AsaneRedakteur
#1Dieser Anime-Film über Erzählungen aus 1001 Nacht ist schon ein seltsamer Wechselbalg. Er ist vieles zugleich, aber nichts richtig. Hier wäre es tatsächlich einmal besser gewesen, er hätte sich dezidiert für eine Richtung in Sachen Stil und Genre entschieden.
Denn die grundlegenden Teile kommen sich gegenseitig ins Gehege und wollen sich nicht so recht miteinander vertragen. Es gibt Actiondrama, Actioncomedy und - nunja - Porno. Und alles steht etwas disparat nebeneinander.
Der Beginn setzt wesentliche Akzente in Sachen morgenländischer Exotik: pompöse Architektur, bombastische Musik im Hollywood-Stil, opulente Weiber und Paläste. Ein buntes Treiben auf dem Markt und in der Stadt, heiter und gesellig, gleich ob arm oder reich - wunderbar klischeehaft und ganz so, wie es der Phantasie und dem Vorurteil eines europäischen Publikums entspricht.
Denn "Geschichten aus 1001 Nacht" ist stilistisch gesehen eigentlich ein europäischer Film, nicht nur im Hinblick auf die Vorstellungen von orientalischer Kultur, sondern auch in der künstlerischen Umsetzung. Das wird recht schnell klar, wenn man diese Comicfigur stadtwärts schreiten sieht, die sich später als Aladin herausstellt (und die am Ende die Stadt wieder verlässt und, wie weiland Lucky Luke, in den Sonnenuntergang marschiert).
Beispielhaft und am besten greifbar wird das zum einen im Charakterdesign, das sich an Vorbildern des frankobelgischen Comics orientiert (Hergé, Uderzo), und zum anderen in der Gestaltung der Actionsequenzen, wo ernsthafte dramatische Auseinandersetzungen grundsätzlich vermischt sind mit klamaukhaften Comedy-Einlagen, irgendwo changierend zwischen Tom & Jerry, Laurel & Hardy und Popeye.
Das beißt sich dann insofern miteinander, als hier auch todernste und hochdramatische Szenen geboten werden, unerwartet brutal und außergewöhnlich blutrünstig, die mit solchen Comic-Paraden nicht in Einklang zu bringen sind.
Und zu guter Letzt dann auch Erotik. Schwülstig und lüstern. verführerische Jungfrauen mit laszivem Blick, ein Paradies der Männerphantasien. Hier ist der Film deutlich ein Kind der sechziger Jahre, der ein Weltbild transportiert, das nach heutigen Maßstäben zielsicher als patriarchalisch-chauvinistisch identifiziert werden muss!
Oder eben auch nicht. Denn natürlich ist der Film nicht nur im Geist jener Zeit gehalten, sondern auch im Geist jener Erzählungen, mit denen Scheherazade ihren rachsüchtigen und blutgierigen König bei Laune zu halten versucht hat.
Und so wird hier in Aladins Abenteuern einiges aufgefahren an gebärfreudigen Becken und blanken Brüsten, die keineswegs so schamhaft verhüllt werden von zufällig drapierten Stoffen und wabernden Dämpfen, wie das in heutiger Zeit gern der Fall ist. Und wenn auch das explizit Geschlechtliche ausgespart wird, ist es dennoch gegenwärtig, entweder akustisch in lustvollen Lautäußerungen, oder visuell beim Abschweifen in metaphorisch-symbolischen Bildern wie z.B. sich öffnende Blüten, sobald es sexuell zur Sache geht. Möglich, dass sowas für das Publikum damals ein guter Grund war, ins Kino zu gehen. Denn immerhin taucht die erste Nacktszene schon in Minute 6 auf.
Was sonst noch auffällt:
nicht nur optisch orientiert sich das Werk an westlichen Vorbildern, auch musikalisch lässt man sich gern vom episch-schwülstigen Hollywood-Sound inspirieren. Dabei werden gern auch real existierende klassisch-romantische Stücke eingewoben, wie beispielsweise "Scheherazade" von Rimsky-Korsakoff (3. Satz) oder die Glöckchenarie aus Leo Delibes Oper "Lakmé" (beim Zwitscherkonzert des künstlichen Vogels).
Über all die Jahre hat leider auch die Tonspur sehr gelitten, was die Textverständlichkeit stellenweise sehr erschwert. Das Bild, das im extrabreiten Cinemascope-Format 2,35:1 vorliegt, hat sich da etwas besser gehalten. Einige der beeindruckenden orientalischen Stadtansichten werden dadurch erreicht, dass kleine, geschickt ausgeleuchtete Modelle verwendet werden; da, wo es animationstechnisch wirklich schwierig wird (sturmbewegtes Meer), werden Real-Life-Aufnahmen eingebettet. Das Ergebnis der Montage mit gezeichneten Figuren kann man dagegen nur als grotesk bezeichnen.
Ansonsten hat man sich bemüht, den Animationsaufwand in Grenzen zu halten, indem man entweder mit (zu kurz geratenen) Loops Bewegung vorzutäuschen versucht, oder sich in künstlerische Kniffe flüchtet, indem man bestimmte Sequenzen auf wenige Farben expressionistisch reduziert darstellt.
Im ganzen betrachtet ist das kein Film, der einen unbedingt vom Hocker haut. Aber es schadet nicht, sowas mal gesehen zu haben, und sei's nur aus historischen Gründen.
