Gokudo (1999)

Gokudou-kun Man'yuu-ki / ゴクドーくん漫遊記

Informationen

Beschreibung

Held der Geschichte ist der junge Bursche Gokudou, ein eingebildeter, aber auch recht fähiger Draufgänger mit ausgesprochen schlechten Manieren. Eines schönen Tages begegnet er einer Hexe und klaut ihr ihren Geldbeutel. Der ist jedoch leer, bis auf einen Stein, der sich überraschenderweise in einen Dschinn verwandelt. Doch dieser Dschinn ist recht eigensinnig und denkt nicht daran, seinen neuen Herrn einfach so mit den üblichen drei Wünschen reich und glücklich zu machen.
The hero of the story is the young fellow Gokudou, a conceited but also quite capable swashbuckler with extremely bad manners. One fine day, he meets a witch and steals her wallet. However, it is empty, except for a stone, which surprisingly turns into a djinn. But this djinn is quite stubborn and does not think about making his new master rich and happy with the usual three wishes.
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aniSearchler
#1
Anspruch:mittel
Action:viel
Humor:sehr viel
Spannung:mittel
WTF-Momente:viel
Gokudo-kun Manyuki

Wenn in einen Serientitel schon der Name des Hauptcharakters eingebunden ist, kann man in der Regel davon ausgehen, sich dem Großteil der Zeit an seiner Präsenz erfreuen zu dürfen. Außerdem wird der Charakter auch polarisieren. Entweder man liebt die Serie oder mag sie nicht.
In meinem Fall ist es Liebe.


Story:
Der Einsteig in Gokudo ist rasch, sehr rasch. Während in den ersten Folgen alles noch ein wenig hektisch wirkt, ist das Erzähltempo in den späteren Arcs (derer sind es 5 plus das Finale) ruhiger.
Ausgangssituation ist, dass unser Anti-Held Gokudo von einer aufdringlichen alten Hexe belästigt wird, die ihm die frohe Kunde bringt, dass er bald sterben könnte. Gokudo seinerseits ergreift die Flucht ohne etwas auf die Worte zu geben, nicht aber ohne ihr einen Beutel abzunehmen. In dem findet er zu seiner Enttäuschung nur einen Stein, aus dem plötzlich ein Dschinn wird. Statt Gokudo artig seine Wünsche von Reichtum, Macht und vielen Frauen zu erfüllen, hält er ihm Hochprozentiges bechernd einen Vortrag über moralische Werte. Es graut schon bald der Morgen nach der endlosen Predigt und der Wirt von Gokudos Raststätte bittet ihn um Hilfe, nachdem seine Tochter entführt wurde. Ausgangspunkt für eine Serie verrückter Abenteuer.
Über die ersten zwei Arcs hinweg erhält man eine solide Fantasy-Story im üblichen Rahmen mit ganz „eigenen“ Überraschungen. Ab der dritten Arc aber schlägt Gokudo für das Setting ungewöhnliche Richtungen ein. Soviel sei gesagt, dass Kenner sich an vielen Anspielungen auf die japanische Mythilogie erfreuen dürfen.
Man sollte keine epische, mitreißende, aber eine unterhaltsame Handlung erwarten, sondern eine Story mit eigenen Ideen, eigenwilligem, skurrilem und frechen Humor, angefüllt mit jeder Menge Chaos. Auch nimmt sich die Serie selbst nicht sehr ernst (Stichwort Kampfmechas)und zeigt parodistische Züge.

