf der anderen Seite sind die Symptome in dieser Geschichte weitaus gravierender. Nähere Informationen dazu kann man im Text zu der Freundschaftspartei nachlesen.

Mein Lieblingscharakter aus diesem Manga verdient natürlich nicht nur einen Ehrenplatz in meiner Charakter-Favoritenliste, sondern auch einen eigenen Absatz in dieser Rezension. Kanna tritt in Kenjis Fußstapfen, nachdem dieser als der große Protagonist aufgebaut wurde. Wie gesagt, in Herrn Urasawas Werken gibt es viele Protagonisten. Ihren Erstauftritt hatte sie sogar schon recht früh – als niedliches Baby. Sie ist das Kind von Kenjis großer Schwester Kiriko, die eines Tages ohne Vorwarnung an ihren Bruder und ihre Mutter herantrat und diese bat, sich um Kanna zu kümmern. Genauso plötzlich verschwand sie dann wieder … Auch wenn man Kanna kurz als kleines Kind sieht, erkennt man ihre wichtige Rolle erst dann, wenn sie zu einem Teenager herangewachsen ist. Durch Kenjis Einfluss liebt sie die Rockmusik der 60er-Jahre und atmet das Lebensgefühl dieser Zeit. Ein Aushängeschild für das Hippie-Motto »Peace, Love & Rock 'n' Roll« ist sie jedoch nicht, denn Kanna geht weitaus extremer im Kampf gegen den Freund vor. Wie Kenji und die anderen hat auch sie viel durchmachen müssen, was sie besonders hart getroffen hat. Ihre daraus resultierende innere Leere wurde nach und nach mit Hass auf den Freund gefüllt, dem sie bei einem Großangriff das Licht ausknipsen möchte. Kannas Mutter Kiriko ist übrigens die schönste Frau in der Manga-Welt – nicht die heißeste oder schärfste, sondern die schönste.

Natürlich müssen über den großen Antagonisten dieser Geschichte, den Freund, auch noch ein paar Worte verloren werden. Es gibt wohl kaum eine auf Papier gezeichnete Gestalt, die mysteriöser ist, und das nicht nur aufgrund seiner Maske. Doch wer steckt hinter dieser Maske? Und hat er wirklich übersinnliche Fähigkeiten? Wie schafft er es, auf die Leute eine solche Faszination auszuüben, dass diese ihm quasi aus der Hand fressen? Er hat vielleicht sogar eine unglaubwürdig große Ausstrahlung, die auch mit einer zu großen Naivität aufseiten seiner Zuhörerschaft erklärt werden kann. Dennoch hat auch er klein angefangen und sich auf Grundlage seines Plans Stück für Stück nach oben gearbeitet, weshalb es eine nachvollziehbare Entwicklung der Geschehnisse gibt. Als Leser bekommt man häppchenweise Indizien, wer er sein könnte, wobei man immer wieder in die Irre geführt wird – so wie es sich für ein solches Format gehört. Der Level, auf dem das alles stattfindet, ist natürlich schwindelerregend hoch, und liest man die letzten paar Seiten von »21st Century Boys«, in denen man die ganze Wahrheit erfährt, entfleucht einem nur ein Wort, während man alle Geschehnisse im Zeitraffer Revue passieren lässt: Wow …

Bei all diesen tollen Haupt- und wichtigsten Nebencharakteren darf man die Komparsen natürlich auch nicht vergessen. Man kann sie auch nicht vergessen, denn diese besitzen ihren ganz eigenen Charme und tragen zum nahezu perfekten Gesamtbild dieses Mangas bei. Keinen Komparsen möchte man hier missen. Beispielsweise kommen Popp, seine Frau und Peter nur in einem oder zwei Kapiteln vor, doch die kurze Geschichte, die in dieser postapokalyptischen Welt erzählt wird, ist herzergreifend, aber nie zu schmalzig oder nur darauf aus, bestimmte Emotionen im Leser hervorzurufen.

