AsaneRedakteur
#1Wie sich eine Frontal-Lobotomie wohl anfühlt? Am Ende dieser OVA könnte man dieser Erfahrung ein ganzes Stück näher gekommen sein. Aber erstmal sitzt man nach dem Abspann einfach nur da, und der einzige Gedanke, den das Hirn zu fassen vermag, ist "WHAT THE FUCKING HELL …"
Das sagt sich so einfach: "So schlecht, daß es schon wieder gut ist". Die Wirklichkeit ist um einiges komplizierter. Wie immer, eigentlich. Dieser Anime hat keinen Plot. Dieser Anime hat keine Handlung, aus der irgendetwas in Gang gesetzt wird. Es geschehen seltsame Dinge, die allesamt unerklärt bleiben, und meint man, endlich eine Entwicklung zu fassen zu bekommen, erlebt man kurz darauf einen Twist, der alles auf den Kopf stellt und der ebenfalls nicht erklärt wird. So geht das in etlichen Iterationen. Nicht mal eine halbe Minute vor Schluss ist man vor Überraschungen sicher. Aber recht besehen hat der Anime gar keine Twists, er ist der Inbegriff und die Verkörperung des Twists. Man kann nur mit offenem Maul dahocken und registrieren, was passiert. Dem Zuschauer bleibt dann die schöne Aufgabe überlassen, sich auf all diese unsäglichen Begebenheiten einen halbwegs plausiblen Reim zu machen.
Die Dinge sind, wie sie eben sind. "Nothing was explained. Not a damn thing", beschwert man sich da auf MAL, und kurz darauf: "I hated it so much that it gets a 10 for the feelings it made me feel". Dieser Haltung möchte ich mich anschließen. Schließlich gelingt es dem Anime, trotz aller Unzulänglichkeiten in essentiellen Punkten unglaublich viel Sympathie für das Protagonistenpärchen freizusetzen und für die Leistung der Regie, die es auf bewundernswerte Weise schafft, das ganze phantasievoll und professionell aufzubauen und zu präsentieren.
Durch irgendein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum wird ein Mädchen aus den unendlichen Weiten des Universums in Fötalstellung direkt zu Hisashi ins Bett geschickt. Als der Wecker rasselt, registriert er, daß für ihn der Traum aller Junggesellen wahr geworden ist und das schönste Mädchen der Welt da neben ihm liegt. Diese Überraschung führt natürlich zu einigen turbulenten Situationen, in denen Asami – so nennt er sie provisorisch, als er sie später für seine Schwester ausgibt – gleich ihre magischen Kräfte anwenden kann, mit denen sie die halbdemolierte Wohnung wieder in ihren Sollzustand versetzt. Leider hat Asami diese Kräfte nicht immer so unter Kontrolle, was ihre unbedarfte Schusseligkeit nur weiter unterstreicht. Wenn man aus Gott weiß welcher Dimension in ein fremdes Bett verfrachtet wird, hat man selten genug ausreichend Wechselwäsche dabei. Also im Prinzip: gar keine. Daher muss Hisashi-kun sein neues Betthäschen aus eigenen Beständen eindecken, zumindest bis sich was Passenderes gefunden hat. Und so erkennt man denn auch, für welchen Frauentyp Hisashi schwärmt und außerdem, von welcher zeitgenössischen Serie diese OVA sich deutlich sichtbar hat inspirieren lassen.