Charaktere:
Das Glanzstück der Serie.
Ein ständig nörgelnder Anti-Held, ohne Sitte oder Gewissen. Nachdem Gokudo dem Wirt beispielsweise zu Beginn eine entsprechende Belohnung abgeknöpft hat, macht er sich auf den Weg... zum nächsten Ort. Nicht im Traum käme er darauf wirklich die Entführte zu retten. Klar, dass ihm der Trinker und Moralapostel von Dschinn (nun in magischer weiblicher Gestalt) damit in den Ohren liegt, dass das so nicht sein darf.
Ständige Begleiterin wird die entführte Fürstentochter Rubette, die sich nach der Befreiung gleich ein Schwert schnappt und fröhlich durch die Gegnermassen kämpft, im krassen Gegensatz zum Klischee der schwachen Prinzessin die es zu retten gilt.
Der dämonische Schwerenöter und Muttersöhnchen Niari bildet den letzten wirklichen Hauptcharakter (abgesehen von einem namenlosen Hasenmädchen das nicht in der Story vorkommt. Ja, das hat nicht Ice Age erfunden), aber auch die Nebencharaktere sind eine einmalig charakterisierte Schar von Chaoten.
Das Charakterdesign, besonders des weiblichen (oder weiblich scheinenden) Cast, hat es mir dabei sehr angetan.

Animation:
Gokudo ist kein Meisterwerk der Animationskunst, aber gut animiert.
Die Bewegungen sind flüssig, die Qualität der Hintergründe schwankt für mich zwischen sehr gut bis Durchschnitt, größere Menschenmassen erlebt man im Standbild. Für seine Zeit in meinem Sinne sehr gute Arbeit. Dem kritischen Zuschauer fallen vielleicht unangenehm die Übergänge zwischen reinen Cell-basierten Szenen und Szenen mit digitalen Effekten auf, aber es trübt das Vergnügen nur wenig. Generell ist es für mich eine Freude bei Gokudo wieder vollere, „echtere“ Farben zu erleben, die mir in neueren digitalen Produktionen immer irgendwie blass erscheinen.

Sound:
Ein wunderbares Opening, zwei tolle Endings. Schön, mehr kann man nicht dazu sagen. Die Hintergrundmusik bleibt auch wirklich im Hintergrund und mir fiele jetzt keine besondere Untermalung des Geschehens ein, die hängen geblieben wäre.

Fazit:
Gokudo ist bestimmt kein Meilenstein der Anime-Geschichte. Die Charaktere, der Stil, der Humor, alles bestimmt nicht Jedermanns Sache. Überraschende Ideen und toller Cast treffen auf recht gute Animationskunst und rudimentären Sound. Und doch hat Gokudo einen ganz eigenen Platz in meiner Sammlung. Ich kann mich nicht wehren, bin einfach dem eigenwilligen Charme dieser verrückten Reise des Gokudo Yucott Kikansky erlegen. Für mich hebt sich die Serie deswegen aus dem gehobenen Durchschnitt heraus und so kann ich wirklich nicht anders als 10 von 10 Yatagarasu-Federn zu geben (weil mich ansonsten eine gewisse weibliche Hälfte von Yatagarasu, die Manga, Artbook und DVD Collection besitzt, erwürgt).
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Avatar: Asane
Redakteur
#2

Ach nein, eigentlich fühle ich mich nicht alt, wenn ich einen Anime im bewährten 4:3-Format sehe. Keine Ahnung, was andere Leute da haben, immerhin ist er in Farbe!

Was hier vorliegt, ist ein Verschnitt aus Actionkomödie, Fantasy, Adventure und permanenter Parodie von alledem. Das Studio nimmt dies zum Anlass, nicht allzu scharf auf ausgefeilte Animation zu sein, was bei diesem Genremix auch gar nicht ins Gewicht fällt. Achja, Magie gibt's natürlich auch noch, und zwar richtig heavy.

Eigentlich meide ich die besagten Genres (und erst recht diese krude Mischung) wie das Vieh den elektrischen Weidezaun. Dennoch war mein Interesse geweckt, bzw. meine krankhafte Neugier, ob das wirklich so britzelt, wenn man da ranfasst. Ja, tut es. Spaß gemacht hat's aber trotzdem, auch wenn das aus der Wertung nicht so direkt ersichtlich ist. Und warum das so ist, möchte ich hier versuchen aufzudröseln.

