GelonidresV.I.P.
#1- Handlung
- Animation
- Charaktere
- Musik
- Gelonidres
Princess Iron Fan war der erste abendfüllende asiatische Animationsfilm. Das allein verschafft ihm schon eine historische Relevanz, bedeutet aber auch, dass der Streifen heute über 80 Jahre auf dem Buckel hat (Grüße an alle, die das hier lesen, wenn der Film schon über 100 ist). Dieser Gegensatz spiegelt sich auch im heutigen Unterhaltungswert wider: Aus historischer Sicht gibt es für eingefleischte Anime-Fans einige spannende Dinge über den Film zu lesen, denn er hat auch die japanische Animation stärker beeinflusst, als man meinen sollte. Wer sich um die Hintergründe der Produktion nicht schert, wird von diesem Film allerdings kaum unterhalten werden. Die beiden Aspekte will ich in dieser Rezension dementsprechend trennen und werde zunächst auf den eigentlichen Inhalt eingehen und im zweiten Teil die Hintergründe betrachten.
Trotz abendfüllender Laufzeit hat man sich nicht selbst eine Geschichte ausgedacht, sondern eine Episode der in Südostasien sehr bekannten Reise nach Westen adaptiert. Eine gute Entscheidung; Exposition und Charakterzeichnung sind nach meiner Erfahrung nämlich keine Stärke alter Animation und ein Zurückgreifen auf bekannte Figuren ist der einfachste Weg, da herum zu kommen. So kann man sich auf andere Dinge fokussieren, an inhaltlicher Abwechslung mangelt es dem Film jedenfalls nicht: Mehrere Pro- und Antagonisten aus der Vorlage werden übernommen und bekommen ausreichend Screentime spendiert. Es gibt allerlei Actionszenen, etwas Humor, ein bisschen Romantik und sogar zwei Gesangseinlagen mit Karaoke-Effekt.
Dennoch merkt man, dass die Umsetzung an einigen Ecken nur mäßig gealtert ist. Der Film ist Schwarzweiß, das ist schon eine erste große Hürde für den heutigen Konsumenten. Dank häufig eingesetzter Rotoskopie wirken die Charakteranimationen zwar flüssig, aber stellenweise auch befremdlich. Besonders bei den Verwandlungen hatte ich das Gefühl, sie wurden extra ausführlich animiert, um zu zeigen, was man so auf dem Kasten hat. Größtes Manko ist in meinen Augen aber das Klangbild. Die Musik ist oft extra auf die Szenen abgestimmt, Soundeffekte und Hintergrundmusik gehen fast ineinander über. Interessantes Konzept, aber in meinen Augen hat man es dabei übertrieben, denn wenn viel passiert, tut es einfach in den Ohren weh. Das wird zum Teil auch an der vorliegenden Version liegen (ich habe die vom Internet Archive geschaut, die auch bei aS als Stream eingetragen ist). Die scheint mir nämlich was Bild und Ton angeht nicht sehr gut erhalten. Besonders bei lauten Tönen kommt es daher leider zu den eben erwähnten Ohrenbetäubungen.
Empfehlen kann ich den Film daher nur Hartgesottenen, die sich für die Geschichte von Anime und den historischen Kontext interessieren. Dahingehend ist der Film dafür umso interessanter und die Kenntnis des geschichtlichen Hintergrunds wird sogar das Anschauen attraktiver machen. Der Film stammt zwar aus Shanghai (China), das war aber zur Entstehungszeit von Japan besetzt. Die Produzenten behaupteten, zumindest nach Kriegsende, die Botschaft gegen Ende des Films, durch Teamwork und Überzahl einen mächtigen Feind zu bezwingen, sei als Auflehnung gegen die japanische Besatzung zu verstehen. Auch in Japan sollen einige Zuschauer diesen Eindruck gehabt haben. Wer den Film schaut, kann sich davon selbst ein Bild machen.
Trotz seiner Entstehungszeit war der Film den damaligen Disney-Filmen (Schneewittchen erschien 1937) zumindest technisch weit unterlegen, aber für die meisten japanischen Zuschauer war es der erste abendfüllende Animationsfilm. In Japan galt zu der Zeit nämlich ein Importverbot für ausländische Filme, was insbesondere die eben erwähnten Disney-Filme umfasste. Da man das besetzte Shanghai nicht als ausländisch wertete, kam dieser Film mit einiger Verzögerung im September 1942 auch in die japanischen Kinos. Angeblich rührte die Verzögerung daher, dass die japanischen Militärs sicher sein wollten, selbst Filme in ähnlicher oder höherwertiger Form produzieren zu können. Das taten sie dann auch, 1943 zunächst mit Momotarou no Umiwashi und 1945 mit Momotarou: Umi no Shinpei. Letzterer ist, vielleicht absichtlich, sogar minimal länger als Princess Iron Fan, wurde damals aber von weit weniger Japanern gesehen, weil viele Städte schon stark unter den amerikanischen Luftangriffen litten und man wohl besseres zu tun hatte, als ins Kino zu gehen.
