Soramaru KUMO

Wenn die Eltern nicht mehr da sind, sich der große Bruder und eigentliche Vormund zumeist wie ein Kleinkind benimmt und man zuletzt auch noch einen jüngeren Bruder hat, der wirklich noch ein Kind ist, muss man schon sehr früh lernen, was es heißt auf eigenen Beinen zu stehen. Zwangsläufig wurde aus Soramaru, dem zweiten Sohn der Familie Kumou, so ein für seine jungen Jahre sehr verantwortungsbewusster und vernünftiger Mensch. Während Tenka und Chuutarou so den lieben, langen Tag am liebsten nur Spaß haben wollen und sich um nichts anderes kümmern, bleiben alle unliebsamen, aber notwendigen Pflichten, die im Kumou-Schrein anfallen, an ihm hängen. Seien es nun die Finanzen des Schreins und damit einhergehend auch ihre Arbeit als Fährschiffer als ihre Haupteinkommensquelle oder auch die typischen Aufgaben im Haushalt. Über die Jahre erhielt er zwar tatkräftige Unterstützung in Form von Shirasu, doch muss er sich dennoch bis heute aus gewissen Gründen allein ums Kochen für die Familie kümmern. Jeder Versuch seine Brüder zu etwas mehr Anteilnahme zu ermutigen, wird von diesen jedoch gekonnt überhört, was ihm regelmäßig alle Nerven kostet.

Zwar bemüht sich Soramaru immer erwachsen und zuversichtlich aufzutreten, hat allerdings darunter zu leiden, dass man ihn nicht immer ernst nimmt und er vor allem immer im Schatten seines älteren Bruders steht. So unreif Tenka nämlich auch immer daherkommen mag, ist er dennoch ungemein stark und wird von allen Bewohnern von Otsu sehr geschätzt ‒ gilt quasi schon als lokaler Held. Der Ruf, den die drei Brüder unterm Wolkenhimmel genießen, geht damit auch zum größten Teil auf ihn zurück. Die beiden jüngeren werden dagegen eher als sein Anhängsel als als eigenständige Personen angesehen. Dieser Mangel an Anerkennung frustriert Soramaru sehr, besonders da auch Tenka selbst ihn nicht wirklich als ebenbürtig ansieht. Tenkas kindische Eskapaden nerven ihn zwar sehr, doch sieht er dennoch insgeheim zu ihm als sein Vorbild auf. Er liebt und respektiert ihn sehr, hat er ihn schließlich nach dem frühen Tod ihrer Eltern großgezogen, sieht in ihm aber auch sein größtes Hindernis auf seinem Weg irgendwann einmal auf eigenen Beinen zu stehen. Soramaru fühlt sich von Tenka klein gehalten. Er weiß genau, dass hinter Tenkas albernem Benehmen durchaus mehr steckt und er viel mehr Ahnung von den eigenartigen Vorkommnissen hat, die in Otsu in letzter Zeit vermehrt auftreten, wird allerdings nicht in diese Angelegenheiten miteinbezogen. Sich mit diesem Zustand abzufinden liegt Soramaru jedoch fern. Er will unbedingt mit Tenka auf Augenhöhe stehen und arbeitet unaufhörlich an sich selbst, um eines Tages sein Ziel zu erreichen.

Soramarus wertvollster Besitz sind zwei Schwerter, die schon seit vielen Generationen in seiner Familie weitergereicht werden. Die Klingen der Schwerter sind über die Jahrhunderte allerdings bereits verrostet, können nichts mehr schneiden und Gegnern keinen richtigen Schaden mehr zufügen. Jeder andere würde sie somit als nutzloses Überbleibsel vergangener Tage abstempeln, doch stellen sie Soramarus ganzen Stolz dar. Tenka vertraute sie ihm mit den Worten an, dass diese Schwerter nicht dem Töten, sondern dem Beschützen seiner Liebsten dienen sollen, was er als Beweis dafür auffasste, dass er durchaus gewisse Hoffnungen in ihn setzt. Da er sie eh nicht mehr zu ihrem eigentlichen Verwendungszweck benutzen kann, zieht er sie zum Kämpfen gar nicht erst aus ihren Scheiden, führt sie aber weiterhin wie ganz gewöhnliche Schwerter. Seine Kampfstärke ist durch das Training mit Tenka dabei zwar überdurchschnittlich, doch mangelt es Soramaru noch immer an echter Erfahrung. Die Kriminellen, die beim Transport ins Gokumonjo ausreißen, werden meistens von Tenka eingesammelt, sodass er noch keine Chance erhalten hat, sich wirklich zu beweisen. Um sich von seinem Bruder zu lösen und unbehelligt von seinem Einfluss seine Fähigkeiten im Schwertkampf zu verbessern, heuert er später sogar beim Anführer der Yamainu (犲, zu Deutsch: „die Wölfe“), Abe no Sousei, als dessen Schüler an.

So unterschiedlich, wie man zunächst annehmen mag, sind die Kumou-Brüder aber letztlich doch nicht. Das sonnige Gemüt liegt bei den dreien nämlich klar in der Familie. Auch wenn Soramaru immer eine betont ernste Miene aufsetzt, ist er im Grunde genommen ein genauso optimistischer und freundlicher Mensch wie seine Brüder. Wenn er sieht, dass jemand in Not ist oder Hilfe braucht, denkt er nicht allzu lange darüber nach und eilt ihm immer zur Hilfe. Dabei zeigt sich aber auch eine weitere Gemeinsamkeit zu den anderen: seine schon etwas zu naive Ader, die ihn später auch dazu veranlasst die heimatlose Nishiki bei sich aufzunehmen, gänz ähnlich wie es Tenka vor Jahren mit Shirasu getan hat.



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