Eigentlich würde ich gern eine Erklärung haben, warum dieses Werk existiert. Es macht auf mich einen halbgaren Eindruck, denn die Thematik an sich ist nicht unbedingt neu, und die Mittel, die dafür aufgewendet werden, sind's auch nicht.
Als jemand, der extrem ruhigen und scheinbar ereignislosen Werken, die die Gedankenwelt des Zuschauer gerne auch ein wenig fordern, durchaus zugetan ist, habe ich mich natürlich auch auf diesen Anime von
Mamoru Oshii (Bilder) und
Kenji Kawai (Musik) gefreut, die beide schon in »
Ghost in the Shell« gezeigt habe, wozu sie in der Lage sind. Wenn alles passt.
Tut es aber eher nicht so. Diese halbstündige OVA hat keinen Plot, keine Handlung, kein Drama und keine Dialoge. Bestenfalls eine Message. Jedenfalls bemüht man sich darum, eine höchst abstrakte und eher philosophische Gedankenwelt zu bebildern, die sicherlich tiefsinnig gedacht ist, aber auch recht oft hart an der Grenze von Esoterik und Philosphie-Kitsch sich bewegt, besonders mit der Musikuntermalung im New-Age-Stil mit viel Synthesizer.
Diese Bilder sind durchweg CGI, mit einigen Ausflügen in Live-Action-Einblendungen, die als Hintergründe eingefügt werden wie zum Beispiel am Anfang (und ganz zum Schluss) der tief geheimnisvolle Wald. Manchmal funktioniert das ganz gut, manchmal möchte man aber nur davonlaufen, so billig zusammengeschustert wirkt das an einigen Stellen. Es werden Themen von Sein und Bewusstsein gestreift, die man beispielsweise aus erwähntem »Ghost in the Shell« kennt (zumindest im Subtext), die aber mit den stilistischen Mitteln des 10 Jahre früher entstandenen »
Tenshi no Tamago« umgesetzt sind. Auch dort begegnen einem die unendlichen, repetitiven und von symbolischer Bedeutung bis ans Äußerste aufgeladenen Bilder, die unkommentiert und meist textlos für sich stehen und den wissenden Zuschauer mit ihren stummen Bezügen erfreuen bzw. den unwissenden mit alldem alleine lassen und ihm die kalte Schulter zeigen.
Was Inhalt und Thema des ganzen angeht, da weiß die englische
Wikipedia besser Bescheid:
Musical dramaThe tale is of mixed genres, from Science-Fiction to Ecology and through Mythology to Fantasy. It is a three-act musical drama concept with a prologue and epilogue, both named intermission, by Kenji Kawai who is the composer of the score. The characters' introduction and drama is narrated through the lyrics of the opera-like Noh chanted recitation, which is self referred to as utai (謡い) within the movie.
PlotThe plot of Open Your Mind follows the extra–terrestrial origin of life coming from outerspace as six deities (Intermission act), evolving into water (Sho-ho) who then emerge into the air (Hyakkin) and to the ground (Ku-nu). Each of these creatures rules one of the six elements of the
godai philosophy — Earth, Water, Fire, Wind (referred to as kaze in the Hyakkin chant), Sky and Consciousness (referred to as "Awakening" in the movie's title).
Diese Bilder und Abläufe sind von vorn bis hinten unglaublich ruhig, langsam und entspannend – oder auch extrem langweilig, nervtötend und einfallslos. Je nach eigener Befindlichkeit. Zieht man aber das sicherlich eindrucksvolle visuelle Erlebnis auf der Großbildleinwand mal ab, bleibt nicht mehr so viel übrig. Diese Visualisierung von Genesis verbleibt durchgehend im Abstrakten, mit Rückgriff auf Ewigkeitsmotive und deren symbolische Bezüge. Die Idee, wie all das, Wasser, Erde, Luft und Himmel, miteinander verbunden ist, bleibt zwar schon einigermaßen greifbar, aber – so zumindest mein Empfinden – sie berührt und fesselt nicht. Im Gegenteil, sie hinterlässt den Eindruck, als habe Mamoru Oshii das nur halbherzig umgesetzt, als Pflichtaufgabe empfunden. Das war bei seinen oben zitierten Werken komplett anders und daher bleibt am Schluss auch eine leise Enttäuschung zurück. Eine Empfehlung kann ich guten Gewissens nicht aussprechen, und auch ein Rewatch scheint mit ziemlich unwahrscheinlich.
Beitrag wurde zuletzt am 11.02.2024 22:56 geändert.
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