AsaneRedakteur
#1Vermutlich ist der Beschreibungstext zu diesem Anime der kürzeste, den ich je auf Anisearch gesehen habe. Aber schon das zweite Wort – Mann – weckt Zweifel. Fakt jedenfalls ist: Der kleine Dekobou (dt. vielleicht "Wasserkopf") unternimmt zusammen mit seinem Hund Pochi einen kleinen Ausflug mit dem Automobil seines Vaters. Inwieweit diese Leihgabe freiwillig erfolgte, bleibt dabei der Phantasie des Zuschauers überlassen, denn der Text scheint an dieser Stelle etwas doppeldeutig zu sein.
Damit also zu einer weiteren Besonderheit: Es handelt sich bei diesem anderthalbminütigen Anime um einen Tonfilm – natürlich immer noch in schwarz-weiß. Eine engagierte, aufgeregte Kinderstimme kommentiert lebhaft das dramatische Geschehen und hat sogar ein Auge auf Kleinigkeiten, die man in der Fülle der Details leicht übersehen kann.
Gezeichnet wird allerdings wirklich nur das Allernötigste, speziell bei den Hintergründen. Überhaupt scheint das Filmchen eher mit heißer Nadel gestrickt, denn schon die eingangs gezeigte title card wackelt ganz erheblich. Die Physik kommt, wie zu erwarten, auch etwas zu kurz, was sich in den Spring- und Fallbewegungen zeigt, die stets mit konstanter Geschwindigkeit erfolgen. Aber das war damals im Kamishibai wohl kaum anders.
Die Musikuntermalung scheint original zu sein und lässt ein kleines Orchester erahnen, die eine heitere, muntere Nummer im üblichen Stil intoniert; inwieweit die deskriptiven Geräuscheffekte original sind, bin ich mir nicht so sicher – die stehen etwas zu sehr im Vordergrund und stören eigentlich mehr als daß sie illustrieren.
Zum Künstlerischen lässt sich sagen, daß vor allem die rundlichen Formen auffallen, sowohl bei Personen wie auch bei Unbelebtem, z.B. dem Fahrzeug. Diese Ästhetik scheint ein typisches Merkmal westlicher Comics zu sein. Das zieht sich von Popeye (1929) über Donald Duck (1931) bis hin zu Fix und Foxi (1953). Warum das so ist? Vielleicht liegt's an der Knuddeligkeit, vielleicht sprechen Kinder im besonderen darauf an, vielleicht ist rundlich Gezeichnetes auch nur visuell einfacher zu erfassen.
Damit ist dieser kleine Anime durchaus am Puls der Zeit, denn die Ausprägung typisch japanischer Form- und Bildsprache erfolgt erst sehr viel später. Am ehesten ist das genuin Japanische noch greifbar in allem, wo ein kulturelles Umfeld abgebildet wird. Hier jedenfalls noch nicht.
Der kleine Ausflug der beiden Abenteurer endet allerdings schon nach der zweiten Kurve. Standesgemäß, könnte man fast schon sagen. Irgendetwas stellt sich unsichtbar in den Weg und sie werden abgeworfen wie von einem Pferd. Links hinten zeigt sich ein Platten, den die Helden ausgiebig beweinen, aber da erscheint schon ein Adler am Himmel, setzt sich in den benachbarten Baum und lacht die beiden aus. – Ja, dieses Krähenviech soll doch tatsächlich ein Adler ("washi") sein!
Dekobou ist ein Wunderknabe, der nicht nur "wie im Flug" (so sagt der Text) auf Bäume springen kann, sondern auch so stark (Popeye?) ist, daß er den frechen Adler verdreschen und ihn so dazu bringen kann, das Automobil abzuschleppen (siehe Cover). Die Idee des Hubschraubers ist somit geboren. Ziel des Ausflugs ist allerdings der Mond (siehe Untertitel: 月世界の巻 – "das Mondwelt-Kapitel"). Das Unternehmen scheitert jedoch, wie so oft im richtigen Leben, an den Unbilden des Wetters. Das Tragseil reißt, und so landen sie im Meer und kommen zwischen Korallen zum Stehen. "Fertig" – ( 完 ).
Sicher, die Ereignisse erfolgen Schlag auf Schlag und viel zu viel wird in die kurze Laufzeit gequetscht. Aber eine größere Laufzeit bedeutet höheren Aufwand und Zeit ist bekanntermaßen Geld. Die Details kann man gar nicht alle mit der gebührenden Aufmerksankeit verfolgen, man muss es also mindestens drei Mal sich anschauen, was in Anbetracht der Laufzeit durchaus im Bereich des Zumutbaren liegt. Und doch erschließen sich einem viele kleine Details erst, wenn die Erzählstimme explizit darauf hinweist.
