AsaneRedakteur
#1Das schöne an Hentai ist, dass sie doch immer wieder mit neuen Merkwürdigkeiten aufwarten, und sei es nur im Detail. Selbst wenn die vielbeklagte Klischeekiste bis auf den letzten Bodensatz ausgepackt wird, erscheint solch ein Detail wie ein Hoffnungsstrahl inmitten dröger, erbärmlicher Mittelmäßigkeit.
Der Vorteil dieser Serien bis etwa Ende der neunziger Jahre liegt in ihrer Unvollkommenheit. Die freundliche Patina, die Unbeholfenheit im Versuch, Bewegung zu animieren, das Wackeln der Cels, das auf einen gewissen Zeitdruck bei eher minderem Etat hindeutet, die Reduktion im Charakterdesign, die zur Folge hat, dass man es tatsächlich und bei aller Typisierung nach Schema F noch mit Charakteren zu tun hat und daher im Ausdruck auf moe und im Bild auf Hochglanzerotik (abwaschbar) verzichten darf.
Hinsichtlich des Settings hat man es mit dem üblichen Oberschulmilieu zu tun, wo Schüler neckisch und mit mehr oder weniger spitzen Bemerkungen unter- und übereinander herziehen und dabei auch den Hausmeister nicht verschonen, der finsteren Blickes und hässlich wie die Nacht ihren Weg kreuzt. Mit düsterer Miene, tückischem Lächeln und also auch ganz dolle viel foreshadowing. Aber was soll's, dies ist ja auch nicht die große Bühne des Charakterdramas, dies ist Hentai.
Da wird denn auch nicht gar so viel Wert gelegt auf Logik und Nachvollziehbarkeit, das ist doch eher was für Warmduscher und Kondombenutzer.
Ort der Handlung ist die alte Schule nebenan, ein hölzernes Gebäude aus der Vorkriegszeit, das alleine schon durch seine Präsenz nach Horror schreit (halte ich als Nebengenre für plausibler als "Thriller"). Drei Jungen und sechs Mädchen erhalten nun ein mysteriöses Schreiben des Inhalts, dass sie sich dorten in einem bestimmten Zimmer einfinden mögen. Und weil Animes dieses Schlages vornehmlich von Idioten bevölkert sind, klappt das auch ganz wunderbar. Alle machen mit.
Damit kann die Show nun beginnen. (An dieser Stelle muss ich mich für die lange Einleitung samt Geschwafele entschuldigen; aber im Anime dauert es mindestens genau so lang, bis endlich mal was passiert.)
Mit allen dem Genre zur Verfügung stehenden Mitteln schreit die Inszenierung nach Horror. Alsbald sind alle versammelt, und während sie sich die Sinnfrage stellen, hören sie, wie Isaku, der titelgebende Hausmeister, das komplette Gebäude vernagelt (pun intended). Mehr als ein halbes Dutzend Personen sind nicht in der Lage zu entkommen oder auszubrechen. Das ist gleich das erste von ganz vielen dramaturgischen Highlights.
Dem folgen noch weitere von ähnlicher Qualität, aber es wäre müßig, da noch ins Detail zu gehen. Daher mal nur so im Schnelldurchlauf:
"Nur gemeinsam sind wir stark"? Hier nicht. Um dem Geschehen auf den Grund zu gehen und wegen anderen dringlichen Angelegenheiten (pinkeln) verlässt immer nur eine Person den Raum. Weil sie sich so natürlich viel leichter vom Täter abfangen lässt. Das gibt dann den Zurückgebliebenen reichlich Anlass zu Sorge und Hysterie. Angesichts all dieses irrationalen Verhalten absolut berechtigt. Im Verlauf der sich nun anbahnenden Vergewaltigungsorgien werden brandaktuelle Tapes der letzten rape session gestreut, die sich der Rest des Grüppchens denn auch prompt zu Gemüte führt. Warum auch immer. Erst zeigen sie sich widerwillig, dann erwartungsgemäß entsetzt, schockiert, verstört.
Die ganze Bande verhält sich wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen, also ganz im Sinne des Bösen. Außerdem haben die Mädels die schlechte Angewohnheit, sich immer so hinzusetzen und so ungünstig rumzustehen, dass die Kamera ihre pantsu jedesmal voll im Bild hat. Das hätte denen mal einer sagen sollen!
Als überaus praktisch für den Täter erweist sich der Umstand, dass die Wenigsten einen BH tragen. Denn so braucht man nur energisch an der Schuluniform zu zupfen, und schon wippen einem die delikaten Halbkugeln entgegen.
Wie TrNBK schon konstatiert hat, fällt auf, dass seltsam wenig an Geschlechtlichem explizit und voyeuristisch dargestellt wird. Der Grund dürfte darin liegen, dass es in erster Linie darum geht, landestypische Peinlichkeiten wie vor anderen bloßgestellt zu sein, zu thematisieren. Daher liegt der Fokus der virtuellen Kamera mehr auf den Reaktionen der Opfer und deren angstverzerrten Gesichtszügen als auf dem, was "untenrum" so abgeht. Sowie der eben daraus folgenden Erniedrigung und Zurschaustellung. Und je länger das andauert, desto idiotischer werden die Reaktionen und Dialoge*. Denn darauf konzentriert sich die Bildregie, und nicht auf irgendwelche Details des Geschlechtsaktes.