Denn die grundlegenden Teile kommen sich gegenseitig ins Gehege und wollen sich nicht so recht miteinander vertragen. Es gibt Actiondrama, Actioncomedy und - nunja - Porno. Und alles steht etwas disparat nebeneinander.
Der Beginn setzt wesentliche Akzente in Sachen morgenländischer Exotik: pompöse Architektur, bombastische Musik im Hollywood-Stil, opulente Weiber und Paläste. Ein buntes Treiben auf dem Markt und in der Stadt, heiter und gesellig, gleich ob arm oder reich - wunderbar klischeehaft und ganz so, wie es der Phantasie und dem Vorurteil eines europäischen Publikums entspricht.
Denn "Geschichten aus 1001 Nacht" ist stilistisch gesehen eigentlich ein europäischer Film, nicht nur im Hinblick auf die Vorstellungen von orientalischer Kultur, sondern auch in der künstlerischen Umsetzung. Das wird recht schnell klar, wenn man diese Comicfigur stadtwärts schreiten sieht, die sich später als Aladin herausstellt (und die am Ende die Stadt wieder verlässt und, wie weiland Lucky Luke, in den Sonnenuntergang marschiert).
Beispielhaft und am besten greifbar wird das zum einen im Charakterdesign, das sich an Vorbildern des frankobelgischen Comics orientiert (Hergé, Uderzo), und zum anderen in der Gestaltung der Actionsequenzen, wo ernsthafte dramatische Auseinandersetzungen grundsätzlich vermischt sind mit klamaukhaften Comedy-Einlagen, irgendwo changierend zwischen Tom & Jerry, Laurel & Hardy und Popeye.
Das beißt sich dann insofern miteinander, als hier auch todernste und hochdramatische Szenen geboten werden, unerwartet brutal und außergewöhnlich blutrünstig, die mit solchen Comic-Paraden nicht in Einklang zu bringen sind.
Und zu guter Letzt dann auch Erotik. Schwülstig und lüstern. verführerische Jungfrauen mit laszivem Blick, ein Paradies der Männerphantasien. Hier ist der Film deutlich ein Kind der sechziger Jahre, der ein Weltbild transportiert, das nach heutigen Maßstäben zielsicher als patriarchalisch-chauvinistisch identifiziert werden muss!
Oder eben auch nicht. Denn natürlich ist der Film nicht nur im Geist jener Zeit gehalten, sondern auch im Geist jener Erzählungen, mit denen Scheherazade ihren rachsüchtigen und blutgierigen König bei Laune zu halten versucht hat.
Und so wird hier in Aladins Abenteuern einiges aufgefahren an gebärfreudigen Becken und blanken Brüsten, die keineswegs so schamhaft verhüllt werden von zufällig drapierten Stoffen und wabernden Dämpfen, wie das in heutiger Zeit gern der Fall ist. Und wenn auch das explizit Geschlechtliche ausgespart wird, ist es dennoch gegenwärtig, entweder akustisch in lustvollen Lautäußerungen, oder visuell beim Abschweifen in metaphorisch-symbolischen Bildern wie z.B. sich öffnende Blüten, sobald es sexuell zur Sache geht. Möglich, dass sowas für das Publikum damals ein guter Grund war, ins Kino zu gehen. Denn immerhin taucht die erste Nacktszene schon in Minute 6 auf.
Zitat ANN
Objectionable content: Pornography
The film is considered the first pornographic animated feature film distributed in The United States, predating Ralph Bakshi's Fritz the Cat, the first American X-Rated animated film, by three years.
The film is considered the first pornographic animated feature film distributed in The United States, predating Ralph Bakshi's Fritz the Cat, the first American X-Rated animated film, by three years.
Was sonst noch auffällt:
nicht nur optisch orientiert sich das Werk an westlichen Vorbildern, auch musikalisch lässt man sich gern vom episch-schwülstigen Hollywood-Sound inspirieren. Dabei werden gern auch real existierende klassisch-romantische Stücke eingewoben, wie beispielsweise "Scheherazade" von Rimsky-Korsakoff (3. Satz) oder die Glöckchenarie aus Leo Delibes Oper "Lakmé" (beim Zwitscherkonzert des künstlichen Vogels).
Über all die Jahre hat leider auch die Tonspur sehr gelitten, was die Textverständlichkeit stellenweise sehr erschwert. Das Bild, das im extrabreiten Cinemascope-Format 2,35:1 vorliegt, hat sich da etwas besser gehalten. Einige der beeindruckenden orientalischen Stadtansichten werden dadurch erreicht, dass kleine, geschickt ausgeleuchtete Modelle verwendet werden; da, wo es animationstechnisch wirklich schwierig wird (sturmbewegtes Meer), werden Real-Life-Aufnahmen eingebettet. Das Ergebnis der Montage mit gezeichneten Figuren kann man dagegen nur als grotesk bezeichnen.
Ansonsten hat man sich bemüht, den Animationsaufwand in Grenzen zu halten, indem man entweder mit (zu kurz geratenen) Loops Bewegung vorzutäuschen versucht, oder sich in künstlerische Kniffe flüchtet, indem man bestimmte Sequenzen auf wenige Farben expressionistisch reduziert darstellt.
Im ganzen betrachtet ist das kein Film, der einen unbedingt vom Hocker haut. Aber es schadet nicht, sowas mal gesehen zu haben, und sei's nur aus historischen Gründen.
Beitrag wurde zuletzt am 19.03.2020 00:26 geändert.
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