Alles hier ist 80er Jahre. Die Optik (gewöhnungsbedürftig, aber gut), die Animation (etwas ruckelig, aber akzeptabel), die Komik (Slapstick mit Manzai-Einlagen der trotteligen Polizisten) und die Musik. Da eine greifbare Handlung fehlt, läuft alles über die Charaktere. Und was ich kaum zu hoffen wagte: das funktioniert ganz prima! Die gröbsten Anläufe der Ereignisse mal im Schnelldurchlauf:
Nachdem nun alle Märchentopoi abgearbeitet sind, stellt sich recht schnell die Natur der ihnen auferlegten Prüfung dar. Das ist aber nun wirklich ein Spoiler, kuckt es einfach selber. Nebenbei wird mit "Animus" und "Anima" noch die analytische Psychologie von C. G. Jung [WP] geplündert, dann ist der Anime auch schon vorbei. »So lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr selig Ende.«
Unglaublich, was man in 40 Minuten packen kann, ohne auch nur das geringste Detail zu erklären. Der Anime zeigt jedenfalls keine Berührungsängste mit heiklen Themen, und das, was er zeigt, aus heutiger Sicht mit "homophobic stereotypes" zu etikettieren, da wäre ich mal ganz, ganz vorsichtig. Das mit dem "homo" ist nämlich nicht so sicher, und das moderne Totschlagwort "phobic" halte ich zumindest für zweifelhaft.
Was diesem Anime trotz aller Schwächen über den Durchschnitt seiner Zeit erhebt, ist, neben den Charakteren und dieser gewissen Sorte Humor, vor allem das Verdienst einer genialen Szenenkomposition und einem wirklich großartigen Storyboard. Das hat schon ganz großes Kinoformat. Insgesamt gehört »Majo demo Steady« zu den wohl unterhaltsamsten, komischsten, abgedrehtesten, unlogischsten und zugleich berührendsten RomComs, die ich je gesehen habe.
Lieblingscharakter: Die energische und patente Nachbarin von Hisashi, die erfrischend wenig Respekt vor der zudringlichen Obrigkeit zeigt.
Das sagt sich so einfach: "So schlecht, daß es schon wieder gut ist". Die Wirklichkeit ist um einiges komplizierter. Wie immer, eigentlich. Dieser Anime hat keinen Plot. Dieser Anime hat keine Handlung, aus der irgendetwas in Gang gesetzt wird. Es geschehen seltsame Dinge, die allesamt unerklärt bleiben, und meint man, endlich eine Entwicklung zu fassen zu bekommen, erlebt man kurz darauf einen Twist, der alles auf den Kopf stellt und der ebenfalls nicht erklärt wird. So geht das in etlichen Iterationen. Nicht mal eine halbe Minute vor Schluss ist man vor Überraschungen sicher. Aber recht besehen hat der Anime gar keine Twists, er ist der Inbegriff und die Verkörperung des Twists. Man kann nur mit offenem Maul dahocken und registrieren, was passiert. Dem Zuschauer bleibt dann die schöne Aufgabe überlassen, sich auf all diese unsäglichen Begebenheiten einen halbwegs plausiblen Reim zu machen.
Die Dinge sind, wie sie eben sind. "Nothing was explained. Not a damn thing", beschwert man sich da auf MAL, und kurz darauf: "I hated it so much that it gets a 10 for the feelings it made me feel". Dieser Haltung möchte ich mich anschließen. Schließlich gelingt es dem Anime, trotz aller Unzulänglichkeiten in essentiellen Punkten unglaublich viel Sympathie für das Protagonistenpärchen freizusetzen und für die Leistung der Regie, die es auf bewundernswerte Weise schafft, das ganze phantasievoll und professionell aufzubauen und zu präsentieren.
Durch irgendein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum wird ein Mädchen aus den unendlichen Weiten des Universums in Fötalstellung direkt zu Hisashi ins Bett geschickt. Als der Wecker rasselt, registriert er, daß für ihn der Traum aller Junggesellen wahr geworden ist und das schönste Mädchen der Welt da neben ihm liegt. Diese Überraschung führt natürlich zu einigen turbulenten Situationen, in denen Asami – so nennt er sie provisorisch, als er sie später für seine Schwester ausgibt – gleich ihre magischen Kräfte anwenden kann, mit denen sie die halbdemolierte Wohnung wieder in ihren Sollzustand versetzt. Leider hat Asami diese Kräfte nicht immer so unter Kontrolle, was ihre unbedarfte Schusseligkeit nur weiter unterstreicht. Wenn man aus Gott weiß welcher Dimension in ein fremdes Bett verfrachtet wird, hat man selten genug ausreichend Wechselwäsche dabei. Also im Prinzip: gar keine. Daher muss Hisashi-kun sein neues Betthäschen aus eigenen Beständen eindecken, zumindest bis sich was Passenderes gefunden hat. Und so erkennt man denn auch, für welchen Frauentyp Hisashi schwärmt und außerdem, von welcher zeitgenössischen Serie diese OVA sich deutlich sichtbar hat inspirieren lassen.