Kennt eigentlich noch jemand Mantafahrer mit Fuchsschwanz und Vokuhila? Falls nicht, reicht es, die Kinofilme zu kennen und deren charakteristisches Low-brain-Personal. So ein Charakter ist Gokudou, der Protagonist. Ein asozialer Saftsack, dem die Gefühle anderer am Arsch vorbeigehen. Aber sowas von. Seine Umgangsformen sind die der Gosse, er denkt (bis auf wenige brillante Ausnahmen) grundsätzlich nicht weiter, als er pinkeln kann, plustert sein eh schon gusseisernes Ego auf bis zum Anschlag und hat dazuhin noch die schöne Gabe, allen, wirklich allen auf den Senkel zu gehen und es mit ihnen zu verscherzen, auch mit denen, die ihn aus der Patsche ziehen wollen. Fressen, Geld und Weiber ist alles, was ihn interessiert. Kurz, er ist ein unsoziales, gieriges Arschloch, das sich bei bester Gelegenheit aus der Verantwortung stiehlt und lieber die Fliege macht, sobald es so aussieht, als könnte es brenzlich werden. Was ziemlich oft der Fall ist. Und das Paradoxe dabei: all diese unsympathischen Eigenschaften zusammen machen ihn sympathisch. Nicht daß man ihn knuddeln oder ihn auch nur in seiner Nähe haben möchte; aber er ist beeindruckend direkt, fast schon aufrichtig, verstellt sich nicht und schmiedet keine finsteren Pläne. Sogar daß er sich völlig empathielos gibt, daß es ihm völlig schnurz ist, was mit den anderen um ihn herum passiert, ist ein großes Plus. So ist er für die Bösen nämlich nicht erpressbar. Denen bleibt nur das Maul offenstehen vor so viel Dreistigkeit, und schwupps, ist er schon über alle Berge.

Es gibt in dieser Serie eigentlich keine ruhige Minute. (Allein das in media res des Anfangs ist ein genialer Schachzug für sich.) Alles ist hochtourig und die Ereignisse folgen immer Schlag auf Schlag, egal ob grade was passiert oder nicht. Daher ist die Handlung eigentlich auch ziemlich nebensächlich, sie ist Vehikel und zugleich Rechtfertigung für abgefahrene Action, von der man nie so genau weiß, ob das noch ernst gemeint ist oder schon Parodie. Da eh alles völlig unvorhersehbar und überhaupt völlig random verläuft, ist es letztlich auch wurscht. Weil magische Kräfte unter magischen Bedingungen per se absolut willkürlich sind. Nur daß es hier noch um einige Potenzen steiler verläuft.
Die Comedy findet hier, verkürzt gesagt, in drei Geschmacksrichtungen statt. Da ist zum einen der ganz normale Wahnsinn, meist in Form slapstickhaft überdrehter Gags in ausgesprochen cartoonischer Ausführung (Obelix in der Rolle als Dschinn), mit den typischen visuellen Lustigkeiten, die man aus Mangas kennt. Es boingt und scheppert an allen Ecken und Enden. Die Pointen scheinen Resultat eines Trinkspiels zu sein. Jedenfalls fällt die Vorstellung schwer, all das sei in nüchternem Zustand zustandegekommen. Gerne werden typische Adventure-Topoi durch den Kakao gezogen, wenn z.B. die Gegner nicht durch das unvorhergesehene Wirken magischer Kräfte zur Strecke gebracht werden, sondern durch einen Spezialtrick von Gokudou, der da stolz verkündet: "Mein Furz hat euch gerettet!"
Die Qualität des Humors ist allerdings recht unterschiedlich und sehr wechselhaft. Sämtliche Aktionen entspringen der typischen Comedy- und Slapstick-Schiene und praktisch jedesmal sind sie mit den typischen lustigen Geräuschen unterlegt, die nicht Reales vertonen, sondern Lustiges überhöhen, also imaginärer Natur sind – wie zum Beispiel hier, wo ein sichtlich genervter Gokudou sich mit dem Finger auf den Unterarm klopft und dabei ein sehr hölzernes Geräusch zu hören ist.
Aber die Regie hat auch eine Vielzahl origineller Einfälle – und damit zu einer anderen Sorte Comedy. Die ist hauptsächlich selbstreferenzieller Natur. Vor allem, weil es da auch ein enormes Potential an Überraschungen gibt. Neue, frische Überraschungen, die tatsächlich lustig sind, ohne peinlich zu wirken. Ich jedenfalls hatte meine schiere Freude daran, wenn etwa die Szenerie von Tag auf Nacht wechselt und dazu, wie auf dem Kindertheater, eine neue Kulisse heruntergezogen wird, und zwar von einer Art Bunnyloli. Dieses Motiv bietet natürlich Gelegenheit für reichlich Variationen. Schon beim zweiten Mal klemmt die Maschinerie etwas. Ja klar, alles Topoi aus dem Kinderfernsehen, aber das passt auch hier. Von der – ich sag mal – geistigen Ursprünglichkeit her dürfte das Publikum hier nicht soviel anders sein.
Das zieht sich bis zur Schlußfolge, wo der schon geschlagene Antagonist feierlich-vernebelte Reden schwingt und das Argument einflicht: "sowas können wir in der letzten Folge doch nicht bringen!". Solche selbstbezüglichen Momente sind praktisch die Kirsche auf der Torte.
Damit verwandt ist eine dritte Spielart von Komik, nämlich die Genreparodie. Vor allem bei genretypischen Aktionen, aber auch beim Zitieren von Filmen und Animes, die so ihr Fett abbekommen. Ein besonders süßes Beispiel liefert das kleine, niedliche Bunnygirl von eben, welches hier Godzilla-mäßig seinen Auftritt hat: "GAO!" – Was wiederum etwas an »Mahoujin Guru Guru« erinnert (hier wie dort ein rothaariges Mädchen, übrigens). Aber auch das sinnfreie Zusammenmixen von unterschiedlichsten Sachen gehört dazu. Hier trifft europäisches Fantasy-Mittelalter auf alte Mythen aus Japan oder China, verschnitten mit den Attributen der modernen Welt (Handy, Idol-Kultur) sowie der Installation verschiedenster Welten – die jeweils von verschiedenen Mächten dominiert werden: Götter, Magier, Hotoke, Youkai, und was die japanische Sagenwelt sonst noch aufzubieten hat.

