Anspruch: | sehr viel |
Action: | wenig |
Humor: | wenig |
Spannung: | mittel |
Erotik: | nichts |
Aber hin und wieder muss auch der zynische Alternative, der sich alleine deswegen von der Klippe stürzt, weil der Mainstream es nicht tun, feststellen, dass die Mehrheit manchmal Recht hat. Innocence kommt daher, wie das Original auf Steroiden, scheitert aber an vielen Stellen, an dessen Charme anzuknüpfen.
Um diese Aussage gleich zu relativieren: Innocence ist schön. Man merkt, dass man in dieses Projekt knapp 20 Millionen Dollar gepumpt hat, denn die Grafik ist in der Blu-Ray-Version auf großer Leinwand atemberaubend und gerade die Detailverliebtheit lässt erkennen, dass hier auch Studio Ghibli beteiligt war. Alleine die Schnappschüsse aus der Freihandelzone könnten in einer Kunstgallerie hängen und dabei Werke von alteingesessenen Künstlern zu besserer Fanart verkommen lassen.
Was aber gleichzeitig die größte Stärke des Films ist, ist auch - neben der etwas schwachen Story - seine größte Schwäche. Innocence ist noch viel mehr als Oshiis andere Werke ein Kunstfilm, 3D und CGI wirken in seinen Händen wie ein neues Spielzeug, welches das Kind nicht aus der Hand geben will. Sehr oft wird ein langatmiger Dialog dazu ausgenutzt, kunstvoll gezeichnete und gerenderte Bilder aus der Umgebung zu zeigen und gerade im späteren Verlauf wurde ich jedes Mal davon überrascht, wenn nach Minuten von musikuntermalter Szenerie jemand angefangen hat, zu sprechen. Vielen gerenderten Bildern sieht man ihren Computerursprung stark an, jedoch wurde gerade dieser Medienkonflikt auch als Stilmittel benutzt, um sureale Momente zu unterstreichen.
Das Element für - zu seiner Zeit - pompösen Animationsqualität gab es schon in Ghost in the Shell - hier wirkt es aber, wie auch vieles andere überzeichnet. Während Oshiis persönliches Stilmittel, in jedem seiner Filme seine Liebe für seinen Bassethund einfließen zu lassen schon im Original deutlich wurde, so tauchen die Köter in Innocence öfter auf, als viele Hauptprotagonisten der Serie. Und natürlich darf wie schon in Avalon eine 3-Minuten-gefühlte-2-Stunden-Szene nicht fehlen, in denen der Protagonist (hier Batou) sich um seinen Hund kümmert.
Generell geht der Film wie auch schon das Original sehr gemächlich durch die Story. Lange hintergründige Dialoge, Animationssequenzen und Standbilder strecken eine Handlung, die in SAC gerade für eine Folge gereicht hätte. Der Film schafft allerdings meistens den Stunt, gerade dann wieder zu der Geschichte zurückzukehren, wenn man sich sattgesehen hat und die Dialoge anfangen, zu langweilen. Wer actiongeladenes Kino erwartet ist hier an der falschen Adresse, denn die Actionszenen beschränken sich auf - wenn auch sehr gut gestaltet - drei Stück. Aber so gesehen, wer einen Actionfilm erwartet kennt auch scheinbar den Vorgänger nicht oder leidet an Gehirnparasiten.
Die Story selbst dürfte bekannt vorkommen, wenn man den Manga verfolgt hat, weshalb ich nicht näher darauf eingehen werde. Statt dessen konzentriere ich mich auf die Grundthematik. Innocence kehrt hierbei zurück zu den Wurzeln und der philosophischen Idee der Mensch-Maschine-Verschmelzung des Originals, jedoch auf einem anderen Level: Innocence orientiert sich hier mehr an SAC als am Original. Während Ghost in the Shell einem halbwegs intelligenten Philosophielaien die Thematik näherbrachte, wird man hier mit philosophischen Refferenzen, Buchautoren und Zitaten beschossen, als hätte Oshii eine Gatling-Gun ausgepackt. Dies wird insbesondere in der zweiten Hälfte deutlich, in dem kaum eine Aussage eines Charakters nicht mindestens ein Zitat von Descartes, Konfuzius, Milton, Weber oder anderen großen Namen enthält. Und auch die erste Hälfte spart nicht an Details wie zum Beispiel den Robotergesetzen von Asimov, über die eine Gerichtsmedizinerin - die ganz zufällig den Nachnamen der Autorin des "Cyborg Manifesto" Donna Haraway trägt - mehrere Minuten lang philosophiert.
Während ich schon über SAC scherzhaft gehört habe "Wer die Serie im ersten Durchlauf verstanden hat, hat entweder einen Doktortitel in Soziologie oder sich ihn während der Serie verdient" trifft dies auf viele Elemente von Innocence ernsthaft zu. Wer keinen philosophischen Background aber das Bedürfnis hat, jede Facette des Films zu verstehen wird die nächsten Wochen auf Wikipedia zubringen. Ich sage jede Facette, denn viele dieser philosophischen Elemente wirken wie in letzter Sekunde an die Haupthandlung des Film angeklebt und in keinster Weise mit dieser verbunden.
