AsaneRedakteur
#1Männer sind Idioten.
Besonders heldenhafte Männer mit ganz viel Mut & Ehre und was da sonst noch so zum vorzeitigen Ableben führen kann. Deswegen müssen sie bei ihren Moves auch immer so rumschreien. Um das Hirn auszuschalten, wenn man dauernd mit gefährlich scharfen Schwertern rumfuchtelt und irgendwelche Feinde besiegen muss, die man sich selbst geschaffen hat. Für ewigen Ruhm tun manche eben alles. Vor allem, was das "ewig" angeht.
Daher erwartet den Zuschauer bei »Coffee Samurai« auch ein angemessen epischer Beginn, der – gerade musikalisch! – mit Anleihen beim »Terminator« glänzt. "Hätte ich doch nur einen Körper aus Stahl", lautet der so ziemlich letzte Gedanke des sterbenden Samurai hinsichtlich einer ungewissen Ewigkeit. Aber auch hier gilt eben:
"Be careful what you wish for".
Denn der Wunsch wurde gewährt. Und so findet er sich, wiedergeboren als Kaffeeautomat, in einer schmuddeligen Ecke von Seoul wieder und stellt fest, daß er sich irgendwie vom Automaten zeitweise wieder in einen Menschen zurückverwandeln kann und vice versa. Diese Fähigkeit ist jedoch keine, die seiner vollen Kontrolle untersteht, was zu grundsätzlich ungünstigen Situationen führt. Macht aber insoweit nichts, da ab diesem Punkt die Handlung und alles weitere Geschehen rundrum auch nicht mehr der Kontrolle der Logik untersteht und man sich alsbald auf dem Terrain des Gedankenspiels wiederfindet.
Daher fristet er also sein Nachleben als ein Automat, von dem alle (wenn überhaupt!) nur das Eine wollen. Wird gefunden von einem netten Mädchen, das ganz in der Nähe in Teilzeit arbeitet, und eines abends im Suff, da sie bisweilen ihren Kummer in Alkohol ertränkt, abgeschleppt und bei ihr zu Hause deponiert wird. Wo sie sich am nächsten Morgen fragt, wieso da jemand seinen Kaffeautomaten bei ihr im Zimmer abgestellt hat …
Zweierlei ist bemerkenswert an dieser kleinen Szene. Zum einen der spielerische Umgang im Wechsel von Realität und Fiktion. Zum anderen die Qualität des Humors. Der gibt sich subtil und hintergründig und wird in knappen, lapidaren Sätzen nur kurz angerissen. Alles verläuft sehr still und ruhig. Dazu passt auch ganz ausgezeichnet das Artwork.
Wenn die Rede auf diesen kleinen koreanischen Anime kommt, ist das erste, was man zu hören oder zu lesen kriegt, das Lamento, wie dürftig die Hintergründe seien. Ja, das ist schon so. Alles sieht aus, als sei es zehn Jahre früher entstanden. Aber man kann auch erkennen, daß das Verwaschene der Optik durchaus Absicht ist. Zu oft zeigt das Studio, daß es auch besser hätte gehen können. Ganz ähnlich sieht es aus mit dem Charakterdesign, das noch die Zeit der Prä-Moe-Ära beschwört, wo es auf den Inhalt ankam und weniger auf das Aussehen. Aber egal, wie das gezeichnet ist: Kann man solch einem Lächeln widerstehen?
Damit zur Action. Dummerweise ist nicht nur der Kaffee-Samurai reinkarniert worden, sondern mit ihm auch etliche seiner damaligen Kontrahenten. Ganz unterschiedliche Schicksale hat diejenigen getroffen, sei's als knuddelig scheinende Eisbären ("die sind ja soo kuschelig!", sagt das Mädchen) oder sei's als Zebra, das auf dem Kinderspielplatz ein Auskommen als Schaukelpferd gefunden hat und gelegentlich mit Eyeliner seine Streifen im Gesicht nachziehen muss.