Gemessen daran, was sonst so in den frühen 30er Jahren an animierten Kurzfilmen auf die Menschheit losgelassen wurde, ist das hier nicht gerade state of the art. Deklarieren wir's halt als Kinderfilm, die Kleinen fressen ja bekanntlich alles …
Damit also zu einer weiteren Besonderheit: Es handelt sich bei diesem anderthalbminütigen Anime um einen Tonfilm – natürlich immer noch in schwarz-weiß. Eine engagierte, aufgeregte Kinderstimme kommentiert lebhaft das dramatische Geschehen und hat sogar ein Auge auf Kleinigkeiten, die man in der Fülle der Details leicht übersehen kann.
Gezeichnet wird allerdings wirklich nur das Allernötigste, speziell bei den Hintergründen. Überhaupt scheint das Filmchen eher mit heißer Nadel gestrickt, denn schon die eingangs gezeigte title card wackelt ganz erheblich. Die Physik kommt, wie zu erwarten, auch etwas zu kurz, was sich in den Spring- und Fallbewegungen zeigt, die stets mit konstanter Geschwindigkeit erfolgen. Aber das war damals im Kamishibai wohl kaum anders.
Die Musikuntermalung scheint original zu sein und lässt ein kleines Orchester erahnen, die eine heitere, muntere Nummer im üblichen Stil intoniert; inwieweit die deskriptiven Geräuscheffekte original sind, bin ich mir nicht so sicher – die stehen etwas zu sehr im Vordergrund und stören eigentlich mehr als daß sie illustrieren.
Zum Künstlerischen lässt sich sagen, daß vor allem die rundlichen Formen auffallen, sowohl bei Personen wie auch bei Unbelebtem, z.B. dem Fahrzeug. Diese Ästhetik scheint ein typisches Merkmal westlicher Comics zu sein. Das zieht sich von Popeye (1929) über Donald Duck (1931) bis hin zu Fix und Foxi (1953). Warum das so ist? Vielleicht liegt's an der Knuddeligkeit, vielleicht sprechen Kinder im besonderen darauf an, vielleicht ist rundlich Gezeichnetes auch nur visuell einfacher zu erfassen.
Damit ist dieser kleine Anime durchaus am Puls der Zeit, denn die Ausprägung typisch japanischer Form- und Bildsprache erfolgt erst sehr viel später. Am ehesten ist das genuin Japanische noch greifbar in allem, wo ein kulturelles Umfeld abgebildet wird. Hier jedenfalls noch nicht.
Der kleine Ausflug der beiden Abenteurer endet allerdings schon nach der zweiten Kurve. Standesgemäß, könnte man fast schon sagen. Irgendetwas stellt sich unsichtbar in den Weg und sie werden abgeworfen wie von einem Pferd. Links hinten zeigt sich ein Platten, den die Helden ausgiebig beweinen, aber da erscheint schon ein Adler am Himmel, setzt sich in den benachbarten Baum und lacht die beiden aus. – Ja, dieses Krähenviech soll doch tatsächlich ein Adler ("washi") sein!
Dekobou ist ein Wunderknabe, der nicht nur "wie im Flug" (so sagt der Text) auf Bäume springen kann, sondern auch so stark (Popeye?) ist, daß er den frechen Adler verdreschen und ihn so dazu bringen kann, das Automobil abzuschleppen (siehe Cover). Die Idee des Hubschraubers ist somit geboren. Ziel des Ausflugs ist allerdings der Mond (siehe Untertitel: 月世界の巻 – "das Mondwelt-Kapitel"). Das Unternehmen scheitert jedoch, wie so oft im richtigen Leben, an den Unbilden des Wetters. Das Tragseil reißt, und so landen sie im Meer und kommen zwischen Korallen zum Stehen. "Fertig" – ( 完 ).
Sicher, die Ereignisse erfolgen Schlag auf Schlag und viel zu viel wird in die kurze Laufzeit gequetscht. Aber eine größere Laufzeit bedeutet höheren Aufwand und Zeit ist bekanntermaßen Geld. Die Details kann man gar nicht alle mit der gebührenden Aufmerksankeit verfolgen, man muss es also mindestens drei Mal sich anschauen, was in Anbetracht der Laufzeit durchaus im Bereich des Zumutbaren liegt. Und doch erschließen sich einem viele kleine Details erst, wenn die Erzählstimme explizit darauf hinweist.
Gemessen daran, was sonst so in den frühen 30er Jahren an animierten Kurzfilmen auf die Menschheit losgelassen wurde, ist das hier nicht gerade state of the art. Deklarieren wir's halt als Kinderfilm, die Kleinen fressen ja bekanntlich alles …
Beitrag wurde zuletzt am 11.03.2024 18:37 geändert.
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