AsaneRedakteur
#1Es ist mal wieder soweit: Hier in dieser zweiten Staffel von »Mahoujin Guruguru« hat der gefürchtete Sequel-Fluch zugeschlagen, und zwar auf grausamste Art und mit voller Wucht. Die für diese Katastrophe verantwortlichen Kasper haben jene Qualitäten zu identifizieren versucht, die in der ersten Staffel gut angekommen sind, und das dann in einen Topf geschmissen, gut umgerührt und auf kleiner Flamme köcheln lassen. Das Resultat ist erschütternd und nahezu ungenießbar.
Aber warum? "[...] and the characters have been severely set back.... Thats soo lame" schreibt ein User auf anidb, und diesem "set back" möchte ich ein wenig auf den Grund gehen, um das Ganze weg von der Gefühlsebene mehr auf eine Darlegung objektiver Sachverhalte zu bekommen. Schließlich ist mir das Franchise selbst viel zu sehr ans Herz gewachsen, als daß mich das kalt lassen würde.
Die Abenteuer der kleinen Truppe firmieren nun unter der Prämisse »Dokidoki«, was eine Herzklopf-Geschichte mit zarter Kinderromanze nahelegt. Relevant ist das aber bestenfalls für die letzten 10 Folgen. Da drängen sich allmählich die Themen "erste Liebe" und "Traumprinz" samt Eifersuchtsanfällen in den Vordergrund und lassen die ganzen Quests inklusive Endgegner Giri höchstens als schmückendes Beiwerk erscheinen. Hat man also glücklich und mit beschädigtem Nervenkostüm die letzte Episode hinter sich gebracht, steht man verwirrt vor der Kurzbeschreibung und fragt sich, ob man da etwa im falschen Film war. Mal eine kurze Gegenüberstellung:
Der Reiz und der Charme der 1. Staffel lag in dem fein ausbalancierten Verhältnis von echter Abenteuergeschichte und Parodie, von glaubhaften Charakteren und unglaubhaften dramatischen Wendungen, und zwar auf allen Ebenen: dem Plot, dem Charakterdesign, den Hintergründen, der Musik und all den archetypischen Zutaten eines RPG.
Für diese 2. Staffel hat man sich entschlossen, auf die Substanz der Erzählung zu verzichten und alles auf die leichtherzige Karte zu setzen. Indem nun aber alles, was der Story Glaubwürdigkeit, Gewicht und Relevanz verleiht, eliminiert worden ist, verliert die Komik und die Parodie ihren Bezugspunkt, wird beliebig und somit sinnlos. Es bleibt eine endlose Reihung überdrehter lustiger Momente, deren Basis, nämlich der Storyverlauf und die Glaubwürdigkeit des Ganzen in ihrer eigenen Welt, zum bloßen Substrat verkommt, als Vehikel inszenierter Anspruchslosigkeit und völliger Beliebigkeit.
Das zeigt sich schon früh auf visueller Ebene, wo die Farbpalette der Entstehungszeit angepasst wurde und auch das Charakterdesign moderner ausfällt. Aber nicht unbedingt besser. Gegenüber der 1. Staffel wirken die Charaktere überhaupt eine ganze Ecke cartoonischer, was dann sowohl an ihrer Glaubwürdigkeit nagt als auch an ihrem Charme. Auch wenn das Chibi-ähnliche, knubbelige Design grundsätzlich beibehalten worden ist.
Musikalisch äußert sich das so, daß die BGM hauptsächlich auf der Comedy-Schiene unterwegs ist, bis auf punktuelle Ausnahmen (Harfe mit Flöte/Okarina) poppige Klänge aus dem Synthesizer streut, und nicht mehr die symphonisch-orchestralen Akzente der 1. Staffel setzt. Diese allgemeine Fokussierung auf Komik ist letzten Endes einfach zuviel des Guten (sieht man auch am massenhaften Gebrauch von Speedlines und ähnlicher mangaischer Hilfsmittel) und beschädigt so die allgemeine Atmosphäre.
Hin und wieder blitzt natürlich immer noch die ganz eigene Genialität der Serie auf; hier ein best-of:
Achtung, Spoiler! Lesen auf eigene Gefahr!