Natürlich ist diese Action nicht ernstgemeint. Man ergeht sich im Zitieren der üblichen Standard-Topoi im Samurai-Gewerbe, inszeniert mit großer Lust und Hingabe das, was der Zuschauer sehen will, und führt ihn dabei etwas hinters Licht. Immerhin: sein Schwert kann der Held noch beschwören, und das erscheint denn auch auf Zuruf im gloriosen Schein einer heiligen Aureole. Einen heroischen Namen hat das Dingens natürlich auch, und es darf dem Held hilfreich zur Hand gehen – beim Gemüse schneiden.
Zitiert wird noch so manch anderes wie der kleine Schwertkämpfer des Weltalls, ansonsten aber herrscht bei »Coffee Samurai« das große Pacing der Ereignislosigkeit. So ruhig und von allen dramatischen Wendungen unbeeindruckt der Anime sich auch gibt, entwickelt sich doch nach und nach eine Romanze, die sich aus Fürsorge und Neugierde hin zu tief empfundener Zuneigung entwickelt. Die ist durchaus beidseitig, doch ist es das Mädchen, das die Initiative ergreift – aus naheliegenden Gründen.
Diesem undramatisch ruhigen Erzähltempo entspricht das Fortschreiten in kurzen Einzelszenen, die kleine Ereignisse schildern, ohne eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Natürlich gibt es dennoch eine dramatische Wendung, in der er sich bewähren und seine Kämpferqualitäten unter Beweis stellen muss. Aber auch hier natürlich als sorgfältig inszenierter Parodie-Showdown.
Am Ende jedoch steht die Erkenntnis, daß ihr Lächeln wichtiger ist als jeder Kampf.
Fazit:
Selten habe ich einen Anime gesehen, der entgegen der Prämisse dermaßen durch Ereignislosigkeit brilliert wie hier. Still und entschlossen setzt sie sich für ihre Liebe ein, die Meinung der Gesellschaft interessiert sie wenig in solch grotesken Szenen (Socken!), sie lässt sich von seinen merkwürdigen Fähigkeiten mitreißen und zieht ihm auch schon mal die Ohren lang, wenn's nötig ist. Das alles hat dermaßen Charme, es lässt sich nicht in Worte fassen.
Besonders heldenhafte Männer mit ganz viel Mut & Ehre und was da sonst noch so zum vorzeitigen Ableben führen kann. Deswegen müssen sie bei ihren Moves auch immer so rumschreien. Um das Hirn auszuschalten, wenn man dauernd mit gefährlich scharfen Schwertern rumfuchtelt und irgendwelche Feinde besiegen muss, die man sich selbst geschaffen hat. Für ewigen Ruhm tun manche eben alles. Vor allem, was das "ewig" angeht.
Daher erwartet den Zuschauer bei »Coffee Samurai« auch ein angemessen epischer Beginn, der – gerade musikalisch! – mit Anleihen beim »Terminator« glänzt. "Hätte ich doch nur einen Körper aus Stahl", lautet der so ziemlich letzte Gedanke des sterbenden Samurai hinsichtlich einer ungewissen Ewigkeit. Aber auch hier gilt eben:
"Be careful what you wish for".
Denn der Wunsch wurde gewährt. Und so findet er sich, wiedergeboren als Kaffeeautomat, in einer schmuddeligen Ecke von Seoul wieder und stellt fest, daß er sich irgendwie vom Automaten zeitweise wieder in einen Menschen zurückverwandeln kann und vice versa. Diese Fähigkeit ist jedoch keine, die seiner vollen Kontrolle untersteht, was zu grundsätzlich ungünstigen Situationen führt. Macht aber insoweit nichts, da ab diesem Punkt die Handlung und alles weitere Geschehen rundrum auch nicht mehr der Kontrolle der Logik untersteht und man sich alsbald auf dem Terrain des Gedankenspiels wiederfindet.