Und Gokudou immer mittendrin.

Damit also zurück zur Handlung, beziehungsweise zur Frage: "Was geschieht hier überhaupt?"

Einerseits kann man das nicht in ein, zwei Sätzen beantworten. Andererseits muss man sagen: es ist einfacher, als man meint. Was es unübersichtlich macht, ist die Aufsplitterung. Es wird nie ein Handlungsbogen zu Ende gebracht, denn immer stellt sich ein neues Problem in den Weg, das weggeräumt werden will, und bevor das geschieht, taucht wiederum ein anderes Problem auf, das man beseitigen muss, und so geht das ohne Ende. Bis es zu der Situation kommt, an der sich sogar die Persönlichkeiten aufsplitten, aufgrund eines dummen Magie-Unfalls. Jeder steckt ab da im Körper eines anderen, und diese vertrackte Situation zieht sich über etwa 10 Folgen. Selber hatte ich jedenfalls eher weniger Schwierigkeiten, was vielleicht auch daran lag, daß ich auf Chips und Bier zur mentalen Unterstützung dieser narrativen Katastrophe verzichten konnte.

Und gegen wen kämpft Gokudou überhaupt? – Ganz einfach: gegen alle, die seinen hehren Zielen entgegenstehen. Egal, ob Freund oder Feind. So geht es munter mal gegen Magier, mal gegen Götter oder Hotoke. Welche hehren Ziele nochmal gleich? Na, steht doch oben! "Fressen, Geld und Weiber".

Eines nämlich möchte ich auch festhalten: dieser Anime hat sicherlich viele herrliche, überraschende und lustige Momente, aber eben auch viel Leerlauf, vieles, worüber ich mich nicht so begeistern konnte, weil es erstens zu ausgelutscht ist und zweitens viele Gags bis zum Erbrechen ausgewalzt und wiederholt werden. Die Musik, genauer: die BGM, fügt sich da nahtlos ein. Im wesentlichen gesichtslos, ohne eigenständigen Charakter und durchweg synthetisch. Soll heißen: am Keyboard oder Computer erzeugt. Ein Stück aber lässt aufhorchen. Zum erstenmal hört man es in Episode 10, und es ist inspiriert (freundlich formuliert) vom »Lied des gebratenen Schwans« [Youtube] aus Orffs »Carmina Burana«.

