AsaneRedakteur
#1Folgt man den Kommentaren auf MAL, scheint es zu diesem Werk einmal eine andere Musik gegeben zu haben:
Ein Blick auf die Screenshots offenbart eine Optik, bei der alles skizzenhaft aufs wesentliche reduziert scheint. Ähnlich wie bei manchen Kinderbuchillustrationen. Man macht sich nicht einmal die Mühe, offenkundige Fehler der Perspektive und der Räumlichkeit zu beseitigen; alles wirkt daher wie eine Kinderzeichnung.
Daraus sollte man jetzt keine falschen Schlüsse ziehen, schließlich hat man es mit einem Anime von Osamu Tezuka zu tun. Genauer: mit einen animierten Stummfilm. Der Film bleibt zwar ohne Worte, aber um so eindringlicher fließt die Musik in die Geschichte ein, denn alles scheint an den Ereignissen der Musik entlanggezeichnet. Schon früh wird klar, daß man es mit einer sehr kindlichen Welt zu tun hat, einer phantastischen Welt, die fast nach magischen Maßstäben funktioniert, in der Art, wie Kinder sich die Welt erträumen.
So auch dieser Junge, der am Meer einen gestrandeten Fisch findet, ihn in eine Pfütze Wasser umbettet, aus der dieser Fisch nun als Meerjungfrau entsteigt. Ganz im Geiste der Zeit hält man noch auf Höflichkeit, und so kommt es, daß er dieses sanfte, freundliche Wesen mit nach Hause nimmt, wo auch ganz zufällig (Anime!) ein passendes Lager bereitsteht. (An ihren Oppai scheint er übrigens weniger interessiert. Auch wenn in dieser kurzen Einstellung nicht zweifelsfrei klar ist, in welche Richtung der Blick gerade wirklich schweift.)
Wie erwartet und wie man das selbst schon früher oft erlebt hat, zeigen sich die Eltern wenig begeistert, und die Kamera verrät es: da, wo der Junge die Nixe erblickt, vermögen die abgestumpften Eltern nur einen schnöden Fisch wahrzunehmen. Also wird der Junge wegen mangelhafter Phantasielosigkeit eingebuchtet, und da er sich verstockt und uneinsichtig zeigt, werden Methoden vom Schlag "Wir können auch anders" angewandt.
Die Methoden erweisen sich als erfolgreich. Der Fisch ist noch da, die Meerjungfrau weg. Betrübt schleicht er zurück zum Strand, wo einstmals das beglückende Treffen stattgefunden hatte, entlässt den Fisch ins Wasser, und seine Schritte führen ihn dorthin, wo ihre Heimat war.
Ist das jetzt eine traurige Geschichte? Wird nicht verraten.
Was hier wieder auffällt, ist der eigenwillige Umgang mit graphischen Elementen und symbolischer Visualisierung. Das ist nicht einfach bloß schludrig gezeichnet, da steckt Kalkül dahinter. Beispielsweise bei dem harten Kontrast zur Welt der Obrigkeit, aber auch bei der skizzenhaften Darstellung räumlicher Tiefe im Haus der Eltern.
Um den Zuschauer durch die Geschichte zu leiten, werden Texttafeln eingeblendet, mit neckischen Arabesken verziert, wie sich das für einen Stummfilm auch gehört. In recht einfacher, kindgerechter Sprache.
Hier der Inhalt und seine Übersetzung:
Im Grunde ist dieser kleine Film ein Plädoyer für Freiheit und Phantasie. Es braucht keine finsteren Mächte, die eine Welt kontrollieren, in der eigene Träumereien verboten sind; das kann genauso gut die Welt der Erwachsenen meinen. Die Zeichnungen mögen einfach sein und kindisch, die Geschichte ist es nicht.
The story is set to an ambient score of chamber Jazz by Isao Tomita that accentuates the moments underwater as opposed to on land.
