AsaneRedakteur
#1So so. »Gestalt« also. Mal wieder werden deutsche Begriffe geschlachtet, um sie kaltschnäuzig und hohnlachend an den Exotik-Faktor zu verfüttern. Wenigstens bleibt es bei dem einen. Aber auch anderweitig wird in die Requisitenkiste europäischer Mythen und Legenden gegriffen, und was da ans Tageslicht gezerrt wird, reicht von den unvermeidlichen Shakespeare-Zitaten (Prospero) bis zu Undine und überhaupt der ganzen nordischen Sagenwelt.
Europäisch "inspiriert" ist auch das Mittelalter, das in allerlei Form hier präsent ist, natürlich nur als Staffage und fast schon notwendige Kulisse einer magiebehafteten Fantasy-Welt. Magie mit schweren Geschützen, allerdings. Denn irgendwie muss man die technische Zurückgebliebenheit dieser Welt ja ausgleichen, wenn man mal zu Potte kommen will. Drachen sind da sicher ganz zweckmäßig, schnuckelig und pittoresk, auf die Länge aber eher nicht so der Bringer, wenn es da nicht einmal Pferde gibt.
Nach ein paar kurzen, einleitenden Szenen wird in einem halben Roman die epische Vorgeschichte dieser phantastischen Welt, ihrer Götter, Reiche und des Universums überhaupt von einer etwas gehetzt wirkenden Erzählerin vorgetragen, und es obliegt dem verzweifelten Zuschauer, hierbei irgendwelche Fetzen zu behalten, Wichtiges von Ornamentalem unterscheiden und überhaupt irgendwie den Überblick über das alles zu behalten. Unterstrichen wird diese fragwürdige Maßnahme des Storytellings durch treibende, angepoppte Sounds der BGM, die die Nerven des geplagten Zuschauers weiter strapazieren.
Was aber auf Anhieb überzeugt, ist das, was man gern so als Charme, als Atmosphäre bezeichnet. Dem wird Rechnung getragen durch die modische Ausstaffierung der Personen und durch die auf "alt" getrimmten Eigentümlichkeiten der Architektur. Jedoch auch durch die weiche Linienführung bei allem, insbesondere bei den Charakteren, wo beispielsweise Outlines auf ein Minimum reduziert sind. Das Leben in dieser Welt erweist sich als sehr bunt, teilweise wie mit Gouache gemalt, aber nie in knalligen Signalfarben. Letztere spart man sich auf für hochdramatische Szenen und magisches Geballere.
Die Stilmischungen der Architektur, aber auch des Interieurs, geraten ziemlich wild und haben dennoch ihren ganz eigenen Reiz. Und damit sind wir schon beim Humor: denn der ist 90er-Jahre-typisch von der ungestümen Art, gerne mit der Sorte Überzeichnungen, wie man sie von Nonsense-Komödien aus dieser Zeit kennt, überschreitet aber auch recht schnell die Grenzen zur Selbstreferenz, was manchmal leider dem dramatischen Subplot in die Quere kommt, besonders im zweiten Teil.
Zu den netten Details gehört, daß diese Tröte hier sich tatsächlich so ähnlich anhört wie ein Muschelhorn – allerdings um schätzungsweise zwei Oktaven zu tief. Soviel zur Musik.
Die Szenenkomposition ist, insbesondere im ersten Teil, schlichtweg genial. Man versetzt den Zuschauer anhand gut gewählter cineastischer Kniffe in die Lage, lebhaft und eindringlich die Stationen der Geschichte zu mitzuerleben und schafft es dabei, Story und Komik so zu verbinden, daß es wie aus einem Guss wirkt. Darüber hinaus wird hier das ganze magische Gesumms ordentlich auf die Schippe genommen, ohne den Fluss der Dinge zu beeinträchtigen.
Das gilt allerdings nur für den ersten Teil. Im zweiten Teil macht man Ernst und fährt nicht nur actionmäßig schwerste Geschütze auf, sondern man zeigt sich einer angemessenen Visualisierung auch nicht immer gewachsen, so daß man auf billige Tricks ausweichen muss, durch irre Kamerafahrten und epische Explosionen dramatische Action vortäuscht und auch Speedlines ins Bild pflanzt, daß es der Sau graust.
Unter solch massivem Einsatz schwerster Magie-Kaliber gelangt der Anime an einen Punkt, wo Logik der Dynamik und den enorm wechselvollen Plottwists weichen muss, womit das Geschehen auf Kinderanime-Niveau zurückfällt. Die Dürftigkeit der Animationen wird durch viel Kampfgeschrei und bunteste Explosionen kaschiert und von Exoticpop-Einlagen erlöst. Nämlich genau dann, wenn die Guten gesiegt haben.
Was allerdings Spaß macht, ist dieser eigenartige culture clash, der alles, was ausreichend "retro" erscheint, zitiert, und im zweiten Teil der OVA in eine Art Fantasy-Bagdad mündet – diesem Aladin-Porno nicht ganz unähnlich. Mit allerlei Anleihen aus dem klassischen Altertum natürlich. Logik wird hier nicht sonderlich großgeschrieben, schon gar nicht angesichts der wirren Handlungsabläufe gegen Ende, und auch auf astrophysikalische Feinheiten sollte man nicht besonders großen Wert legen.
Über die Story selber ist schwer etwas zu sagen; sie wechselt von strange zu weird, und es ist fraglich, ob es was bringt, darin einen größeren Sinn zu suchen. Was man aber sagen kann, und was auch Gegenstand mancher Märchen ist: sobald im Schloss eine neue Königin Einzug hält, nehmen die Probleme kein Ende mehr.