Markenzeichen von Herrn Urasawas Werken sind die Verwendung und Mystifizierung von Symbolen. Ist es beim Jahre später erschienenen »Billy Bat« die Zeichnung der namensgebenden Fledermaus, wird man hier immer wieder konfrontiert mit jenem Symbol, das Kenjis Freunde kreiert und Jahre später vom Freund gestohlen wurde. Viele der wichtigsten Charaktere besitzen Spitznamen, doch ist es ein ganz besonderer Spitzname, der einen möglichen Hinweis auf den Freund gibt. Genauso wie die wenigen und irrelevant erscheinenden Erwähnungen von Katsumata ist auch dieser Hinweis sehr gut versteckt und wird von den meisten Lesern – besonders westlichen Lesern – vermutlich gar nicht als solcher erkannt. Herr Urasawa ist ein Meister der Mystery, der es immer wieder schafft, die Story spannend zu halten – trotz der beachtlichen Länge seiner Geschichten. Ein Höhepunkt folgt auf den nächsten. Auf jede Antwort, die man bekommt, stellt sich eine neue Frage; nach jedem Hinweis, der entschlüsselt werden kann, folgen neue Mysterien. Da Zeit, Ort und handelnde Personen immer wieder abwechseln, können Dutzende Chapter vergehen, bis man auf diese Mysterien wieder zurückkommt.

Diejenigen, die Herrn Urasawas Werke kennen, wissen bereits um die hohe Qualität seiner Zeichnungen. Die Charaktere sehen aus wie der Realität entrissen und in einen Manga transferiert. Herrn Urasawas Können ist bei »Billy Bat« noch deutlicher zu erkennen, da er dort historischen Figuren wie Albert Einstein, John F. Kennedy oder Lee Harvey Oswald neues Leben als Mangafiguren einhaucht. Ab und an folgt ein Panel, das sich nur kaum vom vorherigen unterscheidet. Oft wird herangezoomt, um den Gesichtsausdruck der handelnden Person noch besser zu erkennen, oder es gibt nur unwesentliche, auf den ersten Blick kaum erkennbare Unterschiede. Letzteres hat den Effekt, dass sich die Geschichte dadurch selbst entschleunigt und die Spannung hochgehalten wird. Gleichzeitig wird der bereits vorhandene Eindruck von Realismus verstärkt, da auch im wahren Leben ein Mensch ständig in Bewegung ist, auch ohne wesentliche Veränderungen in Mimik und Gestik.

Nun zur Musik. Musik in einem Manga?! Richtig gelesen. Der Manga ist nach dem gleichnamigen Song der Rockband T. Rex benannt. Seit ich den Manga kenne, ist dieses Lied ein ständiger Untermieter in meinem Kopf, und zwar in Form eines Ohrwurms. Allerdings nicht die Art von Ohrwurm, die einem den Verstand raubt, sondern die Art, die einem Freude bereitet. Wenig überraschend kommt dieses Lied auch im Manga selbst vor. Mit einem Besen und jeder Menge Fantasie bewaffnet, ist dieses Lied bei den imaginären Auftritten des Mittelschülers Kenji nicht mehr wegzudenken. Auch der kleine US-Amerikaner Danny tat mit einem Besen gerne so, als sei er ein kleiner Rockstar. In einer nostalgischen Szene wird gesagt, dass auch Fukubei dieses Lied immer sehr gerne gehört hat. Das wichtigste Lied in diesem Manga ist vermutlich nicht das titelgebende »20th Century Boy«, sondern das von Kenji selbst geschriebene »Bob Lennon«. Nach eigener Aussage des Komponisten soll es so klingen wie eine Mischung aus Bob Dylan und John Lennon. Die Lyrics kann man im Charaktereintrag zu Kenji nachlesen, ganz unten innerhalb des Spoilerfeldes. In dieser Zeit der Hoffnungslosigkeit, in der sich nach Frieden gesehnt wird, sind Vergleiche mit Woodstock nicht abwegig, zumal dieses riesige Konzert mehrmals Erwähnung findet. Für speziell zwei Bands wird die Bühne in diesem Manga geräumt: zum einen natürlich für Kenjis namenlose Band, zum anderen für die Hardcoreband Elohim Essaims, Kyoukos Lieblingsband. Beide Gruppen sind zwar Underground-Acts, jedoch von keiner geringen Bedeutung für die Story.