Was bei der mir vorliegenden Version gespielt wird, ist das etwa zehnminütige "Prélude à l'après-midi d'un faune" von Claude Debussy, altersbedingt ziemlich verrauscht, aber (soweit ich nachvollziehen konnte) ungekürzt. Passt auf alle Fälle perfekt zu diesem kleinen Film.Ein Blick auf die Screenshots offenbart eine Optik, bei der alles skizzenhaft aufs wesentliche reduziert scheint. Ähnlich wie bei manchen Kinderbuchillustrationen. Man macht sich nicht einmal die Mühe, offenkundige Fehler der Perspektive und der Räumlichkeit zu beseitigen; alles wirkt daher wie eine Kinderzeichnung.
Daraus sollte man jetzt keine falschen Schlüsse ziehen, schließlich hat man es mit einem Anime von Osamu Tezuka zu tun. Genauer: mit einen animierten Stummfilm. Der Film bleibt zwar ohne Worte, aber um so eindringlicher fließt die Musik in die Geschichte ein, denn alles scheint an den Ereignissen der Musik entlanggezeichnet. Schon früh wird klar, daß man es mit einer sehr kindlichen Welt zu tun hat, einer phantastischen Welt, die fast nach magischen Maßstäben funktioniert, in der Art, wie Kinder sich die Welt erträumen.
So auch dieser Junge, der am Meer einen gestrandeten Fisch findet, ihn in eine Pfütze Wasser umbettet, aus der dieser Fisch nun als Meerjungfrau entsteigt. Ganz im Geiste der Zeit hält man noch auf Höflichkeit, und so kommt es, daß er dieses sanfte, freundliche Wesen mit nach Hause nimmt, wo auch ganz zufällig (Anime!) ein passendes Lager bereitsteht. (An ihren Oppai scheint er übrigens weniger interessiert. Auch wenn in dieser kurzen Einstellung nicht zweifelsfrei klar ist, in welche Richtung der Blick gerade wirklich schweift.)
Wie erwartet und wie man das selbst schon früher oft erlebt hat, zeigen sich die Eltern wenig begeistert, und die Kamera verrät es: da, wo der Junge die Nixe erblickt, vermögen die abgestumpften Eltern nur einen schnöden Fisch wahrzunehmen. Also wird der Junge wegen mangelhafter Phantasielosigkeit eingebuchtet, und da er sich verstockt und uneinsichtig zeigt, werden Methoden vom Schlag "Wir können auch anders" angewandt.
Die Methoden erweisen sich als erfolgreich. Der Fisch ist noch da, die Meerjungfrau weg. Betrübt schleicht er zurück zum Strand, wo einstmals das beglückende Treffen stattgefunden hatte, entlässt den Fisch ins Wasser, und seine Schritte führen ihn dorthin, wo ihre Heimat war.
Ist das jetzt eine traurige Geschichte? Wird nicht verraten.
Was hier wieder auffällt, ist der eigenwillige Umgang mit graphischen Elementen und symbolischer Visualisierung. Das ist nicht einfach bloß schludrig gezeichnet, da steckt Kalkül dahinter. Beispielsweise bei dem harten Kontrast zur Welt der Obrigkeit, aber auch bei der skizzenhaften Darstellung räumlicher Tiefe im Haus der Eltern.
Um den Zuschauer durch die Geschichte zu leiten, werden Texttafeln eingeblendet, mit neckischen Arabesken verziert, wie sich das für einen Stummfilm auch gehört. In recht einfacher, kindgerechter Sprache.
Hier der Inhalt und seine Übersetzung:
これは遠い国の空想好きの少年の話です。
Dies ist die Geschichte von einem Jungen in einem fernen Land, der gerne seinen Träumereien nachhängt.
その国では自由な空想はゆるされませんでした。
In diesem Land waren eigene Träumereien nicht gestattet.
でも少年は人魚をわすれませんでした。
Aber der Junge konnte die Meerjungfrau nicht vergessen.
別の方法がえらばれました。
Es wurden andere Methoden gewählt.
Im Grunde ist dieser kleine Film ein Plädoyer für Freiheit und Phantasie. Es braucht keine finsteren Mächte, die eine Welt kontrollieren, in der eigene Träumereien verboten sind; das kann genauso gut die Welt der Erwachsenen meinen. Die Zeichnungen mögen einfach sein und kindisch, die Geschichte ist es nicht.
Beitrag wurde zuletzt am 22.04.2024 21:23 geändert.
Kommentare