AsaneRedakteur
#1In seiner Anfangszeit hat das Studio Colorido so einige schräge Sachen gemacht. Wie beispielsweise "Shashinkan" oder "Paulette no Isu". Ihre dritte Produktion "Wonder Garden" ist ein Werbeclip für das Design Label "Control Bear", zu dem es die nette Information gibt:
A project with a distinct twist of black humour, Control Bear surpasses the traditional notion of a character and moves into the realms of art. The message is "We should be confident and strong-willed" like the bear who takes off his own head.
Dieser "distinct twist" spiegelt sich auch in diesem kleinen Anime. Die Community auf Youtube beispielsweise ist Feuer und Flamme für das Filmchen, äußert aber freimütig, keinerlei Ahnung zu haben, worum es hier eigentlich geht. Die wenigen User, die behaupten, den Film verstanden zu haben, liefern jedoch derart abstruse Interpretationsansätze, die oft schon an dem, was hier objektiv zu sehen ist, ziemlich weit vorbeigehen.
Mir selbst geht's da recht ähnlich. Das, was man da sieht, hat durchaus etwas Faszinierendes und ist technisch sehr solide umgesetzt. Daher folgt jetzt so etwas wie eine Bestandsaufnahme. Wer dazu eine schlüssige Interpretation abgeben kann – bitte melden!
Es folgt ein bunter Bilderbogen.
Das ist die Ausgangslage: Mutter und Tochter spazieren an einem Schaufenster des Modegeschäftes "Colorido" vorbei, wobei die Tochter (äußerlich in Haarschnitt und Kleidung ganz die Mutter) wie magisch von der Auslage angezogen wird (sowas liegt wohl in den Genen) und wie gebannt auf das schöne rote Kinderkleid starrt.
Der Bär wendet den Kopf und schaut sie an, zeigt mit fragendem Blick auf das Modell, und nach einem zustimmenden Nicken leitet er die Verwandlung ein. Das Mädchen erhält in bester Magical-Girl-Manier ihr Kleid verpasst und landet unversehens selbst im Schaufenster.
Dann geht die Post ab! Er führt sie, und gemeinsam fliegen sie durch einen schluchtartigen Gang zwischen den Regalwänden nach oben, in denen Verkaufsmodelle wie in Setzkästen stehen, mit teils recht merkwürdigen Namen. Wobei die continuity dabei auch nicht immer gewahrt bleibt, wenn beispielsweise aus "BREHTLING" im nächsten Take dann "BLETLING" wird – eine spezielle Variante des gefürchteten Engrish womöglich. Nett auch die weiteren (Fantasie-?) Marken "guchi" und "mannekinn". Das Kundenlabel "Control Bear" ist natürlich auch darunter.
Nach und nach schließen sich immer mehr plüschige Beistell-Stofftiere den beiden an, und je höher der Zug aufsteigt, desto fragwürdiger und unheimlicher und düsterer wird die Umgebung, wie in einem Albtraum, wo sich eine heile und vertraute Welt zu etwas unfassbar Bedrohlichem zusammenzieht. Bis hin zu einer verfallenen, verrotteten Umgebung, in der ausgediente, ramponierte Schaufensterpuppen ein derartig trauriges Dasein fristen, dass manche sich sogar erhängt haben.
Ziel des Zuges scheint der Glasboden einer Dachterrasse zu sein, wo die dort flanierenden Menschen (und Stofftiere) einen ähnlich enthaupteten Stil pflegen wie das Label von "Control Bear" selbst (auch die Gebäude scheinen da eine recht ähnliche Tendenz zu zeigen) - und die Assoziation "air head" stellt sich ein.
Ein teddybärenähnlicher Riesenroboter, der wohl auf irgendeinem Schrottplatz das Licht der Welt erblickt hat, wird angerufen, und in gemeinsamer Anstrengung kann die Barriere nach oben durchbrochen werden.
Hier endet das Spektakel, das wohl am ehesten als sehnsüchtige Tagträumerei eines kleines Mädchens verstanden werden kann, welches sich nun wieder in der Realität wiederfindet. Als die Mutter ruft, wendet sie sich und läuft ihr hinterher. Aber ist nicht irgendwas anders als vorher? Irgendwas, das die Grenzen zwischen Traum- und realer Welt verwischt – so wie damals bei Chihiro?
Stilistisch greift man auch hier zur bewährten Bilderbuchoptik in hellen, warmen Farben (gerne Pastell) unter Verzicht auf schwarze Outlines. Unterlegt mit magischer minimalistischer Musik und – wie später auch in "Paulette no Isu" – ohne Worte.