Kritik und Fazit:
Der Anime verzettelt sich mit völlig sinnfreien, unnötigen und überdies idiotischen Comedy-Einsprengseln und running gags, die nicht dadurch besser werden, indem man sie permanent wiederholt (konkret heißt das: den Auftritt des Tanz-Opas beispielsweise bringt man anstatt ein Mal alle zwei, drei Episoden – wie in der 1. Staffel – nun etwa ein Dutzend Mal pro Folge). Anstatt den Gang der Ereignisse aufzulockern, tritt eher das Gegenteil ein: da jeder kleinste Handlungsstrang mit dieser Art Lustigkeit zugeballert wird, lähmt dies die eigentliche Geschichte, die doch mehr als nur ein beliebiger Aufhänger für komische Szenen sein sollte. Sie kommt völlig zum Stillstand und siecht vor sich hin, während penetrant lärmender Klamauk um ein ausgehöhltes Nichts betrieben wird. So jedenfalls kann das nichts werden; irgendwer in der Crew hat wohl nicht verstanden, wie man solche komischen Szenen aufbaut und wie man Handlungsfäden spinnt, die die Parodie tragen können. Dazu kommt noch der unangenehme Umstand, daß die Qualität der Humoreinlagen allmählich gegen null geht. Überraschende Momente und gelungenes Timing der Pointen sind mittlerweile sehr dünn gesät. Es scheint, als habe keiner mehr Lust gehabt, sich Mühe zu geben, und man spult nur noch ein Standardprogramm ab, das absolut frei ist von jeglichem Originalitätslevel und jedem Anspruch an ein Mindestmaß von Qualität. Auch deshalb ist die Begleitmusik zu völliger Bedeutlungslosigkeit abgesackt.
So bleibt aufs Ganze gesehen nichts als eine Sickergrube alteingesessener Standard-Topoi, die fröhlich in ihrem kahlgefressenen Habitat vor sich hin ranzen. Schade.
Aber warum? "[...] and the characters have been severely set back.... Thats soo lame" schreibt ein User auf anidb, und diesem "set back" möchte ich ein wenig auf den Grund gehen, um das Ganze weg von der Gefühlsebene mehr auf eine Darlegung objektiver Sachverhalte zu bekommen. Schließlich ist mir das Franchise selbst viel zu sehr ans Herz gewachsen, als daß mich das kalt lassen würde.
Die Abenteuer der kleinen Truppe firmieren nun unter der Prämisse »Dokidoki«, was eine Herzklopf-Geschichte mit zarter Kinderromanze nahelegt. Relevant ist das aber bestenfalls für die letzten 10 Folgen. Da drängen sich allmählich die Themen "erste Liebe" und "Traumprinz" samt Eifersuchtsanfällen in den Vordergrund und lassen die ganzen Quests inklusive Endgegner Giri höchstens als schmückendes Beiwerk erscheinen. Hat man also glücklich und mit beschädigtem Nervenkostüm die letzte Episode hinter sich gebracht, steht man verwirrt vor der Kurzbeschreibung und fragt sich, ob man da etwa im falschen Film war. Mal eine kurze Gegenüberstellung:
aniSearch die Monster in jedem Territorium ausfindig machen und sie Stück für Stück auf seine Seite ziehen.
Die Monster bekommen eins auf den Deckel, und das war's.aniSearch Nikes Aufgabe ist es unter anderem, die Schwerter der »Vier Könige der Natur« zu sammeln, um von ihnen akzeptiert zu werden.
Davon ist anfangs oft und viel die Rede, verliert sich aber späterhin im Beliebigen. Lediglich das Ziel "Feuerschwert" wird umgesetzt, das aber ziemlich episch beeindruckend.aniSearchWird den beiden Helden die Mission gelingen?
Nein.
Der Reiz und der Charme der 1. Staffel lag in dem fein ausbalancierten Verhältnis von echter Abenteuergeschichte und Parodie, von glaubhaften Charakteren und unglaubhaften dramatischen Wendungen, und zwar auf allen Ebenen: dem Plot, dem Charakterdesign, den Hintergründen, der Musik und all den archetypischen Zutaten eines RPG.
Für diese 2. Staffel hat man sich entschlossen, auf die Substanz der Erzählung zu verzichten und alles auf die leichtherzige Karte zu setzen. Indem nun aber alles, was der Story Glaubwürdigkeit, Gewicht und Relevanz verleiht, eliminiert worden ist, verliert die Komik und die Parodie ihren Bezugspunkt, wird beliebig und somit sinnlos. Es bleibt eine endlose Reihung überdrehter lustiger Momente, deren Basis, nämlich der Storyverlauf und die Glaubwürdigkeit des Ganzen in ihrer eigenen Welt, zum bloßen Substrat verkommt, als Vehikel inszenierter Anspruchslosigkeit und völliger Beliebigkeit.
Das zeigt sich schon früh auf visueller Ebene, wo die Farbpalette der Entstehungszeit angepasst wurde und auch das Charakterdesign moderner ausfällt. Aber nicht unbedingt besser. Gegenüber der 1. Staffel wirken die Charaktere überhaupt eine ganze Ecke cartoonischer, was dann sowohl an ihrer Glaubwürdigkeit nagt als auch an ihrem Charme. Auch wenn das Chibi-ähnliche, knubbelige Design grundsätzlich beibehalten worden ist.