Der liebe Gokudou mag kein Kind von Traurigkeit sein, aber seine Erscheinung überstrahlt alles andere derart, daß man vielleicht vergisst, daß die anderen es ebenfalls faustdick hinter den Ohren haben. Absolut keine Person in dieser animierten Irrenanstalt verkörpert hier die reine Unschuld. Keiner ist, was er zu sein scheint. Und dennoch "findet Überraschung statt, wo man sie nicht erwartet hat" [Wilhelm Busch]. Wie beispielsweise in der Figur des Einhorns (wer reitet hier wen?) oder bei Miroku als Wächter der Ewigkeit [Wikipedia] und der Erlösung. An dieser Stelle, so etwa ab Folge 21, wird der Anime merklich ernster und es werden u.a. einige ernsthafte philosophische Fragen angeschnitten – über Liebe, Glückseligkeit und Tod, wo man erkennt, daß Gokudous einfache, rustikale Art durchaus ihre Vorzüge hat und helfen kann, Licht ins Dunkel zu bringen. Da passt es natürlich sehr gut, daß Miroku von Shinji Ikari gesprochen wird. Verschiedentlich werden kleinere Wahrheiten nur sehr subtil angedeutet, wie zum Beispiel die Erkenntnis, daß es keine gute Idee ist, gewisse Frauen bis aufs Blut zu reizen.



Ein kleines Schlusswort als Fazit für Leute, die sich diesen Text nicht antun wollten und gleich zum Schluss springen:
Mögt ihr anspruchsvolle Anime? Vielleicht noch mit Message? Dann seid ihr hier falsch. »Gokudou« lebt so gut wie ausschließlich von Comedy und Parodie und nicht von der Story. Er stellt einiges aus dem Adventure-Genre auf den Kopf und stößt deren Fans womöglich vor den Kopf. Denn sowas wie "Rücksicht" existiert nicht in Gokudous Wortschatz.

Beitrag wurde zuletzt am 27.03.2024 01:08 geändert.
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Avatar: Slaughtertrip#3
Das Bildformat 4:3. Was damals in meiner Jugend noch hochaktuell war, ist heute antiquiert … und ich fühle mich alt. Dennoch kann ich genug Kraft aufbringen, den imaginären Krückstock beiseite zu legen und mich diesem Anime zu widmen. Denn das hat er verdient! Nicht weil er so toll ist, sondern weil er so beknackt ist! Die Welt muss von seiner Existenz erfahren! Das ist hier und jetzt meine Aufgabe!

Zuerst einmal fällt einem der harte Einstieg auf. Kaum hat man auf »Play« gedrückt, beginnt der Protagonist Gokudou mit Uranai Baasan heftig zu diskutieren. Hier gibt es keinen mehrere Sekunden langen Blick auf den Himmel oder auf die Flora und Fauna; keine Stimme im Off, die dem Zuseher einen groben Überblick gibt; und auch keine Kennenlernphase welcher Art auch immer, um mit der Welt und den Charakteren warm zu werden. Überfallartig wird man ins Geschehen geschmissen, denn die Zielgruppe dürfte eher auf der jungen Seite sein, weshalb hier keine Zeit mit Szenen verschwendet wird, in denen »nichts« passiert. Es folgt Action auf Blödsinn auf Action auf Blödsinn. Die Geräusche während des ruhigsten Moments in diesem Anime würden immer noch einen hervorragenden Signalton für den Wecker abgeben.