Alles hier ist 80er Jahre. Die Optik (gewöhnungsbedürftig, aber gut), die Animation (etwas ruckelig, aber akzeptabel), die Komik (Slapstick mit Manzai-Einlagen der trotteligen Polizisten) und die Musik. Da eine greifbare Handlung fehlt, läuft alles über die Charaktere. Und was ich kaum zu hoffen wagte: das funktioniert ganz prima! Die gröbsten Anläufe der Ereignisse mal im Schnelldurchlauf:
Hisashi muss ins Büro, arbeiten. Daher bleibt Asami zuhause und langweilt sich entsetzlich. So sehr sie Hisashi liebt, vergeht sie schier vor Sehnsucht, was schnell in Kummer umschlägt. Sorge und Angst zehren an dem armen Mädchen, so sehr, daß das Unfassbare geschieht. Als Hisashi am Ende des Arbeitstages den Anforderungen seines seltsamen Chefs entkommen kann und nach Hause eilt, ist Asami spurlos verschwunden. Nur ihre Kleider, ein Sweatshirt und ein Höschen, liegen noch auf dem Boden herum. Was es mit dem Verbleib des Mädchens auf sich hat, klärt sich zwar, wird aber, siehe oben, nicht erklärt. Da die Geschichte meistenteils aus der Ich-Perspektive von Hisashi erzählt wird, weiß der Zuschauer auch nicht mehr als der Protagonist selber, ahnt aber, daß dieser sehr seltsame (und etwas tuntig wirkende) Chef hinter mehr zu stecken scheint. Ein Eindruck, der sich ein wenig später in der Kneipe nachhaltig verfestigt. Lum Asami, die mit ihren Kräften irgendeinen Eiswürfelzauber ausgelöst hat und sich daraufhin durch die Telefonleitung zu ihrem Liebsten teleportiert (nicht fragen!), möchte angesichts der versammelten Mannschaft von ihm wissen, ob sie sich in einem menschlichen Zoo befinde ("Koko wa ningen no doubutsuen no yo?"), was ihr aber nicht weiters übel genommen wird, denn schließlich kann sie rein durch ihre schiere Anwesenheit und naive Liebenswürdigkeit alle komplett in ihren Bann ziehen. Und wer könnte schon ihrem unbezwingbaren kindlichen Charme widerstehen? Der Zuschauer jedenfalls längst nicht mehr.
Da zeigen aus irgendeinem dunklen Grund die Freaks ihr wahres Gesicht, dämonische Kräfte sind am Werk, doch dem Pärchen gelingt es zu fliehen. Hinaus ins Freie, wo die nächtliche Welt in erratischem Schwarzweiß erstarrt, als würden die Protagonisten in die flachen Seiten eines Mangas verpflanzt. Da wandelt sich die Welt zurück in ihren alten Zustand, gewinnt Farbe – und verliert alles um Hisashi herum. Keine dämonischen Gestalten mehr, aber auch kein Mädchen. Da dreht sich die Geschichte um 180° und begibt sich auf die Comedy-Schiene und in die Gefilde von Slice of Life, tatkräftig unterstützt von Dvoraks 9. Sinfonie "Aus der neuen Welt", als sich aus einer seltsamen und geheimnisvollen Gegenwelt nach und nach einige Pyramiden (nicht fragen!!) mitten in Tokio materialisieren. Doppelgänger tauchen auf, Asami wird entführt (die Hauptaufgabe von Frauen, die einem Helden zur Seite gestellt werden), Hisashi ihr nach, und mit seinem Dickschädel gelingt ihm, in die mysteriösen Pyramiden einzudringen, wo er seine Herzallerliebste ihrer dort vollzogenen Strafe wegen unbotmäßigen Verhaltens entziehen kann. Apropos eindringen: von der anwesenden Gottheit bekommt er eine Art magisches Viagra verpasst, da beide jetzt dazu verdonnert sind, 7 Tage und 7 Nächte einander in Liebe zugetan zu sein, als seien sie ein Körper.