Fazit: Vier wundervoll enigmatische, überaus eigenartige Minuten, die ihrer Auflösung harren.
A project with a distinct twist of black humour, Control Bear surpasses the traditional notion of a character and moves into the realms of art. The message is "We should be confident and strong-willed" like the bear who takes off his own head.
Dieser "distinct twist" spiegelt sich auch in diesem kleinen Anime. Die Community auf Youtube beispielsweise ist Feuer und Flamme für das Filmchen, äußert aber freimütig, keinerlei Ahnung zu haben, worum es hier eigentlich geht. Die wenigen User, die behaupten, den Film verstanden zu haben, liefern jedoch derart abstruse Interpretationsansätze, die oft schon an dem, was hier objektiv zu sehen ist, ziemlich weit vorbeigehen.
Mir selbst geht's da recht ähnlich. Das, was man da sieht, hat durchaus etwas Faszinierendes und ist technisch sehr solide umgesetzt. Daher folgt jetzt so etwas wie eine Bestandsaufnahme. Wer dazu eine schlüssige Interpretation abgeben kann – bitte melden!
Es folgt ein bunter Bilderbogen.
Das ist die Ausgangslage: Mutter und Tochter spazieren an einem Schaufenster des Modegeschäftes "Colorido" vorbei, wobei die Tochter (äußerlich in Haarschnitt und Kleidung ganz die Mutter) wie magisch von der Auslage angezogen wird (sowas liegt wohl in den Genen) und wie gebannt auf das schöne rote Kinderkleid starrt.
Der Bär wendet den Kopf und schaut sie an, zeigt mit fragendem Blick auf das Modell, und nach einem zustimmenden Nicken leitet er die Verwandlung ein. Das Mädchen erhält in bester Magical-Girl-Manier ihr Kleid verpasst und landet unversehens selbst im Schaufenster.
Dann geht die Post ab! Er führt sie, und gemeinsam fliegen sie durch einen schluchtartigen Gang zwischen den Regalwänden nach oben, in denen Verkaufsmodelle wie in Setzkästen stehen, mit teils recht merkwürdigen Namen. Wobei die continuity dabei auch nicht immer gewahrt bleibt, wenn beispielsweise aus "BREHTLING" im nächsten Take dann "BLETLING" wird – eine spezielle Variante des gefürchteten Engrish womöglich. Nett auch die weiteren (Fantasie-?) Marken "guchi" und "mannekinn". Das Kundenlabel "Control Bear" ist natürlich auch darunter.
Nach und nach schließen sich immer mehr plüschige Beistell-Stofftiere den beiden an, und je höher der Zug aufsteigt, desto fragwürdiger und unheimlicher und düsterer wird die Umgebung, wie in einem Albtraum, wo sich eine heile und vertraute Welt zu etwas unfassbar Bedrohlichem zusammenzieht. Bis hin zu einer verfallenen, verrotteten Umgebung, in der ausgediente, ramponierte Schaufensterpuppen ein derartig trauriges Dasein fristen, dass manche sich sogar erhängt haben.
Ziel des Zuges scheint der Glasboden einer Dachterrasse zu sein, wo die dort flanierenden Menschen (und Stofftiere) einen ähnlich enthaupteten Stil pflegen wie das Label von "Control Bear" selbst (auch die Gebäude scheinen da eine recht ähnliche Tendenz zu zeigen) - und die Assoziation "air head" stellt sich ein.
Ein teddybärenähnlicher Riesenroboter, der wohl auf irgendeinem Schrottplatz das Licht der Welt erblickt hat, wird angerufen, und in gemeinsamer Anstrengung kann die Barriere nach oben durchbrochen werden.
Hier endet das Spektakel, das wohl am ehesten als sehnsüchtige Tagträumerei eines kleines Mädchens verstanden werden kann, welches sich nun wieder in der Realität wiederfindet. Als die Mutter ruft, wendet sie sich und läuft ihr hinterher. Aber ist nicht irgendwas anders als vorher? Irgendwas, das die Grenzen zwischen Traum- und realer Welt verwischt – so wie damals bei Chihiro?
Stilistisch greift man auch hier zur bewährten Bilderbuchoptik in hellen, warmen Farben (gerne Pastell) unter Verzicht auf schwarze Outlines. Unterlegt mit magischer minimalistischer Musik und – wie später auch in "Paulette no Isu" – ohne Worte.
Fazit: Vier wundervoll enigmatische, überaus eigenartige Minuten, die ihrer Auflösung harren.
Beitrag wurde zuletzt am 08.01.2024 23:38 geändert.
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