*nur zwei der herausragendsten Peinlichkeiten:
Recht früh in der Serie, im neuen Schultrakt, kann sich eins der Mädchen nicht mehr beherrschen und befingert sich ausgiebigst. Ich weiß ja nicht, wie das ist im richtigen Leben: - habt ihr auch immer so idiotische Selbstgespräche, wenn ihr von eurem Schwarm fantasiert und euch dabei einen runterholt? (Im übrigen aus dem einzigen Grund, dass man sich dabei ertappen lässt.) Ich finde das ungeheuer dämlich, und das Skript findet es ungeheuer genial. Aber was will man machen …
Mädchen wird beim Wasserlassen von einem der Jungs überrascht. Dialog sinngemäß:
"Bitte vergiss, was du gesehen hast!"
"Gut, dass du mich dran erinnerst!"
Mit der Frage "Wer schaut sich so einen Müll eigentlich an?" stellt sich auch die nach Zielgruppe und Identifikationpotential. Beide Parteien, Männer wie Frauen, sind im Genitalbereich erstaunlich "normal" ausgebaut. Sie haben "Mitte und Maß" [Angela Merkel], was möglicherweise weit besser den sich unterdrückt und missachtet fühlenden Otaku anspricht, als wenn hier andauernd Typen mit dem Gemächt eines Hengstes präsentiert würden.
Stellvertretend agiert hier Isaku als einer, der in seinen Rachephantasien zu der Erkenntnis gelangt ist, dass im Grunde alle Frauen dreckige Huren sind und nur das Eine wollen. Auch wenn sie sich noch so sehr dagegen wehren, so wehren sie sich doch nur gegen ihren anerzogenen Anstand. Oder gegen ihre innere Natur. Ganz egal, was - Isaku kommt und befreit sie aus ihren eingefahrenen Denkschemata und zeigt allen, wo's lang geht. Anders jedenfalls ist die aparte, haremsmäßige Gruppierung im Cover nicht zu deuten.
Am Ende bleibt für den ästhetisch Gebildeten nur die resignative Einsicht: schade um den wirklich schönen, stimmungsvollen Soundtrack, der grade in den Horrormomenten die Serie trägt und die Nerven des Zuschauers kribbeln lässt. Dies war, neben beispielsweise der angesprochenen Optik weiblicher Oberweiten und männlichen Unterbaus, eines der eingangs erwähnten Details, die überraschen.
Das beste jedoch: der deutsche Titel. "Missbraucht von dreckigen Händen" - fuck yeah!
Der Vorteil dieser Serien bis etwa Ende der neunziger Jahre liegt in ihrer Unvollkommenheit. Die freundliche Patina, die Unbeholfenheit im Versuch, Bewegung zu animieren, das Wackeln der Cels, das auf einen gewissen Zeitdruck bei eher minderem Etat hindeutet, die Reduktion im Charakterdesign, die zur Folge hat, dass man es tatsächlich und bei aller Typisierung nach Schema F noch mit Charakteren zu tun hat und daher im Ausdruck auf moe und im Bild auf Hochglanzerotik (abwaschbar) verzichten darf.
Hinsichtlich des Settings hat man es mit dem üblichen Oberschulmilieu zu tun, wo Schüler neckisch und mit mehr oder weniger spitzen Bemerkungen unter- und übereinander herziehen und dabei auch den Hausmeister nicht verschonen, der finsteren Blickes und hässlich wie die Nacht ihren Weg kreuzt. Mit düsterer Miene, tückischem Lächeln und also auch ganz dolle viel foreshadowing. Aber was soll's, dies ist ja auch nicht die große Bühne des Charakterdramas, dies ist Hentai.
Da wird denn auch nicht gar so viel Wert gelegt auf Logik und Nachvollziehbarkeit, das ist doch eher was für Warmduscher und Kondombenutzer.
Ort der Handlung ist die alte Schule nebenan, ein hölzernes Gebäude aus der Vorkriegszeit, das alleine schon durch seine Präsenz nach Horror schreit (halte ich als Nebengenre für plausibler als "Thriller"). Drei Jungen und sechs Mädchen erhalten nun ein mysteriöses Schreiben des Inhalts, dass sie sich dorten in einem bestimmten Zimmer einfinden mögen. Und weil Animes dieses Schlages vornehmlich von Idioten bevölkert sind, klappt das auch ganz wunderbar. Alle machen mit.
Damit kann die Show nun beginnen. (An dieser Stelle muss ich mich für die lange Einleitung samt Geschwafele entschuldigen; aber im Anime dauert es mindestens genau so lang, bis endlich mal was passiert.)
Mit allen dem Genre zur Verfügung stehenden Mitteln schreit die Inszenierung nach Horror. Alsbald sind alle versammelt, und während sie sich die Sinnfrage stellen, hören sie, wie Isaku, der titelgebende Hausmeister, das komplette Gebäude vernagelt (pun intended). Mehr als ein halbes Dutzend Personen sind nicht in der Lage zu entkommen oder auszubrechen. Das ist gleich das erste von ganz vielen dramaturgischen Highlights.
