Wenn man die erste Seite des Mangas aufschlägt, hat Kajika bereits 99% seiner Mission erfolgreich abgeschlossen. Als er noch ein kleiner Junge war, tötete er beim Spielen unabsichtlich einen Fuchs. (Wer kennt es nicht? Man ist jung, versteht das Konzept von Leben und Tod noch nicht ganz und wirft einen riesigen Felsbrocken auf jema … ähm …) Der Geist des Fuchses verfluchte ihn daraufhin und verwandelte ihn in einen Kemonomimi. Mit einem verbesserten Hör- und Geruchssinn ausgestattet, versucht er nun bereits seit fünf Jahren, diesem schrecklichen Schicksal der Körperoptimierung zu entgehen und den Fluch zu brechen, indem er 1.000 Kreaturen das Leben retten muss.
Sarkasmus beiseite – Kajika muss aufgrund des Fluchs sehr wohl mit gewissen Einschränkung leben. Und zwar unterdrückt dieser die wahren Kräfte, die in ihm – einem Abkömmling des Kawa-Klans – schlummern. Dadurch, dass Mitglieder dieses Klans ohnehin zu den stärksten Menschen gehören, wird Kajikas Schicksalsschlag jedoch wieder etwas relativiert. Wäre da mit Gibachi nicht ein Bösewicht, der es auf das weltweit letzte Drachenei abgesehen hat, um durch das Blut der noch nicht geschlüpften Bestie gewaltige Kräfte zu erlangen.
Kajika selbst ist ein Charakter, wie er Toriyama-typischer nicht sein könnte: ein kleiner Junge mit großen Kräften, der die Welt mit Schlägen und Tritten retten muss. Begleitet wird er von dem Fuchsgeist Gigi. Obwohl er von Kajika getötet wurde, entschied er sich, diesen zu begleiten. Hass empfindet er Kajika gegenüber nicht. Er scheint ihm lediglich eine Lektion erteilen zu möchten. Auch wollte er den damals noch kleinen Jungen nicht alleine lassen. Aufgrund der tollen Interaktion zwischen Kajika und dem frechen und hinterlistigen Gigi kann man ein Auge zudrücken, dass Kajika zu den eher weniger originellen Hauptcharakteren Toriyama-senseis gehört.
Später stößt Haya zu den beiden. Diese möchte besagtes Drachenei auf seine Heimatinsel zurückbringen, wird dabei jedoch von Gibachis Leuten verfolgt. In Kajika sieht sie einen starken Begleiter, der ihr Schutz vor den bösen Männern bieten kann. Es bestehen jedoch Zweifel, ob sie diese Strapazen nur deshalb auf sich nimmt, weil ihr das Wohl des Drachen so sehr am Herzen liegt. Da ihr die ganze Sache im Verlauf der Geschichte doch etwas zu brisant wird, entschließt sie sich, die Beine in die Hand zu nehmen und ihre Mission vollständig Kajika zu übertragen. Doch vorher bekommt sie von ihm noch eine sogenannte Lebenspille ausgehändigt, die sie einnehmen soll, wenn sie in Lebensgefahr schwebt. Ob diese Pille am Schluss noch eine entscheidende Rolle spielt? Man kann es sich bei dieser plumpen Integrierung eines Plot Devices eigentlich denken.
Viel interessanter ist der tückische Donko (die Begleiter des Protagonisten haben hier erstaunlich viele negative Charakterzüge), der in die Rolle eines Doppelagenten schlüpft und sowohl Kajika als auch Isaza, dem von Gibachi angeheuerten Auftragsmörder, mit Informationen über den jeweils anderen versorgt, um eine größtmögliche finanzielle Entlohnung erwarten zu können.
Die Kämpfe bzw. generell alle schnelleren oder actiongeladenen Bewegungen sind schön dynamisch gezeichnet, was meiner Meinung nach zu den Stärken des Großmeisters gehört. Nach dem Zeichnen der insgesamt 42 »Dragon Ball«-Mangas kann er jedwede Form körperlicher Regung wohl im Schlaf auf Papier bannen.
Eine seiner Schwächen – wenn man das als Schwäche bezeichnen möchte; immerhin sind seine Manga eher auf ein junges Zielpublikum gerichtet – sind seine manchmal vielleicht etwas zu seichten Geschichten. Normalerweise sind diese mit viel Witz, charmanten Charakteren, der einen oder anderen überraschenden Wendung oder einer interessanten Nebenhandlung angereichert, sodass man hier auch gar nicht nach einer intellektuellen Herausforderung sucht, sondern einfach nur Spaß hat. Diese Elemente sind hier nicht in jenem Ausmaß gegeben, die seine besseren Werke ausmachen. Bei einem guten Plot hätte man über diesen Umstand hinwegsehen können, doch leider ist die Story sehr vorhersehbar.
Man kann mit »Kajika« durchaus auch seinen Spaß haben. Vor allem Gigi ist ein Musterbeispiel des typischen Toriyama’schen Humors: dieses freche, aber nie böswillige und immer sympathische Verhalten. Mit Donko hat er in dieser Hinsicht vielleicht etwas über die Stränge geschlagen, sodass es mir überraschend schwergefallen ist, Sympathie für diesen zu empfinden. 99% aller Toriyama-Charaktere finde ich super. Irgendwo muss sich aber auch das restliche eine Prozent tummeln.
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