Zurückhaltung ist hier ein Fremdwort. Dort, wo man übertreiben kann, wird auch übertrieben. Der Hauptcharakter und die wichtigsten Nebencharaktere haben allesamt ungefähr fünf verschiedene Formen. Alleine Gokudou tritt in seiner originalen Gestalt auf, als Frau, als Baby, als alter Knacker und im Körper seiner Begleitung Rubette. Für einen Charakter-Eintrager wie mich ist das Fluch (weil nervig) und Segen (weil Kekse) zugleich. Niari hat hier so viele seltsame Gestalten, dass man im ersten Moment glauben könnte, dass sich jemand einen Scherz in der Datenbank erlaubt hat. Im Gegensatz zu meinen Rezensionen erlaube ich mir in der Datenbank keine Scherze! Für weitere Erklärungen bitte das Buch »Sinn in ›Gokudou‹ finden« lesen. Doch das dient alles der Unterhaltung und gehört zum Konzept dieses Animes. Ein Running Gag sind die verschiedenen Formen von Uranai Baasan, mit denen sie Gokudou den Schrecken seines Lebens einjagt – mehrmals. Nach spätestens der Hälfte der Laufzeit hat man verstanden, dass kaum jemand der ist, für den er sich ausgibt. Als Zuseher kann man sich neben dem Angucken des Animes auf eine weitere Weise selbst unterhalten: einfach das Spiel »Echt oder Fake?« spielen. Die Siegeschancen liegen bei 50%. Die Chance zu verlieren, liegt bei geschätzt 80% … weil der Anime so kompliziert ist.

Wenn man die Charaktere etwas näher betrachtet, fällt einem auf, wie viel sich in den letzten 22 Jahren verändert hat. Der Protagonist Gokudou hat so was von gar keine sympathischen Charakterzüge. Er ist selbstsüchtig, geldgierig, genervt von seinen Kameraden, die an ihm aus unerfindlichen Gründen wie Superkleber haften, und er verheimlicht nicht, dass er schöne Frauen liebt. Letzteres ist auch nicht verwerflich und kommt heutzutage viel zu selten vor, weil fast nur noch Kerle, denen die Schamesröte ins Gesicht getrieben wird, oder Moralapostel herumlaufen. Solche garstigen Charaktere sollte es aufseiten der Helden öfters geben! Noch fieser als der Protagonist ist wohl Ikkyuu, der ein richtiger Giftzwerg ist und aussieht wie ein braungebrannter Kuririn. Er gehört übrigens zu den Guten.

Die Story ist unheimlich schwer zu beschreiben. Generell kann man sagen, dass gegen Götter gekämpft wird. Warum und wieso das so ist, wissen diejenigen, die sich prügeln, wahrscheinlich selbst nicht. Der erste Arc ist noch relativ gewöhnlich, weil dort gegen den Dämonenkönig gekämpft wird. Dämonenkönig? Ich bin enttäuscht. Wo ist die Kreativität?! Oh … hier. Dieses »Ding« taucht im darauffolgenden Arc auf, in dem es ein Rennen um die Krone des Königs gibt. Der Anime wird seltsamer, bleibt aber immer noch verständlich … zum Teil … zu einem relativ kleinen Teil. Geistig fit muss man für den nächsten und längsten Arc dieses Animes sein, wenn die Charaktere ihre Körper tauschen. Weil man nicht genau weiß, wer in wem steckt, weil sich noch ein unbekannter Charakter ins Getümmel gemischt hat und weil es nach dem Körpertausch mehrere Transformationen gibt, weiß man manchmal gar nicht, wo oben und unten und links und rechts ist. Der letzte, etwas kürzere Arc fühlt sich nach dem bisher Gezeigten – ich nenne es das »Monument des Mindfucks« – fast gar nicht wie der Abschluss an. Das Weird-Pulver wurde im Arc davor verschossen. Wäre man noch einen Schritt weitergegangen, wäre vielleicht das Universum implodiert.

Ich empfehle diesen Anime jedem, der das Kind in sich wecken und sich von Blödsinn berieseln lassen möchte. Das Leben muss nicht immer 24/7 ernst sein. Ich kann nur nicht sagen, ob man bei diesem Anime, so doof er auch sein mag, dennoch das Hirn einschalten muss. Der Blödsinn erreicht hier die Komplexität einer (löchrigen) wissenschaftlichen Abhandlung. Kunststück vollbracht. Ich verneige mich.