Die Stimmung des Films selbst ist gewohnt düster, sinkt aber noch wesentlich tiefer in eine depressive Film-Noir-Atmosphäre ein. Wenn der Himmel nicht dunkel ist, dann ist er orangefarben und von Nebel und Wolken bedeckt und während Batou in allen Arten von elektrischem Neonlicht gebadet wird, so kriegt er doch kaum Sonnenlicht ab. Nicht, dass man als Cyborg großen Wert auf Sonnenbräune legt. Und auch Togusa hat mit der Depression zu kämpfen, denn während der Ex-Polizist in SAC noch ein gutes Verhältnis zu seinen ehemaligen Kollegen hatte so wird er hier von selbigen wie Dreck behandelt. Überhaupt ist das Charakterdesign etwas seltsam: Bei Aramakis neuer Frisur konnte ich mich vor Stirnrunzeln nicht mehr auf den Text konzentrieren und Ishikawa habe ich erst einen Moment erkannt, bevor sein Name gennant wurde. Und warum ein Gynoid, dessen vorrangige Qualität die gewaltige Menschenähnlichkeit - und damit Dreh- und Angelpunkt des Grundmotivs von Innocence - sein soll ausgerechnet einem Kugel-Design von Hans Bellmer entspringt will mir auch nicht in den Kopf.
Innocence hält sich im Groben wie schon gesagt nahe am Original, scheitert aber im Detail. Eine positive Parallele ist jedoch der Soundtrack von Kenji Kawai: Das Intro "Kugutuuta ura mite chiru," orientiert sich sehr stark am Original "Making of Cyborg" - schafft es aber, diesen durch noch mehr Bombast zu toppen, ohne dabei das ruhige Grundmotiv zu stören. Ähnliches gilt für die anderen Stücke, die in gewohnter Art und Weise den Film untermalen ohne dabei zu penetrant zu wirken.
Fazit: Wem die zentralen Punkte des Originals - Kunst, Stimmung, Cyberpunk-Philosophie - gefallen haben, der wird auch Innocence mögen, solange man keine zu großen Erwartungen stellt. Denn während Ghost in the Shell Vorreiter (wenn auch nicht DER Vorreiter) in Thematik und Stil war und Inspiration für Filme wie Matrix, so ist Innocence doch nichts anderes, als eine optisch gelungene Perfektion eines Rezeptes, welches wir in diversen Variationen seit GitS schon öfter auf dem Teller hatten.
Kommentare
Der zweite Ghost in the shell Film erschien 2004. Er spielt zeitlich gesehen nach Stand alone complex. Die Handlung spielt im Jahr 2032 und es geht um entführte Mädchen, deren Seelen in Puppen transferiert werden. Motoko und ihre Mannschaft ermitteln und gelangen schließlich in eine Sonderwirtschaftszone, wo natürlich ein Hacker auf sie wartet. Batō und Togusa sind seinen Hackingangriffen auf ihren Verstand ausgesetzt und können sich nicht sicher sein ob sie sich wirklich in der Realität befinden.
Ja, entweder man mag Ghost in the shell oder nicht und wer darauf steht sich ein bisschen über das gesehene Gedanken zu machen kommt hier wieder voll auf ihre Kosten.Der zweite Film ist meinem empfinden nach ziemlich komplex, ist aber auf jedenfall wieder richtig gut. Zu den Animationen kann man sagen, dass es dieses mal echt schöne 3D Animationen gibt. Ansonsten sind sie auf dem gewohnt gutem Niveau. Die Synchronisation ist auch wie gehabt gut. Der Soundtrack ist ebenfalls wieder gut.
Animationstechnisch und Action-mäßig bekommt man das was man von einem Mamoru Oshii-Anime erwarten kann: Perfektion.
Trotzdem ist Ghost in the Shell 2: Innocence im Vergleich zum 1. Teil wegen der dünneren Handlung und größeren Durststrecken im Mittelteil eine kleine Enttäuschung.
Fazit: Nicht besser oder schlechter als der erste Teil. Einfach nur anders.
Verglichen mit dem ersten Teil kam diesmal überhaupt keine Atmosphäre zustande, einen großen Anteil daran hatten für mich die 3D Animationen, sicherlich schön animiert, nur leider total plastisch, da kann ich auch gleich Final Fatasy spielen. Der Soundtrack war zwar auch wieder von Kenji Kawai, nur viel dieser wesentlich abgespeckter aus als im I Teil. Die Story hat mich auch nicht vom Hocker gerissen, die erste halbe Stunde ließ mich zwar hoffen, auf ein geglücktes Prequel zu treffen, nur dann entwickelte sich die Story für mich total daneben.
Für mich ein völlig missglücktes Prequel.
das ende war etwas langweilig aber
torzdem würde ich es euch
empfehlen