Dem folgen noch weitere von ähnlicher Qualität, aber es wäre müßig, da noch ins Detail zu gehen. Daher mal nur so im Schnelldurchlauf:
"Nur gemeinsam sind wir stark"? Hier nicht. Um dem Geschehen auf den Grund zu gehen und wegen anderen dringlichen Angelegenheiten (pinkeln) verlässt immer nur eine Person den Raum. Weil sie sich so natürlich viel leichter vom Täter abfangen lässt. Das gibt dann den Zurückgebliebenen reichlich Anlass zu Sorge und Hysterie. Angesichts all dieses irrationalen Verhalten absolut berechtigt. Im Verlauf der sich nun anbahnenden Vergewaltigungsorgien werden brandaktuelle Tapes der letzten rape session gestreut, die sich der Rest des Grüppchens denn auch prompt zu Gemüte führt. Warum auch immer. Erst zeigen sie sich widerwillig, dann erwartungsgemäß entsetzt, schockiert, verstört.
Die ganze Bande verhält sich wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen, also ganz im Sinne des Bösen. Außerdem haben die Mädels die schlechte Angewohnheit, sich immer so hinzusetzen und so ungünstig rumzustehen, dass die Kamera ihre pantsu jedesmal voll im Bild hat. Das hätte denen mal einer sagen sollen!
Als überaus praktisch für den Täter erweist sich der Umstand, dass die Wenigsten einen BH tragen. Denn so braucht man nur energisch an der Schuluniform zu zupfen, und schon wippen einem die delikaten Halbkugeln entgegen.
Wie TrNBK schon konstatiert hat, fällt auf, dass seltsam wenig an Geschlechtlichem explizit und voyeuristisch dargestellt wird. Der Grund dürfte darin liegen, dass es in erster Linie darum geht, landestypische Peinlichkeiten wie vor anderen bloßgestellt zu sein, zu thematisieren. Daher liegt der Fokus der virtuellen Kamera mehr auf den Reaktionen der Opfer und deren angstverzerrten Gesichtszügen als auf dem, was "untenrum" so abgeht. Sowie der eben daraus folgenden Erniedrigung und Zurschaustellung. Und je länger das andauert, desto idiotischer werden die Reaktionen und Dialoge*. Denn darauf konzentriert sich die Bildregie, und nicht auf irgendwelche Details des Geschlechtsaktes.
*nur zwei der herausragendsten Peinlichkeiten:
Recht früh in der Serie, im neuen Schultrakt, kann sich eins der Mädchen nicht mehr beherrschen und befingert sich ausgiebigst. Ich weiß ja nicht, wie das ist im richtigen Leben: - habt ihr auch immer so idiotische Selbstgespräche, wenn ihr von eurem Schwarm fantasiert und euch dabei einen runterholt? (Im übrigen aus dem einzigen Grund, dass man sich dabei ertappen lässt.) Ich finde das ungeheuer dämlich, und das Skript findet es ungeheuer genial. Aber was will man machen …
Mädchen wird beim Wasserlassen von einem der Jungs überrascht. Dialog sinngemäß:
"Bitte vergiss, was du gesehen hast!"
"Gut, dass du mich dran erinnerst!"
Mit der Frage "Wer schaut sich so einen Müll eigentlich an?" stellt sich auch die nach Zielgruppe und Identifikationpotential. Beide Parteien, Männer wie Frauen, sind im Genitalbereich erstaunlich "normal" ausgebaut. Sie haben "Mitte und Maß" [Angela Merkel], was möglicherweise weit besser den sich unterdrückt und missachtet fühlenden Otaku anspricht, als wenn hier andauernd Typen mit dem Gemächt eines Hengstes präsentiert würden.
Stellvertretend agiert hier Isaku als einer, der in seinen Rachephantasien zu der Erkenntnis gelangt ist, dass im Grunde alle Frauen dreckige Huren sind und nur das Eine wollen. Auch wenn sie sich noch so sehr dagegen wehren, so wehren sie sich doch nur gegen ihren anerzogenen Anstand. Oder gegen ihre innere Natur. Ganz egal, was - Isaku kommt und befreit sie aus ihren eingefahrenen Denkschemata und zeigt allen, wo's lang geht. Anders jedenfalls ist die aparte, haremsmäßige Gruppierung im Cover nicht zu deuten.
Am Ende bleibt für den ästhetisch Gebildeten nur die resignative Einsicht: schade um den wirklich schönen, stimmungsvollen Soundtrack, der grade in den Horrormomenten die Serie trägt und die Nerven des Zuschauers kribbeln lässt. Dies war, neben beispielsweise der angesprochenen Optik weiblicher Oberweiten und männlichen Unterbaus, eines der eingangs erwähnten Details, die überraschen.
Das beste jedoch: der deutsche Titel. "Missbraucht von dreckigen Händen" - fuck yeah!
Beitrag wurde zuletzt am 02.02.2022 20:56 geändert.
Kommentare