Musikalisch äußert sich das so, daß die BGM hauptsächlich auf der Comedy-Schiene unterwegs ist, bis auf punktuelle Ausnahmen (Harfe mit Flöte/Okarina) poppige Klänge aus dem Synthesizer streut, und nicht mehr die symphonisch-orchestralen Akzente der 1. Staffel setzt. Diese allgemeine Fokussierung auf Komik ist letzten Endes einfach zuviel des Guten (sieht man auch am massenhaften Gebrauch von Speedlines und ähnlicher mangaischer Hilfsmittel) und beschädigt so die allgemeine Atmosphäre.
Hin und wieder blitzt natürlich immer noch die ganz eigene Genialität der Serie auf; hier ein best-of:
Achtung, Spoiler! Lesen auf eigene Gefahr!
Nanu? Hab ich was verpasst? Ich dachte, Ende der 1. Staffel hätte Held Nike den 3. Level erreicht. Die optischen "Verbesserungen" schlagen sich auch hier nieder in den Infokästchen, die nun deutlich farbenfroher und verspielter geraten sind. Und auch das Monster-Manzai-Duo [WP] erfreut sich ganz erstaunlicher Level-Werte.
Und auch während der ersten größeren Auseinandersetzung mit Kaya, rechte Hand von Obermotz Giri, kommt es zu Konstellationen, wo man sich als Zuschauer nur an den Kopf langt und sich fragt, was um alles in der Welt die wohl geraucht haben. In dieser Szene gelangt die kleine Kukuri zu einer recht originellen Waffe, der Schlangenerdbeere (oder Erdbeerschlange? hebi ichigo heißt das Ding im Original jedenfalls), die ihr auch späterhin noch gute Dienste leistet. Hier darf auch die eher schüchterne und zurückhaltende Priesterin Juju aus der 1. Staffel ihre Badass-Qualitäten zeigen. im Verlauf dieser Szene erhält Nike das legendäre Feuerschwert, indem er den Feuerball des Gegenangriffs einfach bei den Eiern packt. Und eintütet. Die Bewährungsprobe für diese neue Waffe fällt erwartungsgemäß rustikal aus und erinnert entfernt an Haruna mit ihrer pinken Kettensäge. Der König des Feuers gratuliert, indem er in seiner königlichen Badewanne kurz vorbeischaut.
Auch in dieser Staffel wird mit Anzüglichkeiten nicht gespart – im Gegenteil. Der Held vermag die auf ihn abgeschossenen magischen Kristallkugeln der Hexe geschickt abzufangen. Aber wo sind sie bloß geblieben?
Um fiese Monster zu besiegen, gibt es im wesentlichen zwei Wege. 1. Durch fiese Gegenmonster (das rosa Teil ist das gute), sowie die mechanische Methode: ganz klassisch per Hand.
Es gibt nur wenige Momente, wo der Anime zur Form der 1. Staffel zurückfindet. In Episode 31 gelangt der Anime an einen Punkt, wo sich die emotionalen Auswirkungen von dokidoki bemerkbar machen, sehr eindrücklich und auf eine Art, die diese lausige Staffel eigentlich nicht verdient hat. Schon lange ist Kukuri in ihren Helden verschossen; und Nike wäre nicht der Held, wenn er zugleich nicht auch ein ausgewiesener Holzkopf wäre, zuumindest in Sachen Liebe und Romantik (daß da das Skript den Entwicklungsstand der kindlichen Protagonisten gekonnt ignoriert, ist wieder eine andere Sache). Die Anwendung der »Guru guru«-Magie erfordert einen klaren und zielgerichteten Geist, da sich die emotionale Verfassung eines Magiers auch auf das Resultat auswirkt. Daher
Das ist nicht nur szenisch einer der wenigen Höhepunkte dieser Staffel. Diese Szene lebt natürlich auch von der Beschwörung alteingesessener Metaphern und Symbole wie eben dem Spiegelmotiv. Und dem Kontrast von Jujus Persönlichkeit mit ihrer handfesten Art des schon seit einigen Folgen angedachten "Exorzismus".
Und auch während der ersten größeren Auseinandersetzung mit Kaya, rechte Hand von Obermotz Giri, kommt es zu Konstellationen, wo man sich als Zuschauer nur an den Kopf langt und sich fragt, was um alles in der Welt die wohl geraucht haben. In dieser Szene gelangt die kleine Kukuri zu einer recht originellen Waffe, der Schlangenerdbeere (oder Erdbeerschlange? hebi ichigo heißt das Ding im Original jedenfalls), die ihr auch späterhin noch gute Dienste leistet. Hier darf auch die eher schüchterne und zurückhaltende Priesterin Juju aus der 1. Staffel ihre Badass-Qualitäten zeigen. im Verlauf dieser Szene erhält Nike das legendäre Feuerschwert, indem er den Feuerball des Gegenangriffs einfach bei den Eiern packt. Und eintütet. Die Bewährungsprobe für diese neue Waffe fällt erwartungsgemäß rustikal aus und erinnert entfernt an Haruna mit ihrer pinken Kettensäge. Der König des Feuers gratuliert, indem er in seiner königlichen Badewanne kurz vorbeischaut.