Was man vielleicht als negativen Punkt werten könnte, ist der zu rasche Alterungsprozess mancher Charaktere, was man vor allem an Yoshitsune oder Otcho erkennt, deren man die paar Jahre, die zwischen den Zeitsprüngen liegen – einen großen Zeitsprung gibt es zwischen den Jahren 2000 und 2014 – gar nicht ansieht. Die beiden jüngeren Gestalten des Attentäters wurden vielleicht nicht ganz glaubwürdig getroffen. So sieht er im Jahr 1989 aus wie ein junger Mann, der gerade erst die erste Sprosse der Karriereleiter erklommen hat; fünf Jahre später, im Jahr 1994, sieht er jedoch aus meiner Sicht etwas jünger aus und flirtet mit Rena Shikishima, die zu dieser Zeit noch eine Schülerin war. Der deutsche Verlag hat übrigens eine sehr eigene Entscheidung getroffen, indem man ihren Namen zu »Lena« geändert hat. Bei keinem anderen Charakter wurde es für nötig gehalten, den Namen einzudeutschen. In Bezug auf die Namen und Bezeichnungen ist mir die fehlende Kongruenz etwas negativ aufgefallen, wobei ich nur die deutsche Version vor mir liegen habe und deshalb auch nur diese bewerten kann. So war man sich bei Mitsuyo Takasu nicht über ihre Romanisierung einig. Zu Beginn hieß sie noch Takasugi, doch dann ist man glücklicherweise schnell zu jenem Namen übergegangen, den man auch auf den üblichen Internetseiten am häufigsten antrifft. Bei der biologischen Kriegsführung ist man bei den Bezeichnungen hin und her gehüpft. Oftmals wird von einem »Virus« gesprochen, dann aber wieder von einem »Bakterium«. Auch hat man sich nicht entscheiden können, ob man bei den Freizeitparks besser den deutschen oder den japanischen soll, denn einmal heißt es »Freundschaftsland« und wenige Seiten später »Tomodachi-Land«. Beim Lesen des Mangas hatte ich ab und an das Gefühl, dass das eingeblendete Datum nicht ganz korrekt ist und dass das Jahr 2014 statt 2015 richtig gewesen wäre, und umgekehrt. Da ich darauf jedoch nicht so genau geachtet habe, sind die Angaben ohne Gewähr.

»20th Century Boys« ist eines der vielen Meisterwerke von Naoki Urasawa, der zu den intelligentesten, kreativsten und talentiertesten Mangaka überhaupt gehört. Zu den Stärken zählen Story, Charaktere und Zeichenstil – man kriegt hier also das Gesamtpaket geliefert. Man sollte nur aufpassen, dass sich in diesem Paket kein in Salz eingelegter Lachs aus Hokkaido befindet. (Kleiner Insider-Gag.) Schwächen finden sich hier nur im Detail, sofern man diese überhaupt wahrnimmt. Warum der Manga dennoch nicht ganz oben in meiner Manga-Liste platziert ist? Weil »Dragon Ball« für mich eine Sonderstellung hat.
    • ×3
    • ×0
    • ×0
    • ×1
    • ×0
    • ×0
1× Empfehlungen erhalten

Kommentare

Du möchtest anderen Mitgliedern der aniSearch-Community Deine Meinung zum Manga „20th Century Boys“ mitteilen, ohne dafür gleich eine ganze Rezension schreiben zu müssen? Dann eröffne über den nachfolgenden Button ein Kommentarthema zu „20th Century Boys“ und sei der Erste, der dazu etwas sagt!
  • Bewerten
  • Lesezeichen
  • Favorisieren

Bewertungen

  • 3
  • 2
  • 13
  • 40
  • 90
Gesamtbewertung
Eigene Bewertung
Klarwert4.23 = 85%Toplist#59

Mitgliederstatistik

Letzte Bewertungen

Top Eintrager

Neueste Umfragen

Personalisierte Listen

Discord

Teilen


Du hilfst anderen gerne bei der Suche nach einem Manga oder informierst gern über Manga? Dann empfehlen wir, zusätzlich einen Link zum Manga-Eintrag hier auf aniSearch mit anzugeben. Damit erleichterst Du dem Empfänger die Suche nach dem Manga und bietest ihm eine ganze Fülle an Informationen!