Am Ende bleibt nur noch zu sagen: It’s Gyouza Time!
Beitrag wurde zuletzt am 26.08.2021 12:38 geändert.
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Kommentare

Avatar: yasuha#1
Gokudo-kun Manyuki ist eine Art Parodie auf alle Heldengeschichten und klischeehaften Charaktere.

Bei der Story geht es um einzelne Abenteuer, die in ein paar Episoden erzählt werden. Ein roter Faden soll anscheinend vorhanden sein, doch er ist leider nicht erkennbar.

Wer sich von einer etwas seichten Story nicht abschrecken lässt, der wird mit interessanten Charakteren belohnt.
Ein Antiheld, eine amazonenhafte Prinzessin, ein Dschinn als Moralapostel, ein dauergeiler Dämonenprinz und andere schräge Charaktere widersprechen mit ihren Verhalten den gängigen Erwartungen und machen die Serie unterhaltsam.

Fazit: Ein Meisterwerk ist Gokudo-kun Manyuki sicherlich nicht, doch für ein kurzweiliges Abschalten vom Stress des Alltags eignet es sich bestens.
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Avatar: fbyx678#2
Hab den Anime zur Hälfte gesehen und kann ihn daher nicht endgültig bewerten. Doch eines vorweg: Dieser Anime weiss durchaus zu unterhalten da zum Teil wirklich originelle und selten gesehene Personen & Handlungsabläufe eingebaut werden die witzig gestaltet immer wieder für Lacher sorgen.

Z.B. Der stets moralische Dschinn der sich von einem übergrossen Dickwanst in eine orientalische Schönheit verwandelt, die Gefährtin die zuerst gerettet werden soll, dann aber mörderische Ambitionen zum Vorschein bringt indem sie begeistert Feinde abschlachtet, der egozentrische Held der geld- und machtgierig alles andere als heldenhaft dargestellt wird, sowie vieler anderer Elemente machen daraus eine absolut sehenswerte Serie.
Doch da dies gleich zu Beginn stark aufgebauscht wird und ein wenig überladen wirkt, hat man ab der 6-7 Folge das Gefühl das dem Streifen irgendwie die Luft ausgeht. Dabei gibt es durchaus noch Überaschungen und Innovatives die die Serie nicht völlig in einen Rahmen abfallen lassen.

Vorzeitiges Fazit: Lustig & sehenswert man sollte sich nur nicht mehrere Teile auf einmal davon ansehen, da man sonst vielleicht zuviel kategorisiert und vieles "übersieht".
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Avatar: Jabba#3
In vielen Serien bestimmt ein einziger Charakter darüber, ob man eine Serie nun mag oder nicht. Ein extremes Beispiel dafür ist Gokudou-kun Manyuuki. Der Hauptcharakter Gokudou zieht mit seiner Art und seinen Eigenschaften nahezu die gesamte Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich und lässt leider die anderen Charaktere recht blass erscheinen.

An meiner persönlichen Wertung kann man unschwer erkennen, dass ich mit diesem Charakter ganz und gar nicht klar gekommen bin. Er ist einfach ein selbstverliebter, arroganter, egoistischer, dummer ….. (diese Liste könnte ich ewig fortsetzen) Kerl. Damit nicht genug, lässt er auch keinerlei Entwicklungen oder wenigstens kurz aufblitzende andere Facetten seines Charakters erkennen.
Der zweite schwere Kritikpunkt an dieser Serie ist die Entwicklung der Story. Die ersten Abenteuer sind ja noch ganz nett, aber leider wird es im Verlauf immer träger und langweiliger. Und lustige Szenen, bei denen ich mehr als ein Schmunzeln über die Lippen bekam, suchte ich ebenfalls vergebens.

Ich kann für Gokudou-kun Manyuuki einfach keine gute Empfehlung aussprechen. Mir hat die Serie einfach keinen Spaß gemacht.
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