Mein Interesse an dem Film wurde übrigens durch das Buch Anime: A History von Jonathan Clements geweckt, das ich jedem empfehlen kann, der mehr darüber wissen will oder allgemein an der frühen Geschichte japanischer Animation interessiert ist.
Fazit: Viel des heutigen Unterhaltungswerts liegt hier im historischen Kontext. Wer sich dafür interessiert, kann an diesem Streifen noch Freude haben. Der Rest wird schon bei den Schwarzweiß-Screenshots das Weite suchen.
Trotz abendfüllender Laufzeit hat man sich nicht selbst eine Geschichte ausgedacht, sondern eine Episode der in Südostasien sehr bekannten Reise nach Westen adaptiert. Eine gute Entscheidung; Exposition und Charakterzeichnung sind nach meiner Erfahrung nämlich keine Stärke alter Animation und ein Zurückgreifen auf bekannte Figuren ist der einfachste Weg, da herum zu kommen. So kann man sich auf andere Dinge fokussieren, an inhaltlicher Abwechslung mangelt es dem Film jedenfalls nicht: Mehrere Pro- und Antagonisten aus der Vorlage werden übernommen und bekommen ausreichend Screentime spendiert. Es gibt allerlei Actionszenen, etwas Humor, ein bisschen Romantik und sogar zwei Gesangseinlagen mit Karaoke-Effekt.
Dennoch merkt man, dass die Umsetzung an einigen Ecken nur mäßig gealtert ist. Der Film ist Schwarzweiß, das ist schon eine erste große Hürde für den heutigen Konsumenten. Dank häufig eingesetzter Rotoskopie wirken die Charakteranimationen zwar flüssig, aber stellenweise auch befremdlich. Besonders bei den Verwandlungen hatte ich das Gefühl, sie wurden extra ausführlich animiert, um zu zeigen, was man so auf dem Kasten hat. Größtes Manko ist in meinen Augen aber das Klangbild. Die Musik ist oft extra auf die Szenen abgestimmt, Soundeffekte und Hintergrundmusik gehen fast ineinander über. Interessantes Konzept, aber in meinen Augen hat man es dabei übertrieben, denn wenn viel passiert, tut es einfach in den Ohren weh. Das wird zum Teil auch an der vorliegenden Version liegen (ich habe die vom Internet Archive geschaut, die auch bei aS als Stream eingetragen ist). Die scheint mir nämlich was Bild und Ton angeht nicht sehr gut erhalten. Besonders bei lauten Tönen kommt es daher leider zu den eben erwähnten Ohrenbetäubungen.
Empfehlen kann ich den Film daher nur Hartgesottenen, die sich für die Geschichte von Anime und den historischen Kontext interessieren. Dahingehend ist der Film dafür umso interessanter und die Kenntnis des geschichtlichen Hintergrunds wird sogar das Anschauen attraktiver machen. Der Film stammt zwar aus Shanghai (China), das war aber zur Entstehungszeit von Japan besetzt. Die Produzenten behaupteten, zumindest nach Kriegsende, die Botschaft gegen Ende des Films, durch Teamwork und Überzahl einen mächtigen Feind zu bezwingen, sei als Auflehnung gegen die japanische Besatzung zu verstehen. Auch in Japan sollen einige Zuschauer diesen Eindruck gehabt haben. Wer den Film schaut, kann sich davon selbst ein Bild machen.
Trotz seiner Entstehungszeit war der Film den damaligen Disney-Filmen (Schneewittchen erschien 1937) zumindest technisch weit unterlegen, aber für die meisten japanischen Zuschauer war es der erste abendfüllende Animationsfilm. In Japan galt zu der Zeit nämlich ein Importverbot für ausländische Filme, was insbesondere die eben erwähnten Disney-Filme umfasste. Da man das besetzte Shanghai nicht als ausländisch wertete, kam dieser Film mit einiger Verzögerung im September 1942 auch in die japanischen Kinos. Angeblich rührte die Verzögerung daher, dass die japanischen Militärs sicher sein wollten, selbst Filme in ähnlicher oder höherwertiger Form produzieren zu können. Das taten sie dann auch, 1943 zunächst mit Momotarou no Umiwashi und 1945 mit Momotarou: Umi no Shinpei. Letzterer ist, vielleicht absichtlich, sogar minimal länger als Princess Iron Fan, wurde damals aber von weit weniger Japanern gesehen, weil viele Städte schon stark unter den amerikanischen Luftangriffen litten und man wohl besseres zu tun hatte, als ins Kino zu gehen.
Mein Interesse an dem Film wurde übrigens durch das Buch Anime: A History von Jonathan Clements geweckt, das ich jedem empfehlen kann, der mehr darüber wissen will oder allgemein an der frühen Geschichte japanischer Animation interessiert ist.
Fazit: Viel des heutigen Unterhaltungswerts liegt hier im historischen Kontext. Wer sich dafür interessiert, kann an diesem Streifen noch Freude haben. Der Rest wird schon bei den Schwarzweiß-Screenshots das Weite suchen.
Beitrag wurde zuletzt am 03.07.2022 19:50 geändert.
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