Daher fristet er also sein Nachleben als ein Automat, von dem alle (wenn überhaupt!) nur das Eine wollen. Wird gefunden von einem netten Mädchen, das ganz in der Nähe in Teilzeit arbeitet, und eines abends im Suff, da sie bisweilen ihren Kummer in Alkohol ertränkt, abgeschleppt und bei ihr zu Hause deponiert wird. Wo sie sich am nächsten Morgen fragt, wieso da jemand seinen Kaffeautomaten bei ihr im Zimmer abgestellt hat …
Zweierlei ist bemerkenswert an dieser kleinen Szene. Zum einen der spielerische Umgang im Wechsel von Realität und Fiktion. Zum anderen die Qualität des Humors. Der gibt sich subtil und hintergründig und wird in knappen, lapidaren Sätzen nur kurz angerissen. Alles verläuft sehr still und ruhig. Dazu passt auch ganz ausgezeichnet das Artwork.
Wenn die Rede auf diesen kleinen koreanischen Anime kommt, ist das erste, was man zu hören oder zu lesen kriegt, das Lamento, wie dürftig die Hintergründe seien. Ja, das ist schon so. Alles sieht aus, als sei es zehn Jahre früher entstanden. Aber man kann auch erkennen, daß das Verwaschene der Optik durchaus Absicht ist. Zu oft zeigt das Studio, daß es auch besser hätte gehen können. Ganz ähnlich sieht es aus mit dem Charakterdesign, das noch die Zeit der Prä-Moe-Ära beschwört, wo es auf den Inhalt ankam und weniger auf das Aussehen. Aber egal, wie das gezeichnet ist: Kann man solch einem Lächeln widerstehen?
Damit zur Action. Dummerweise ist nicht nur der Kaffee-Samurai reinkarniert worden, sondern mit ihm auch etliche seiner damaligen Kontrahenten. Ganz unterschiedliche Schicksale hat diejenigen getroffen, sei's als knuddelig scheinende Eisbären ("die sind ja soo kuschelig!", sagt das Mädchen) oder sei's als Zebra, das auf dem Kinderspielplatz ein Auskommen als Schaukelpferd gefunden hat und gelegentlich mit Eyeliner seine Streifen im Gesicht nachziehen muss.
Natürlich ist diese Action nicht ernstgemeint. Man ergeht sich im Zitieren der üblichen Standard-Topoi im Samurai-Gewerbe, inszeniert mit großer Lust und Hingabe das, was der Zuschauer sehen will, und führt ihn dabei etwas hinters Licht. Immerhin: sein Schwert kann der Held noch beschwören, und das erscheint denn auch auf Zuruf im gloriosen Schein einer heiligen Aureole. Einen heroischen Namen hat das Dingens natürlich auch, und es darf dem Held hilfreich zur Hand gehen – beim Gemüse schneiden.
Zitiert wird noch so manch anderes wie der kleine Schwertkämpfer des Weltalls, ansonsten aber herrscht bei »Coffee Samurai« das große Pacing der Ereignislosigkeit. So ruhig und von allen dramatischen Wendungen unbeeindruckt der Anime sich auch gibt, entwickelt sich doch nach und nach eine Romanze, die sich aus Fürsorge und Neugierde hin zu tief empfundener Zuneigung entwickelt. Die ist durchaus beidseitig, doch ist es das Mädchen, das die Initiative ergreift – aus naheliegenden Gründen.
Diesem undramatisch ruhigen Erzähltempo entspricht das Fortschreiten in kurzen Einzelszenen, die kleine Ereignisse schildern, ohne eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Natürlich gibt es dennoch eine dramatische Wendung, in der er sich bewähren und seine Kämpferqualitäten unter Beweis stellen muss. Aber auch hier natürlich als sorgfältig inszenierter Parodie-Showdown.
Am Ende jedoch steht die Erkenntnis, daß ihr Lächeln wichtiger ist als jeder Kampf.
Fazit:
Selten habe ich einen Anime gesehen, der entgegen der Prämisse dermaßen durch Ereignislosigkeit brilliert wie hier. Still und entschlossen setzt sie sich für ihre Liebe ein, die Meinung der Gesellschaft interessiert sie wenig in solch grotesken Szenen (Socken!), sie lässt sich von seinen merkwürdigen Fähigkeiten mitreißen und zieht ihm auch schon mal die Ohren lang, wenn's nötig ist. Das alles hat dermaßen Charme, es lässt sich nicht in Worte fassen.
Beitrag wurde zuletzt am 09.03.2024 00:54 geändert.
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