Auch in dieser Staffel wird mit Anzüglichkeiten nicht gespart – im Gegenteil. Der Held vermag die auf ihn abgeschossenen magischen Kristallkugeln der Hexe geschickt abzufangen. Aber wo sind sie bloß geblieben?
Um fiese Monster zu besiegen, gibt es im wesentlichen zwei Wege. 1. Durch fiese Gegenmonster (das rosa Teil ist das gute), sowie die mechanische Methode: ganz klassisch per Hand.
Es gibt nur wenige Momente, wo der Anime zur Form der 1. Staffel zurückfindet. In Episode 31 gelangt der Anime an einen Punkt, wo sich die emotionalen Auswirkungen von dokidoki bemerkbar machen, sehr eindrücklich und auf eine Art, die diese lausige Staffel eigentlich nicht verdient hat. Schon lange ist Kukuri in ihren Helden verschossen; und Nike wäre nicht der Held, wenn er zugleich nicht auch ein ausgewiesener Holzkopf wäre, zuumindest in Sachen Liebe und Romantik (daß da das Skript den Entwicklungsstand der kindlichen Protagonisten gekonnt ignoriert, ist wieder eine andere Sache). Die Anwendung der »Guru guru«-Magie erfordert einen klaren und zielgerichteten Geist, da sich die emotionale Verfassung eines Magiers auch auf das Resultat auswirkt. Daher
hat sich Kukuri bei einem misslungenen Zauberkreisversuch in einen Dämon verwandelt. Also in eine Art Zirkus-Vampir-Loli. Es bleibt nicht viel Zeit für eine Rückverwandlung, und in dieser Not spricht ihr Unterbewusstsein zum Wasserspiegel einer Quelle, welche auf der "anderen Seite" in Jujus Teetasse(!) mündet. So in Kukuris Welt gezogen, ergreift diese kleine, schüchterne, zurückhaltende Priesterin die Initiative und nimmt sich ihrer an, indem sie, von Kukuris kindischen Vampirspäßchen genervt, ihr eine ballert, aber mit Schmackes. Patient geheilt. Wie so oft im richtigen Leben.
Das ist nicht nur szenisch einer der wenigen Höhepunkte dieser Staffel. Diese Szene lebt natürlich auch von der Beschwörung alteingesessener Metaphern und Symbole wie eben dem Spiegelmotiv. Und dem Kontrast von Jujus Persönlichkeit mit ihrer handfesten Art des schon seit einigen Folgen angedachten "Exorzismus".
Kritik und Fazit:
Der Anime verzettelt sich mit völlig sinnfreien, unnötigen und überdies idiotischen Comedy-Einsprengseln und running gags, die nicht dadurch besser werden, indem man sie permanent wiederholt (konkret heißt das: den Auftritt des Tanz-Opas beispielsweise bringt man anstatt ein Mal alle zwei, drei Episoden – wie in der 1. Staffel – nun etwa ein Dutzend Mal pro Folge). Anstatt den Gang der Ereignisse aufzulockern, tritt eher das Gegenteil ein: da jeder kleinste Handlungsstrang mit dieser Art Lustigkeit zugeballert wird, lähmt dies die eigentliche Geschichte, die doch mehr als nur ein beliebiger Aufhänger für komische Szenen sein sollte. Sie kommt völlig zum Stillstand und siecht vor sich hin, während penetrant lärmender Klamauk um ein ausgehöhltes Nichts betrieben wird. So jedenfalls kann das nichts werden; irgendwer in der Crew hat wohl nicht verstanden, wie man solche komischen Szenen aufbaut und wie man Handlungsfäden spinnt, die die Parodie tragen können. Dazu kommt noch der unangenehme Umstand, daß die Qualität der Humoreinlagen allmählich gegen null geht. Überraschende Momente und gelungenes Timing der Pointen sind mittlerweile sehr dünn gesät. Es scheint, als habe keiner mehr Lust gehabt, sich Mühe zu geben, und man spult nur noch ein Standardprogramm ab, das absolut frei ist von jeglichem Originalitätslevel und jedem Anspruch an ein Mindestmaß von Qualität. Auch deshalb ist die Begleitmusik zu völliger Bedeutlungslosigkeit abgesackt.
So bleibt aufs Ganze gesehen nichts als eine Sickergrube alteingesessener Standard-Topoi, die fröhlich in ihrem kahlgefressenen Habitat vor sich hin ranzen. Schade.
Beitrag wurde zuletzt am 19.04.2024 19:41 geändert.
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