Nezumi no Yomeiri (1965)

Auch diese Geschichte von der Mäusehochzeit gehört zum Standardrepertoire einer japanischen Kindheit, und der Film widmet sich diesem Märchen (das, wie so oft in Japan, eher einer Fabel gleicht) doch relativ ausführlich.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein Mäusepaar blättert im Photoalbum, das die verschiedenen Stationen im Heranwachsen der Tochter nachzeichnet. Und da diese die beste und schönste Tochter ist, die sich überhaupt denken lässt, soll sie auch den besten und stärksten Mann der ganzen Welt bekommen. Wer aber könnte das sein? Die üblichen Kandidaten im Tierreich (Katze, Hund, Löwe) scheiden schnell aus, und man kommt überein, daß das Stärkste die Sonne ist. Also fahren sie dorthin, mit einer Rakete natürlich, denn das Raumfahrtzeitalter hat gerade erst begonnen. Herr Sonne, der sich gerade schmiedetechnisch sehr anspruchsvollen Fusionsarbeiten widmet, will schon einschlagen, da bemerkt das Ehepaar, daß etwas noch viel stärker ist, nämlich die Wolke. Die hat die Kraft, die Sonne zu verdecken; doch auch diese erweist sich keineswegs als der Stärkste, das ist wohl doch der Wind, der die Wolken vertreiben kann. Obschon ein negroider Drummer von beeindruckender Statur, ist auch er nicht der Stärkste, das könnte vielleicht das Haus sein, das sich von dessen Kraft nicht beeindrucken lässt. Als sie jedoch das Haus befragen, ob er/es der Gatte ihrer Tochter sein möchte, ächzt und stöhnt es auf – denn ein noch viel stärkerer Kandidat nagt sich da durch seine Wände …

So findet die Geschichte ein überraschend reelles Ende, wie es zu erwarten war und wie die Moral es verlangt.

Die Animationen sind recht einfach und kindgerecht gehalten, stilistisch bleibt man beim etablierten Cartoon-Stil mit leichten Slapstickeinlagen und entsprechendem Humor, und das ganze wird kongenial (wie man in Feuilletonkreisen formulieren würde) begleitet von einem orchestralen Score, der richtig in die Vollen geht, aber auch subtile Töne schätzt und der – vor allem! – Anspielungen und Zitate einstreut, die den musikalisch vorgebildeten Menschen erfreuen (zum Beispiel Bizets "Carmen" anlässlich der Einblendung eines Stieres).

Dieser kleine Anime erzählt seine Geschichte jedoch nicht nur ausführlich, er nimmt auch andere narrative Wendungen, die auf dem Erkenntnisgewinn des Ehepaares selbst beruhen. Zum Vergleich das Märchen in englischer Übersetzung – ich war zu faul, das selbst vorzunehmen:

englische Übersetzung, von Youtube geklaut

Long ago, there was a family of mice.
A father mouse, a mother mouse, and their only daughter, Chuuko.

"Hey, honey. Isn't it about time we found a husband for Chuuko?"
"Yeah... Chuuko is the world's best daughter, so we need to find the world's best husband for her. By the way, the strongest thing in the world is the Sun, isn't it?"
The father mouse and the mother mouse went to the Sun and asked him a favor.
"Strongest in the world, Mr. Sun. Will you please accept Chuuko as your wife?"
"Oh, I'm honored, but the Cloud is stronger than I am. He ends up hiding me after all."
So, the father mouse and mother mouse went to the Cloud.
"Strongest in the world, Mr. Cloud, will you please accept Chuuko as your wife?"
"Oh, I'm honored, but the Wind is stronger than I am. He ends up easily blowing me away after all."
So, the father mouse and mother mouse went to the Wind.
"The world's strongest, Mr. Wind, will you please take Chuuko as your wife?"
"Oh, I'm honored, but the Wall is stronger than I am. No matter how much I blow, he ends up bouncing me right back."
So, the father mouse and mother mouse went to the Wall.
"The world's strongest, Mr. Wall, will you please accept Chuuko as your wife?"
"Oh, I'm honored, but there is something stronger than me. A mouse! If I'm chewed on by a mouse, I'm done for."
"What! The strongest thing in the world is us mice?"
So, Chuuko happily became the wife of a mouse.

Und wer kommt da geradewegs aus dem Gemäuer gestiegen? Genau. Medetashi, medetashi.