Wenn ich eines bei diesen OVAs
nicht erwartet hätte, dann etwas, was man tatsächlich unter »Lebenshilfe« verbuchen könnte. Falls also mal wer um eine leicht pädophil motivierte Spanner-Ausrede verlegen sein sollte: "Ein
Yurisei-Handy funktioniert nur direkt neben den Höschen kleiner Mädchen." Danke,
Naoko-san!
Naoko-san ist eine Außerirdische vom Yuri-Planet, die sich als Misuzus große Schwester
Naoko ausgibt. Die etwas komplizierten Veflechtungen zwischen Protagonistin Misuzu, die die Rückkehr ihrer großen Schwester erwartet und aus deren Ich-Perspektive immer wieder erzählt wird, sowie ihrem kleinen Bruder und ihrer Busenfreundin Hii-chan hier auseinanderzuklamüsern, ist ein Unterfangen, das sich etwas unübersichtlich gestalten könnte und auf das ich somit großzügig verzichte.
Alltägliche Situationen werden zum Anlass genommen, möglichst schräge Assoziationen zu generieren und das als das Normalste hinzunehmen, was dann natürlich ins Abstruse driftet und zu peinlich berührten Reaktionen führt. Selbstverständlich durchweg im
Ecchi-Bereich.
Vor allem diese Alltäglichkeit erinnert doch sehr an
Nichijou, das
Charakterdesign beispielsweise, aber auch diese spezifische Sorte Humor; nur daß erstens die Gags hier nicht
ganz so idiotisch sind wie bei Nichijou
nach Episode 4, und zweitens das Charakteristische der Komik nicht in den Gags
an sich liegt, sondern in den Reaktionen der Beteiligten darauf, speziell natürlich auf die unvorhersehbar irrwitzigen Assoziationsketten von Yuri-Alien Naoko-san. Hier dominiert eine Art leicht sedierte, aber liebenswürdige und ans Bizarre grenzende Debilität, die das ganze schon wieder sehenswert macht. Was nachgerade auch von der Musik unterstützt wird, die sich in erster Linie auf im Hintergrund dudelnde, heillos überdrehte Synthesizer-Klänge kapriziert.
In der Ausarbeitung der Pointen allerdings schimmert mehr die humoristische Linie von
Soredemo Machi wa Mawatte Iru durch, und seitens der charakteristischen Art, wie die Pointen
ausgeführt sind, wie die Personen reagieren, mit einer Prise Skepsis und stoischer Gelassenheit, mag einem
Hidamari Sketch (und seine Ableger) in den Sinn kommen. Was nicht allzu abseitig ist, denn es stammt von gleichen Mangaka wie
Yuri Seijin Naoko-san.
Yuri kommt hier übrigens nicht vor und Sex schon zweimal nicht. Wobei die Optik durchaus Genre-typische Züge trägt (Yuri wie auch Shoujo) und überhaupt der ganze Anime wirkt wie ein aufgeräumtes Mädchenzimmer: helle, freundliche Pastellfarben, allerdings sehr flächig gestaltet, und zurückgenommene Outlines. Dennoch sind bei aller Zurücknahme im Künstlerischen die Animationen recht sauber, wenngleich etwas staksig, was aber auch als Stilmittel im Dienst der Comedy aufgefasst werden kann. Immerhin ist die Show quasi ein
1-Mann-Projekt von Tetsuya Takeuchi, der überraschenderweise auch bei
Nichijou Regie geführt hat.
Dieses sechsminütige Werk wirkt wie ein Trailer zu einer Serie, und damit ist auch schon die Sinnfrage gestellt, ob und inwieweit man das hier Gesehene verstehen muss: vermutlich gar nicht.
Daher noch ein paar zusätzliche Anmerkungen zur zwei Jahre später entstandenen
OVA, die zwar immerhin auf eine knappe halbe Stunde Laufzeit kommt, aber eher den Eindruck einer fallengelassenen Serie vermittelt.
Hier bekommt man vor allem Naoko-sans verheerendes Wirken zu Gesicht, das sich nun in aller Pracht entfaltet.
Der Clou und der besondere Reiz liegt allerdings darin, daß die Ereignisse nicht chronologisch erzählt werden, sondern in Einschüben und Rückblenden eingebunden werden.
Entsprechend der längeren Laufzeit fällt nun auch das Pacing anders aus, und immer wieder bekommen auch ruhigere, sentimentale Szenen ihren angemessenen Raum. Vor allem die Chemie zwischen "Misuzus begeisterungsfähige[r] Freundin"
(Quelle: aniSearch-Kurzbeschreibung) Hii-chan und der Außerirdischen Naoko ist ganz erstaunlich und hat mir etliche hässliche Krümel auf dem Monitor beschert.
Im Titel steht zwar "Yuri", aber dies manifestiert sich hauptsächlich in der Allgegenwärtigkeit von
Lilien, und es scheint, als würde Naokos Interesse sich eher um
Lolicon drehen. Zugegeben, der Humor ist stellenweise grenzwertig. Immer wieder kommen sehr anzügliche Bemerkungen zu badenden kleinen Mädchen, und dem kleinen Bruder soll ständig sein Pullermann abgeschnitten werden, um ihn vor dem bösen Sittenstrolch zu schützen. Im Gegenzug hat der kleine Ryouta ein unheiliges Interesse an manchen Körpersäften seiner Schwester und jammert ihr die Ohren voll, daß sein kleiner Freund ganz hart und steif geworden sei, nur weil er ihr Röckchen angefasst hat. Böse Schwester! – Um es an dieser Stelle mal klar zu sagen: All das ist ohne jeden Zweifel völlig indiskutabel und hat hier überhaupt gar nichts verloren! Das ist Verherrlichung von Kindesmissbrauch und übelster Pädokram! Und hat mir mordsmäßig viel Spaß gemacht!
Dieses lose Patchwork an Sketchen macht ein wenig den Eindruck wie Monty Python auf japanisch. Ähnlich abgedreht, mit viel Wortwitz, und wenn eine Pointe nicht fertig entwickelt ist, folgt eben gleich die nächste.
Fazit: Ein Anime wie eine bunte Knabbermischung.
--Danksagung:Ohne den freundlichen Hinweis von Ixs wäre ich wohl nie auf diese kleine Perle aufmerksam geworden.Beitrag wurde zuletzt am 27.03.2021 12:59 geändert.
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