Europäisch "inspiriert" ist auch das Mittelalter, das in allerlei Form hier präsent ist, natürlich nur als Staffage und fast schon notwendige Kulisse einer magiebehafteten Fantasy-Welt. Magie mit schweren Geschützen, allerdings. Denn irgendwie muss man die technische Zurückgebliebenheit dieser Welt ja ausgleichen, wenn man mal zu Potte kommen will. Drachen sind da sicher ganz zweckmäßig, schnuckelig und pittoresk, auf die Länge aber eher nicht so der Bringer, wenn es da nicht einmal Pferde gibt.
Nach ein paar kurzen, einleitenden Szenen wird in einem halben Roman die epische Vorgeschichte dieser phantastischen Welt, ihrer Götter, Reiche und des Universums überhaupt von einer etwas gehetzt wirkenden Erzählerin vorgetragen, und es obliegt dem verzweifelten Zuschauer, hierbei irgendwelche Fetzen zu behalten, Wichtiges von Ornamentalem unterscheiden und überhaupt irgendwie den Überblick über das alles zu behalten. Unterstrichen wird diese fragwürdige Maßnahme des Storytellings durch treibende, angepoppte Sounds der BGM, die die Nerven des geplagten Zuschauers weiter strapazieren.
Was aber auf Anhieb überzeugt, ist das, was man gern so als Charme, als Atmosphäre bezeichnet. Dem wird Rechnung getragen durch die modische Ausstaffierung der Personen und durch die auf "alt" getrimmten Eigentümlichkeiten der Architektur. Jedoch auch durch die weiche Linienführung bei allem, insbesondere bei den Charakteren, wo beispielsweise Outlines auf ein Minimum reduziert sind. Das Leben in dieser Welt erweist sich als sehr bunt, teilweise wie mit Gouache gemalt, aber nie in knalligen Signalfarben. Letztere spart man sich auf für hochdramatische Szenen und magisches Geballere.
Die Stilmischungen der Architektur, aber auch des Interieurs, geraten ziemlich wild und haben dennoch ihren ganz eigenen Reiz. Und damit sind wir schon beim Humor: denn der ist 90er-Jahre-typisch von der ungestümen Art, gerne mit der Sorte Überzeichnungen, wie man sie von Nonsense-Komödien aus dieser Zeit kennt, überschreitet aber auch recht schnell die Grenzen zur Selbstreferenz, was manchmal leider dem dramatischen Subplot in die Quere kommt, besonders im zweiten Teil.
Zu den netten Details gehört, daß diese Tröte hier sich tatsächlich so ähnlich anhört wie ein Muschelhorn – allerdings um schätzungsweise zwei Oktaven zu tief. Soviel zur Musik.
Die Szenenkomposition ist, insbesondere im ersten Teil, schlichtweg genial. Man versetzt den Zuschauer anhand gut gewählter cineastischer Kniffe in die Lage, lebhaft und eindringlich die Stationen der Geschichte zu mitzuerleben und schafft es dabei, Story und Komik so zu verbinden, daß es wie aus einem Guss wirkt. Darüber hinaus wird hier das ganze magische Gesumms ordentlich auf die Schippe genommen, ohne den Fluss der Dinge zu beeinträchtigen.
Das gilt allerdings nur für den ersten Teil. Im zweiten Teil macht man Ernst und fährt nicht nur actionmäßig schwerste Geschütze auf, sondern man zeigt sich einer angemessenen Visualisierung auch nicht immer gewachsen, so daß man auf billige Tricks ausweichen muss, durch irre Kamerafahrten und epische Explosionen dramatische Action vortäuscht und auch Speedlines ins Bild pflanzt, daß es der Sau graust.
Unter solch massivem Einsatz schwerster Magie-Kaliber gelangt der Anime an einen Punkt, wo Logik der Dynamik und den enorm wechselvollen Plottwists weichen muss, womit das Geschehen auf Kinderanime-Niveau zurückfällt. Die Dürftigkeit der Animationen wird durch viel Kampfgeschrei und bunteste Explosionen kaschiert und von Exoticpop-Einlagen erlöst. Nämlich genau dann, wenn die Guten gesiegt haben.
Was allerdings Spaß macht, ist dieser eigenartige culture clash, der alles, was ausreichend "retro" erscheint, zitiert, und im zweiten Teil der OVA in eine Art Fantasy-Bagdad mündet – diesem Aladin-Porno nicht ganz unähnlich. Mit allerlei Anleihen aus dem klassischen Altertum natürlich. Logik wird hier nicht sonderlich großgeschrieben, schon gar nicht angesichts der wirren Handlungsabläufe gegen Ende, und auch auf astrophysikalische Feinheiten sollte man nicht besonders großen Wert legen.
Über die Story selber ist schwer etwas zu sagen; sie wechselt von strange zu weird, und es ist fraglich, ob es was bringt, darin einen größeren Sinn zu suchen. Was man aber sagen kann, und was auch Gegenstand mancher Märchen ist: sobald im Schloss eine neue Königin Einzug hält, nehmen die Probleme kein Ende mehr.
Beitrag wurde zuletzt am 29.01.2022 03:02 geändert.
Kommentare
Als ein Freund des Fantasy Genres hat mir Gestalt schon Spaß und dich kann es jedem „Gleichgesinnten“ weiterempfehlen. Diese eine Stunde wird nicht vergebens sein.
Die Zeichnungen sehen sehr altbacken aus und die Kämpfe erinnern etwas an Pokemon.
Aber weil alle so herrlich albern wirkt und ein paar wirklich lustige Stellen drinne sind ist es ein Angucken auf jeden Fall wert.