"You belong to me", singt es aus dem Off (der 2. oder 3. Insertsong mittlerweile), und die beiden werden nun in die Menschenwelt entlassen, wo sie fast zu spät auf ihrer eigenen Beerdigung erscheinen (nicht fragen!!!).
Da zeigen aus irgendeinem dunklen Grund die Freaks ihr wahres Gesicht, dämonische Kräfte sind am Werk, doch dem Pärchen gelingt es zu fliehen. Hinaus ins Freie, wo die nächtliche Welt in erratischem Schwarzweiß erstarrt, als würden die Protagonisten in die flachen Seiten eines Mangas verpflanzt. Da wandelt sich die Welt zurück in ihren alten Zustand, gewinnt Farbe – und verliert alles um Hisashi herum. Keine dämonischen Gestalten mehr, aber auch kein Mädchen. Da dreht sich die Geschichte um 180° und begibt sich auf die Comedy-Schiene und in die Gefilde von Slice of Life, tatkräftig unterstützt von Dvoraks 9. Sinfonie "Aus der neuen Welt", als sich aus einer seltsamen und geheimnisvollen Gegenwelt nach und nach einige Pyramiden (nicht fragen!!) mitten in Tokio materialisieren. Doppelgänger tauchen auf, Asami wird entführt (die Hauptaufgabe von Frauen, die einem Helden zur Seite gestellt werden), Hisashi ihr nach, und mit seinem Dickschädel gelingt ihm, in die mysteriösen Pyramiden einzudringen, wo er seine Herzallerliebste ihrer dort vollzogenen Strafe wegen unbotmäßigen Verhaltens entziehen kann. Apropos eindringen: von der anwesenden Gottheit bekommt er eine Art magisches Viagra verpasst, da beide jetzt dazu verdonnert sind, 7 Tage und 7 Nächte einander in Liebe zugetan zu sein, als seien sie ein Körper.
"You belong to me", singt es aus dem Off (der 2. oder 3. Insertsong mittlerweile), und die beiden werden nun in die Menschenwelt entlassen, wo sie fast zu spät auf ihrer eigenen Beerdigung erscheinen (nicht fragen!!!).
Nachdem nun alle Märchentopoi abgearbeitet sind, stellt sich recht schnell die Natur der ihnen auferlegten Prüfung dar. Das ist aber nun wirklich ein Spoiler, kuckt es einfach selber. Nebenbei wird mit "Animus" und "Anima" noch die analytische Psychologie von C. G. Jung [WP] geplündert, dann ist der Anime auch schon vorbei. »So lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr selig Ende.«
Unglaublich, was man in 40 Minuten packen kann, ohne auch nur das geringste Detail zu erklären. Der Anime zeigt jedenfalls keine Berührungsängste mit heiklen Themen, und das, was er zeigt, aus heutiger Sicht mit "homophobic stereotypes" zu etikettieren, da wäre ich mal ganz, ganz vorsichtig. Das mit dem "homo" ist nämlich nicht so sicher, und das moderne Totschlagwort "phobic" halte ich zumindest für zweifelhaft.
Was diesem Anime trotz aller Schwächen über den Durchschnitt seiner Zeit erhebt, ist, neben den Charakteren und dieser gewissen Sorte Humor, vor allem das Verdienst einer genialen Szenenkomposition und einem wirklich großartigen Storyboard. Das hat schon ganz großes Kinoformat. Insgesamt gehört »Majo demo Steady« zu den wohl unterhaltsamsten, komischsten, abgedrehtesten, unlogischsten und zugleich berührendsten RomComs, die ich je gesehen habe.
Lieblingscharakter: Die energische und patente Nachbarin von Hisashi, die erfrischend wenig Respekt vor der zudringlichen Obrigkeit zeigt.
Beitrag wurde zuletzt am 20.04.2024 16:24 geändert.
Kommentare